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Des Teufels Alternative

Des Teufels Alternative

Titel: Des Teufels Alternative Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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halbe Politbüro gegen sich hat. Und dieser Faden wird allmählich extrem dünn.«
    Die Füße gegen das Holzfeuer im Klinkerkamin gestreckt, starrte der Deputy Director (Intelligence) der CIA in seinen Cognacschwenker.
    »Da kann ich Ihnen nicht widersprechen, Barry«, antwortete er zurückhaltend.
    »Außerdem meinen wir, daß Rudin gestürzt werden könnte, falls es ihm nicht gelingt, dem Politbüro weiterhin die Konzessionen abzuringen, die er auf der Castletown-Konferenz machen muß. Dann käme es wegen des Nachfolgers zu einem Kampf, der vom gesamten Zentralkomitee entschieden würde. Und dort hat Jefrem Wischnajew leider nicht nur viel Einfluß, sondern auch viele Freunde.«
    »Richtig«, bestätigte Kahn. »Aber das gilt auch für Wassili Petrow. Vielleicht noch mehr als für Wischnajew.«
    »Zweifellos«, stimmte Ferndale zu. »Petrow könnte der nächste Vorsitzende werden. Aber um das zu erreichen, braucht er den Rückhalt durch Rudin, der freiwillig abgetreten sein müßte. Und er braucht Iwanenkos Unterstützung, der mit dem KGB Marschall Kerenskis Einfluß aufwiegen würde.«
    Kahn lächelte zu seinem Gast hinüber.
    »Sie ziehen bei Ihrem Spiel mit vielen Bauern, Barry. Was haben Sie vor?«
    »Ich wollte nur ein paar Eindrücke austauschen«, antwortete Ferndale.
    »Gut, tauschen wir also Eindrücke aus. Wir in Langley denken so ziemlich das gleiche wie Sie. Außenminister Lawrence ist ebenfalls Ihrer Ansicht. Stan Poklewski dagegen will den Sowjets in Castletown noch mehr zusetzen. Der Präsident steht in der Mitte – wie meistens.«
    »Aber Castletown ist für ihn ziemlich wichtig, oder?« erkundigte sich Ferndale.
    »Sogar sehr wichtig. Ende nächsten Jahres läuft seine Amtszeit aus. In dreizehn Monaten finden Präsidentschaftswahlen statt. Bill Matthews möchte mit Glanz abtreten und einen umfassenden Abrüstungsvertrag hinterlassen.«
    »Wir glauben aber …«
    »Aha«, sagte Kahn, »jetzt wollen Sie mit Ihrem Springer ziehen, nehme ich an.«
    Ferndale zuckte grinsend mit den Schultern.
    »Wir glauben«, sagte er, »daß die Castletown-Konferenz platzen würde, wenn Rudin jetzt entmachtet wird. Unserer Meinung nach braucht er etwas von Ihrer Seite, was die Wankelmütigen seines Flügels davon überzeugt, daß er in Castletown Erfolg hat und daß er deshalb unterstützt werden sollte.«
    »Konzessionen?« fragte Kahn. »Wir haben letzte Woche die endgültigen Zahlen von der sowjetischen Getreideernte bekommen. Die Russen sitzen auf einem Pulverfaß – so hat Poklewski es zumindest ausgedrückt.«
    »Er hat recht«, gab Ferndale zu. »Und das Pulverfaß kann jeden Moment explodieren. Genau darauf wartet der liebe Genosse Wischnajew mit seinem Kriegsplan. Wir wissen alle, was das nach sich ziehen würde.«
    »Ja, so sieht es aus«, sagte Kahn. »Das ist im großen und ganzen auch meine Interpretation der Nachtigall-Unterlagen. Ich bereite gerade eine Ausarbeitung für den Präsidenten vor. Er braucht sie nächste Woche, wenn er und Benson mit Lawrence und Poklewski zusammenkommen.«
    »Das sind also die Zahlen der diesjährigen sowjetischen Getreideernte, die vor einem Monat abgeschlossen worden ist?« fragte Präsident Matthews.
    Er sah zu den vier Männern hinüber, die vor seinem Schreibtisch saßen. In dem Marmorkamin an der gegenüberliegenden Wand knisterte ein offenes Feuer und unterstrich den Eindruck behaglicher Wärme in dem Raum, dessen Heizkörper voll aufgedreht waren. An diesem Novembermorgen waren die weiten Rasenflächen vor den Fenstern zum erstenmal weiß von Rauhreif gewesen. Als Südstaatler hatte William Matthews es gern warm.
    Robert Benson und Dr.   Myron Fletcher nickten gleichzeitig. David Lawrence und Stanislaw Poklewski studierten noch einmal das Material.
    »Wir haben aus allen Quellen geschöpft, um diese Zahlen zu erhalten, Mr.   President«, sagte Benson. »Sämtliche Angaben sind äußerst sorgfältig miteinander verglichen worden. Wir können uns um höchstens fünf Prozent hin oder her irren – nicht um mehr.«
    »Und wie wir von der Nachtigall wissen, stimmt sogar das Politbüro mit uns überein«, bemerkte der Außenminister.
    »Insgesamt hundert Millionen Tonnen«, murmelte der Präsident nachdenklich. »Das reicht ihnen bis Ende März, wenn sie den Gürtel energisch enger schnallen.«
    »Im Januar müssen sie anfangen, das Vieh zu schlachten«, ergänzte Poklewski. »Wenn sie überleben wollen, müssen sie in spätestens einem Monat weitreichende

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