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Des Teufels Alternative

Des Teufels Alternative

Titel: Des Teufels Alternative Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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Zugeständnisse in Castletown machen.«
    Der Präsident legte den Bericht über die sowjetische Getreideernte weg und griff nach Ben Kahns Ausarbeitung, die der CIA-Direktor ihm vorgelegt hatte. Jeder der fünf Männer hatte sich bereits mit der Analyse auseinandergesetzt. Benson und Lawrence hielten sie für richtig; Dr.   Fletcher war nicht nach seiner Meinung gefragt worden; Poklewski hatte sich gegen sie ausgesprochen.
    »Wir wissen so gut wie die Sowjets, daß sie sich in einer verzweifelten Lage befinden«, stellte Matthews fest. »Die Frage ist nur: Wieviel können wir von ihnen fordern?«
    »Wie Sie vor einigen Wochen gesagt haben, Mr.   President«, antwortete Lawrence, »müssen wir hart verhandeln, um das Beste für Amerika und die freie Welt herauszuholen. Verhandeln wir aber zu hart, zwingen wir Rudin dazu, die Gespräche abzubrechen, um sich vor seinen eigenen Falken zu retten. Wir müssen einen gangbaren Mittelweg finden. Ich glaube, daß wir bei einem Punkt angelangt sind, wo eine freundliche Geste gegenüber den Sowjets angebracht wäre.«
    »Weizen?«
    »Futtermittel, damit sie nicht alles Vieh zu schlachten brauchen«, schlug Benson vor.
    »Was schlagen Sie vor, Dr.   Fletcher?« fragte der Präsident.
    Der Mann aus dem Landwirtschaftsministerium zuckte mit den Schultern.
    »Wir könnten jederzeit liefern, Mr.   President«, bestätigte er. »Und ein großer Teil der sowjetischen Handelsflotte Sowfracht ist auslaufbereit. Wir schließen das aus der Tatsache, daß die Schiffe nicht unterwegs sind, obwohl sie wegen ihrer subventionierten Frachtraten alle beschäftigt sein müßten. Sie sind über die Schwarzmeerhäfen und entlang der russischen Pazifikküste verteilt. Sie können nach Amerika auslaufen, sobald der Befehl aus Moskau kommt.«
    »Bis wann spätestens muß diese Entscheidung gefallen sein?« fragte Präsident Matthews.
    »Bis Neujahr«, antwortete Benson. »Wenn sie wissen, daß sie Hilfe bekommen, brauchen sie das Vieh nicht zu schlachten.«
    »Ich rate Ihnen dringend, nicht weich zu werden!« sagte Poklewski beschwörend. »Bis März sind sie verzweifelt!«
    »Verzweifelt genug, um soweit abzurüsten, daß der Frieden für ein Jahrzehnt gesichert ist, oder verzweifelt genug, um einen Krieg anzufangen?« fragte Matthews. »Meine Herren, bis Weihnachten treffe ich meine Entscheidung. Im Gegensatz zu Ihnen muß ich die Zustimmung der Vorsitzenden von fünf Senatsausschüssen einholen: Verteidigung, Landwirtschaft, Außenpolitik, Wirtschaft und Haushalt. Und dort darf ich nicht von der Nachtigall erzählen, stimmt’s, Bob?«
    Der CIA-Direktor schüttelte den Kopf.
    »Nein, Mr.   President. Kein Wort darf darüber fallen. Im Senat gibt es zu viele Mitarbeiter, zu viele undichte Stellen. Wenn jetzt bekannt würde, was wir tatsächlich wissen, könnte das katastrophale Folgen haben.«
    »Gut, dann bis Weihnachten.«
    Am 15.   Dezember erhob sich Professor Iwan I. Sokolow im Castletown House und begann, das Typoskript einer Rede vorzulesen. Getreu ihrer langen Tradition als Bewahrerin und Förderin des Weltfriedens und eingedenk ihrer oftmals wiederholten Bekenntnisse zur friedlichen Koexistenz sei die Sowjetunion nunmehr bereit …
    Edwin J. Campbell, der dem sowjetischen Kollegen am Verhandlungstisch gegenüber saß, beobachtete ihn mit gewissem Mitgefühl. Nach zwei Monaten harter Arbeit hatte sich zwischen den beiden Delegationsleitern ein recht gutes persönliches Verhältnis entwickelt – soweit das mit ihren Positionen und ihren Pflichten zu vereinbaren war.
    In Verhandlungspausen hatten sie sich gegenseitig in den Aufenthaltsräumen besucht. In dem sowjetischen Salon, in dem außer der Moskauer Delegation selbstverständlich auch KGB-Agenten anwesend waren, hatten sie sich freundlich, aber etwas steif unterhalten. Im amerikanischen Salon, in den er ohne Begleitung gekommen war, war Sokolow so weit aufgetaut, daß er Campbell Urlaubsfotos von seinen Enkeln an einem Schwarzmeerstrand gezeigt hatte. Als führendes Mitglied der Akademie der Wissenschaften wurde der Professor für seine Treue gegenüber der Partei und ihrer Sache reichlich belohnt: Er verfügte über eine Limousine mit Chauffeur, eine Stadtwohnung, eine Datscha, ein Ferienhaus am Meer und durfte in den Berioskaläden einkaufen. Campbell machte sich keine Illusionen darüber, daß Sokolow bezahlt wurde – für seine Loyalität und für seine Bereitschaft, seine Fähigkeiten in den Dienst eines Regimes zu stellen,

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