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Des Teufels Kardinal

Des Teufels Kardinal

Titel: Des Teufels Kardinal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Allan Folsom
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mußte sich eingestehen, daß er sich getäuscht hatte, und anderswo weitermachen. Trotzdem…
    Er blieb stehen und sah sich um. Vor ihm lag das Bootshaus, dahinter der See. Rechts von ihm hatten die Hundeführer und die Carabinieri die Villa schon fast erreicht. Edward Mooi war längst verschwunden.
    Was hatte er übersehen?
    Links von der Villa, zwischen ihr und dem Bootshaus, lag die Anlegestelle mit der reichverzierten Steinbalustrade, wo der Bootsführer des Tragflügelboots den flüchtigen Priester und seine Begleiter abgesetzt haben wollte.
    Roscani starrte wieder das Bootshaus an. Seine Finger berührten wie von selbst seine Lippen, und er nahm einen Zug von seiner Phantomzigarette. Dann ließ er die imaginäre Zigarette fallen, trat sie aus, ohne das Bootshaus aus den Augen zu lassen, ging zurück und trat ein.

    269
    Von der Treppe aus war nichts als das unten am Steg vertäute Motorboot mit dem für seinen Betrieb nötigen Zubehör zu sehen. Vorn war das Bootshaus zum See hin offen.
    Schließlich ging er die Treppe hinunter und schritt das Boot in ganzer Länge auf dem Steg ab. Vom Bug zum Heck. Vom Heck zum Bug. Immer auf der Suche nach etwas, das er vielleicht übersehen hatte. Dann ging er an Bord. Begutachtete das Bootsinnere, die Sitze, den Steuerstand. Die Hunde hatten angeschlagen, aber nichts gefunden. Zu sehen war auch nichts. Ein Boot war ein Boot, und er vergeudete hier seine Zeit. Als er schon wieder auf den Steg zurückklet-tern wollte, fiel ihm noch etwas auf. Er trat ans Heck und betrachtete die beiden Yamaha-Außenbordmotoren. Dann kniete er nieder, griff mit einer Hand über Bord, tastete die Motorgehäuse ab und berührte dabei vorsichtig ihre Unterseiten oberhalb der Antriebswelle. Beide waren warm.

    270
    74
    Bellagio.
    8.00 Uhr
    Elena Voso überquerte den Platz und ging die lange Treppe zur Uferstraße hinunter. Kleine Läden, die hauptsächlich an Touristen verkauften, säumten den Weg zum See hinab. Die meisten hatten bereits geöffnet. Das Verkaufspersonal und die ersten Kunden waren fröhlich, lächelten und schienen sich auf einen schönen Tag zu freu-en.
    Vor ihr lag der See, auf dem Segelboote kreuzten. Jenseits der Uferstraße lag die Anlegestelle der Tragflügelboote. Wann das erste Boot gefahren sein mochte und ob Luca, Marco und Pietro schon in Como waren, vielleicht auf dem Bahnhof, wo sie auf den Zug nach Mailand warteten? Unten am Fuß der Treppe stand das Hôtel du Lac.
    Nachdem Edward Mooi die Grotte mit dem Motorboot verlassen hatte, war Elena mit Salvatore und Marta zu Pater Daniel hineingegangen, wie sie ihn jetzt wohl nennen mußte. Er war wach, stützte sich auf einen Ellbogen und beobachtete sie, als sie hereinkamen.

Elena stellte ihm die beiden als Freunde vor, die ihn für kurze Zeit versorgen würden, während sie unterwegs sein mußte. Obwohl seine Stimmbänder wieder soweit funktionierten, daß er in kurzen Sätzen reden konnte, äußerte Pater Daniel sich nicht dazu. Statt dessen starrte er sie forschend an, als ahne er, daß sie herausbekommen hatte, wer er in Wirklichkeit war.
    »So sind Sie gut versorgt«, sagte Elena schließlich und überließ ihn Marta, die angeboten hatte, seine Verbände zu wechseln, was darauf schließen ließ, daß sie eine ausgebildete Krankenpflegerin war.
    Dann führte Salvatore Elena in einen ihr unbekannten Teil des Höhlensystems. Der schmale Fußweg schlängelte sich durch mehrere große und kleine Höhlen und endete schließlich vor einem Lastenaufzug, der mit ihnen etwa hundert Meter weit durch einen natürlichen Felseinschnitt nach oben ratterte.
    Oben stiegen sie in dichtem Unterholz aus und folgten einem Waldweg zu einer Forststraße hinunter, auf der Salvatore einen 271
    klapprigen Lastwagen stehen hatte. Er half Elena einsteigen und erklärte ihr auf der Fahrt zum Ortsrand von Bellagio, wohin sie gehen und was sie dort tun sollte.
    Nun, jetzt war sie da, stand am Fuß der Treppe gegenüber dem Hôtel du Lac und sah nichts als Polizei. Der Menschenauflauf befand sich genau vor ihr: ein Krankenwagen, drei Streifenwagen und viele Neugierige befanden sich auf der anderen Straßenseite in der Nähe der Anlegestelle am See. Links vor Elena lag der kleine Park mit der Telefonzelle, aus der sie Pater Daniels Bruder im Hotel anrufen sollte.
    »Da ist jemand ertrunken«, hörte Elena eine Frau sagen, während andere Leute die Treppe herunterkamen, sich an ihr vorbeidrängten und über die Straße liefen, um zu sehen, was

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