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Des Teufels Alternative

Des Teufels Alternative

Titel: Des Teufels Alternative Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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dem Monstrum gearbeitet, seinen Rumpf zusammengeschweißt, -genietet und -geschraubt. Riesige Bauteile aus extrahartem Stahl waren von Portalkränen in vorausberechnete Positionen gehoben worden und hatten dem Rumpf und den Aufbauten Form verliehen. Als die Männer die Seile und Ketten, Leinen und Taue von dem Schiff einholten, lag die Freya endlich allen Blicken offen da: versehen mit 20 Schichten Rostschutzfarbe, bereit für das Meer.
    Schließlich waren nur mehr die Helligen übrig, auf denen die Freya ruhte. Die Männer, die dieses größte Trockendock der Welt in Chita bei Nagoya an der Isebucht gebaut hatten, hätten sich nie träumen lassen, daß es einmal so verwendet werden würde. Es war das einzige Dock, das einen Millionentonner aufnehmen konnte, und die Freya war das erste und das letzte Schiff dieser Größe, das dort gebaut werden sollte. Arbeiter versammelten sich an den Absperrungen, um die Feierlichkeiten zu verfolgen.
    Die religiöse Zeremonie dauerte eine halbe Stunde. Ein Schintopriester erflehte den Segen der Götter für die Erbauer, die Ausrüster und die zukünftige Besatzung des Schiffes, damit sie zu Lande und zu Wasser vor Gefahren sicher waren. Thor Larsen nahm barfüßig an dem Gottesdienst teil, zusammen mit seinem Leitenden Ingenieur und seinem Ersten Offizier, dem Schiffsbaumeister des Reeders, der die Bauarbeiten von Anfang an überwacht hatte, und dem Schiffsbaumeister der Werft.
    Kurz vor Mittag wurden die Schleusen geöffnet, und der Westpazifik stürzte tosend in das Dock.
    Der Werftdirektor hatte zu einem Bankett eingeladen. Als es vorüber war, kehrte Thor Larsen ans Trockendock zurück. Stig Lundquist, sein Erster Offizier, und Björn Erikson, sein Leitender Ingenieur, beide aus Schweden, begleiteten ihn.
    »Sagenhaft«, sagte Lundquist bewundernd, während das Wasser an dem Rumpf der Freya emporstieg.
    Kurz vor Sonnenuntergang ächzte die Freya wie eine erwachende Riesin, bewegte sich eine Handbreit, ächzte wieder, löste sich von den Helligen und schwamm auf. Die 4000japanischen Werftarbeiter auf dem Dockgelände brachen ihr diszipliniertes Schweigen und schrien begeistert auf. Hunderte von weißen Schutzhelmen wurden in die Luft geworfen; die Handvoll Skandinavier stimmte in den jubel ein. Alle schüttelten sich die Hände und klopften sich gegenseitig auf den Rücken. Die Riesin lag geduldig da, als spüre sie, daß ihre Zeit erst kommen werde.
    Am nächsten Tag wurde sie aus dem Dock zum Ausrüstungskai geschleppt, wo sie drei Monate lang erneut Tausende von Arbeitern beherbergen sollte, die wie besessen schuften würden, um sie für das Meer jenseits der Bucht auszurüsten.
    Sir Nigel las die letzten Zeilen des von Nachtigall gelieferten Protokolls, klappte die Akte zu und lehnte sich zurück.
    »Na, was halten Sie davon, Barry?«
    Barry Ferndale hatte die meiste Zeit seines Berufslebens damit verbracht, die Sowjetunion, ihre Herrscher und ihre Machtstruktur zu studieren. Er hauchte seine Brillengläser noch einmal an, um sie dann zu polieren.
    »Das ist ein weiterer Schlag, den Maxim Rudin überstehen muß«, antwortete er. »Iwanenko ist einer seiner treuesten Anhänger. Und er ist ungewöhnlich klug. Wenn er jetzt im Krankenhaus liegt, muß Rudin auf einen seiner fähigsten Berater verzichten.«
    »Behält Iwanenko seine Stimme im Politbüro?« wollte Sir Nigel wissen.
    »Möglicherweise kann er sich vertreten lassen, falls es zu einer weiteren Abstimmung kommen sollte, aber das ist nicht entscheidend. Selbst wenn es bei einer Abstimmung sechs zu sechs stünde, würde die Stimme des Vorsitzenden den Ausschlag geben. Die Gefahr besteht darin, daß einer oder zwei Unschlüssige auf die andere Seite überlaufen könnten. Solange Iwanenko auf den Beinen gewesen ist, hat er selbst in diesen Kreisen Angst und Schrecken verbreitet. Iwanenko im Sauerstoffzelt dürfte weniger angsteinflößend wirken.«
    Sir Nigel schob Ferndale die Akte über den Schreibtisch zu.
    »Barry, ich möchte, daß Sie damit nach Washington fliegen. Sie statten den Cousins selbstverständlich nur einen Höflichkeitsbesuch ab. Aber versuchen Sie, sich mit Ben Kahn zum Essen zu treffen, um mit ihm unter vier Augen seinen und unseren Eindruck zu vergleichen. Diese Sache wird allmählich verdammt riskant.«
    »Wie wir die Sache sehen, Ben«, sagte Ferndale zwei Tage später nach dem Abendessen zu Kahn in dessen Haus in Georgetown, »hängt Maxim Rudins Schicksal an einem seidenen Faden, weil er das

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