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Des Teufels Kardinal

Des Teufels Kardinal

Titel: Des Teufels Kardinal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Allan Folsom
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in den Fels hineingehauenes Luxus-bad mit Marmorwanne und vergoldeten Armaturen.
    Diese Höhle oder Grotte, das hatte Mooi berichtet, lag auf den zur Villa Lorenzi gehörenden Ländereien und war vor vielen Jahren von Eros Barbu, ihrem berühmten Besitzer, entdeckt worden. Zunächst hatte er sie in einen riesigen Weinkeller verwandelt; später waren die Suiten eingerichtet worden, wobei Barbu, der eine Villa im Süden Mexikos besaß, alle Handwerker von dort geholt und nach beendeter Arbeit zurückgeschickt hatte. Nur so ließ sich die Existenz des Höhlensystems selbst vor den Einheimischen geheimhalten. Der vierund-sechzigjährige Eros Barbu war nicht nur ein weltbekannter Bestsel-lerautor, sondern auch als ein Mann berühmt, dessen Legende sich bereits in seinem Namen widerspiegelte. Seine Grotte war zu einem romantischen, höchst verschwiegenen Treffpunkt für Schäferstündchen mit einigen der schönsten und prominentesten Frauen der Welt geworden.
    So romantisch die neuere Geschichte der Grotte auch sein mochte, für Elena war sie nur ein Ort des Schreckens und der Einsamkeit. Sie sah noch immer Luca Fanari mit seinem vor Wut und Entsetzen ver-zerrten Gesicht vor sich, als er den Anruf entgegengenommen hatte.
    Seine Frau war tot, grausam ermordet, ihr Leichnam in der Wohnung verbrannt, in der sie seit ihrer Hochzeit gelebt hatten. Kurz nach diesem Telefongespräch war Luca verschwunden, um zu ihrer Beerdigung nach Pescara zu fahren und bei ihren drei Kindern zu sein.
    Marco und Pietro hatten ihn begleitet.
    »Gott beschütze euch«, hatte Elena ihnen nachgerufen, als sie mit ihrem einzigen Transportmittel, einem kleinen Kunststoffboot mit Außenbordmotor, weggefahren waren, um in Bellagio das erste Tragflügelboot nach Como zu erreichen.
    Und nun war sie mit Michael Roark allein, der in dem Raum hinter ihr schlief, und betete darum, Gott möge sie bald das Geräusch des 264
    Außenbordmotors eines zurückkommenden Boots hören lassen. Aber sie hörte nur den sanften Wellenschlag an den Felswänden.
    Als sie eben hineingehen wollte, weil sie zu dem Schluß gekommen war, ihr bleibe nichts anderes übrig, als ihre Mutter Oberin in Siena anzurufen, ihr zu berichten, was geschehen war, und sie um Anweisungen zu bitten, hörte sie das von den Wänden der Grotte widerhallende ferne Brummen eines Motorboots. Dann sah sie den hellen Strahl des Suchscheinwerfers, hörte, wie die Motoren gedrosselt wurden, und sah das elegante Motorboot herangleiten. Gesteuert wurde es von Edward Mooi.

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    Als das Boot vertäut war, stiegen drei Personen aus: Edward Mooi sowie ein Mann und eine Frau, die Elena nicht kannte.
    »Die Männer sind fort«, sagte sie rasch.
    »Ich weiß.« Mooi wirkte ernst, während er ihr die beiden Leute vorstellte, die er mitgebracht hatte. Sie waren langjährige, absolut vertrauenswürdige Angestellte Barbus, die bei Michael Roark bleiben sollten, während Elena nach Bellagio fuhr.
    »Bellagio?« fragte sie überrascht.
    »Ich möchte, daß Sie jemanden aufsuchen – einen amerikanischen Priester – und hierherbringen.«
    »Hierher in die Grotte?«
    »Ja.«
    Elena betrachtete den Mann und die Frau, dann sah sie wieder zu Edward Mooi hinüber. »Warum gerade ich? Warum nicht Sie selbst oder einer Ihrer Leute?«
    »Weil man uns in Bellagio kennt und Sie nicht.«
    Elena musterte die beiden erneut. Salvatore und Marta, so hatte Edward Mooi sie vorgestellt. Sie schwiegen, erwiderten aber ihren Blick. Beide schienen Anfang Fünfzig zu sein. Salvatore war braungebrannt, Marta nicht, was darauf schließen ließ, daß er im Freien und sie in der Villa arbeitete. Beide trugen einen Ehering, aber Elena konnte nicht beurteilen, ob sie miteinander verheiratet waren. Das machte keinen Unterschied, denn ihr Blick sagte alles. Sie waren ängstlich und besorgt, aber zugleich wachsam und entschlossen. Und sie würden alles tun, was Edward Mooi von ihnen verlangte.
    »Wer ist dieser Priester?« fragte Elena.
    »Ein Verwandter Michael Roarks«, sagte Edward Mooi.
    »Nein, das stimmt nicht!« widersprach sie nachdrücklich. Sie empfand keine Angst, sondern war nur zornig darüber, daß Luca, Marco, Pietro oder ihre eigene Mutter Oberin ihr das nicht schon früher gesagt hatte.
    »Es gibt keinen Michael Roark, oder falls es doch einen gibt, ist er nicht der Mann dort drinnen.« Sie deutete auf die Tür des Raums, in 266
    dem ihr Patient schlief. »Er ist Pater Daniel Addison, nach dem die Polizei fahndet, weil er

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