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Des Teufels Alternative

Des Teufels Alternative

Titel: Des Teufels Alternative Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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einer Einigung mit uns kommen müssen. Sonst kriegen sie das Getreide nicht.
    Andererseits wird Sokolow Ihnen einen zähen Kampf liefern. Wir wissen, daß jedes Zugeständnis in Abrüstungsfragen von Moskau genehmigt werden muß, aber Moskau wird sich rasch entscheiden müssen, weil sonst die Zeit knapp wird.
    Noch etwas, Ed. Wir wissen, daß wir Maxim Rudin keine zu hohen Forderungen stellen dürfen; er könnte darüber stürzen. Aber falls er das Getreide nicht bekommt, stürzt er möglicherweise auch. Es kommt darauf an, den richtigen Mittelweg zu finden und möglichst viele Zugeständnisse herauszuholen, ohne eine Revolte im Politbüro zu provozieren.«
    Campbell nahm seine Brille ab und rieb sich den Nasenrücken. Er hatte vier Jahre damit verbracht, als SALT-Unterhändler zwischen Washington und Genf hin und her zu pendeln, und wußte aus Erfahrung, wie schwierig es war, mit den Russen zu verhandeln.
    »Das klingt alles ganz gut, David. Aber Sie wissen ja, daß sie ihre eigene innere Position nie preisgeben. Mir wäre verdammt viel damit geholfen, wenn ich wüßte, wie weit ich gehen kann und wo ihr Verhandlungsspielraum zu Ende ist.«
    David Lawrence öffnete seinen Aktenkoffer und nahm einen Stapel Papiere heraus. Er hielt sie Campbell hin.
    »Was ist das?« fragte Campbell. Lawrence wählte seine Worte sorgfältig.
    »Vor elf Tagen hat das vollzählige Moskauer Politbüro Rudin und Rykow zur Aufnahme dieser Verhandlungen ermächtigt – aber nur mit sieben gegen sechs Stimmen. Im Politbüro gibt es eine Gegenbewegung, die die Verhandlungen ablehnt und Rudin stürzen will. Nachdem die Politbüromitglieder sich wegen der Gespräche mit uns geeinigt hatten, haben sie genau festgelegt, was Professor Sokolow zugestehen darf und was nicht. Werden diese Grenzen überschritten, wird Rudin wahrscheinlich gestürzt werden. Und das würde uns schwere, sehr schwere Probleme bringen.«
    »Und was sollen diese Unterlagen hier?« fragte Campbell und hielt die Blätter hoch.
    »Die sind gestern abend aus London eingetroffen«, antwortete Lawrence. »Es ist das Wortprotokoll dieser Politbürositzung.«
    Campbell starrte die Papiere verblüfft an.
    »Großer Gott«, flüsterte er, »jetzt können wir ihnen unsere Bedingungen diktieren …«
    »Nein, nicht ganz«, korrigierte Lawrence ihn. »Wir können das Maximum dessen fordern, was die gemäßigte Fraktion im Politbüro durchzusetzen vermag. Verlangen wir zuviel, stehen wir am Schluß vielleicht mit leeren Händen da.«
    Der Besuch der britischen Premierministerin und ihres Außenministers zwei Tage später in Washington wurde in der Presse als »zwanglos« beschrieben. Die erste Frau, die das Amt des britischen Premierministers bekleidete, wollte eine Rede auf der Jahresversammlung der English-speaking Union halten und bei dieser Gelegenheit dem amerikanischen Präsidenten einen Höflichkeitsbesuch abstatten.
    Aber der eigentliche Zweck dieses Besuches war eine Zusammenkunft im Ovalen Zimmer des Weißen Hauses, wo Präsident Matthews, neben sich seinen Sicherheitsberater Stanislaw Poklewski und seinen Außenminister David Lawrence, die britischen Gäste ausführlich über den hoffnungsvollen Beginn der Castletown-Konferenz unterrichtete. Die Tagesordnung sei ungewöhnlich schnell angenommen worden, berichtete der Präsident.
    Die beiden Delegationen hatten sich auf drei Themenkomplexe geeinigt, ohne daß die Sowjets wie sonst gegen jeden Punkt und jedes Komma Einspruch erhoben hätten.
    Präsident Matthews gab der Hoffnung Ausdruck, daß nach jahrelangen erfolglosen Gesprächen nun die Verhandlungen in Castletown zu einer umfassenden Abrüstung entlang des Eisernen Vorhangs zwischen der Ostsee und dem Ägäischen Meer führen würden.
    Der entscheidende Punkt wurde erst angesprochen, als das Treffen der beiden Regierungschefs fast beendet war.
    »Wir halten es für unerläßlich, Ma’am, daß die Geheiminformationen, ohne die unser Konferenzziel wahrscheinlich gefährdet wäre, uns weiterhin wie bisher erreichen.«
    »Sie meinen die Nachtigall«, stellte die britische Premierministerin energisch fest.
    »Ganz recht, Ma’am«, bestätigte Matthews. »Es ist unbedingt erforderlich, daß die Nachtigall weiterarbeitet.«
    »Ich habe Verständnis für Ihren Standpunkt, Mr.   President«, erwiderte die Premierministerin ruhig. »Aber ich glaube, daß es sich dabei um eine äußerst riskante Angelegenheit handelt. Ich schreibe Sir Nigel nicht vor, was er als Leiter seines

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