Des Teufels Kardinal
Wohnungsmiete hätte leisten können. Worauf wollen Sie also hinaus?«
»Das Geld ist von jemand anders gekommen, Mr. Addison.«
»Von wem?« Harry sah aufgebracht zu Pio hinüber, bevor er sich wieder auf Roscani konzentrierte.
Der Kriminalbeamte starrte ihn durchdringend an, hob seine rechte Hand, mit der er die Zigarette hielt, und deutete damit auf Harry.
»Von Ihnen, Mr. Addison.«
Harrys Mund war plötzlich trocken. Er versuchte zu schlucken, aber das gelang ihm nicht. Deshalb hatten sie ihn also vom Flughafen abgeholt und in die Questura gefahren! Aus irgendwelchen Gründen galt Danny als Hauptverdächtiger, und jetzt versuchten sie, auch ihn in diese Sache hineinzuziehen. Aber das würde er sich nicht gefallen lassen. Harry schob seinen Stuhl zurück und stand ruckartig auf.
»Ich möchte mit der amerikanischen Botschaft telefonieren. Sofort!«
»Sag’s ihm«, forderte Roscani seinen Kollegen auf italienisch auf.
Pio verließ seinen Platz am Fenster und durchquerte den Raum.
»Wir haben gewußt, daß Sie nach Rom kommen würden. Und mit welchem Flug. Aber nicht aus dem Grund, den Sie vermutet haben.«
Pios ganze Art wirkte umgänglicher als Roscanis, aber das konnte daran liegen, daß er amerikanisch gefärbtes Englisch sprach.
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»Letzten Samstag haben wir das FBI um Amtshilfe gebeten. Bis unsere Kollegen Sie gefunden hatten, waren Sie schon auf dem Weg hierher.« Er setzte sich auf die Kante von Roscanis Schreibtisch.
»Natürlich haben Sie das Recht, jederzeit mit Ihrer Botschaft zu telefonieren. Aber Sie sollten sich darüber im klaren sein, daß Sie dann sehr rasch mit dem LEGATS reden.«
»Nicht ohne einen Anwalt.« Harry wußte, wer die LEGATS waren.
Die Abkürzung bezeichnete legal attachés – vom FBI in US-Botschaften abkommandierte Special Agents, die mit der örtlichen Polizei zusammenarbeiteten. Aber die Drohung blieb wirkungslos.
Auch wenn Harry schockiert war, hatte er nicht die Absicht, sich von der römischen Polizei, dem FBI oder sonst jemandem weiter verhö-
ren zu lassen, ohne einen gewieften italienischen Anwalt neben sich zu haben.
»Fare venire mandato di cattura.« Roscani sah zu Pio hinüber.
Harry reagierte ungehalten. »Reden Sie englisch!«
Roscani stand auf und kam hinter seinem Schreibtisch hervor. »Ich habe ihn aufgefordert, einen Haftbefehl ausstellen zu lassen.«
»Mit welcher Begründung?«
»Augenblick, bitte.« Pio sah Roscani an und nickte zur Tür hin-
über. Roscani ignorierte ihn, starrte weiter Harry an und tat so, als habe Harry Kardinal Parma ermordet.
Nun nahm Pio seinen Kollegen beiseite und sprach halblaut auf ihn ein. Roscani zögerte. Pio sagte noch etwas. Roscani gab nach, und die beiden gingen hinaus.
Harry beobachtete, wie die Tür sich hinter ihnen schloß, dann wandte er sich ab. Die Rothaarige am Computer schaute zu ihm her-
über. Harry ignorierte sie und trat ans Fenster. Durch das dicke Glas sah er unter sich die schmale gepflasterte Straße und gegenüber ein der Questura ähnliches Gebäude. Am Ende der kleinen Straße schien eine Feuerwache zu liegen. Er kam sich wie im Gefängnis vor.
Wo war er hier hineingeraten? Was war, wenn sie recht hatten, wenn Danny wirklich etwas mit dem Attentat zu tun gehabt hatte?
Aber das war eine verrückte Idee. Oder doch nicht? Als Jugendlicher war Danny mehrmals mit dem Gesetz in Konflikt gekommen. Nicht häufig, aber doch ein paarmal wie viele orientierungslose Jugendli-32
che. Diebstahl, Sachbeschädigung, Körperverletzung und dergleichen. Das war einer der Gründe für seinen Eintritt ins Marinekorps gewesen – als Mittel, um sein Leben durch Disziplin in den Griff zu bekommen. Aber das alles lag nun schon lange zurück, und Danny war bei seinem Tod ein erwachsener Mann und seit vielen Jahren Priester gewesen. Ihn sich als Killer vorzustellen, war unmöglich.
Trotzdem, Harry mochte nicht daran denken, aber es war eine Tatsache, konnte Danny das Töten im Marinekorps gelernt haben. Und dazu sein rätselhafter Anruf. Was war, wenn er deswegen angerufen hatte? Was war, wenn er es getan hatte und dann mit niemandem darüber sprechen konnte?
Die Tür ging wieder auf, und Pio kam allein herein. Harry sah an ihm vorbei, weil er auf Roscani wartete, aber Roscani blieb verschwunden.
»Sie haben ein Hotelzimmer gebucht, Mr. Addison?«
»Ja.«
»Wo?«
»Im Hassler.«
»Ich sorge dafür, daß Ihr Gepäck hingebracht wird.« Pio griff in seine Jackentasche, zog Harrys Reisepaß heraus
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