Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Des Teufels Kardinal

Des Teufels Kardinal

Titel: Des Teufels Kardinal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Allan Folsom
Vom Netzwerk:
Außerdem zerfetzt er Metall in winzige Stücke.
    Damit ist der Bus nach Assisi in die Luft gejagt worden. Diese Tatsache ist heute morgen von Fachleuten nachgewiesen worden und wird heute nachmittag bekanntgegeben.«
    Diese Information war vertraulich, das wußte Harry. Sie gehörte zu dem, was Pio ihm versprochen hatte. Aber sie sagte ihm wenig oder gar nichts über den Stand ihrer Ermittlungen gegen Danny. Pio verhielt sich nicht anders als Roscani: Er gab nur eben genug preis, um das Gespräch in Gang zu halten.

    35
    »Sie wissen also, womit der Bus in die Luft gejagt worden ist. Wissen Sie auch, von wem?«
    »Nein.«
    »Hat der Anschlag meinem Bruder gegolten?«
    »Das wissen wir nicht. Wir wissen nur, daß wir jetzt zwei getrennte Ermittlungen führen müssen. Wegen der Ermordung eines Kardinals und wegen des Bombenanschlags auf einen Reisebus.«
    Ein alter chinesischer Ober kam an ihren Tisch, musterte Harry flüchtig und schwatzte auf italienisch mit dem Kriminalbeamten. Pio bestellte für beide, ohne einen Blick in die Speisekarte zu werfen.
    Der Ober legte die Hände aneinander, verbeugte sich knapp und ging. Pio sah wieder zu Harry hinüber.
    »Es gibt – oder gab – fünf Kardinäle, die als engste Berater des Papstes fungieren. Kardinal Parma ist einer davon gewesen. Kardinal Marsciano ist ein weiterer.« Pio goß sich ein Glas Mineralwasser ein und wartete auf eine Reaktion Harrys, die jedoch ausblieb. »Haben Sie gewußt, daß Ihr Bruder Kardinal Marscianos Privatsekretär gewesen ist?«
    »Nein.«
    »In dieser Position hat er Zugang zu allen Interna des Heiligen Stuhls gehabt. Unter anderem hat er die Termine des Papstes gekannt
    – wo, wann, für wie lange. Wer seine Gäste sein würden. Wo er welches Gebäude betreten oder verlassen würde. Die Sicherheitsvorkeh-rungen. Schweizergarde oder Polizei, in welcher Stärke… Darüber hat Pater Daniel nie gesprochen?«
    »Ich habe Ihnen bereits gesagt, daß wir kein sehr enges Verhältnis gehabt haben.«
    Pio musterte ihn. »Weshalb?«
    Harry gab keine Antwort.
    »Sie hatten acht Jahre lang nicht mehr mit Ihrem Bruder gesprochen. Aus welchem Grund?«
    »Dazu möchte ich lieber nichts sagen.«
    »Das ist eine sehr einfache Frage.«
    »Ich habe es Ihnen schon erzählt. Manche Dinge stauen sich im Lauf der Zeit an. Alte Geschichten, Familiendinge. Nichts Weltbe-wegendes. Jedenfalls nichts, was mit einem Mord zusammenhängt.«

    36
    Pio schwieg einen Augenblick, dann griff er nach seinem Glas und trank einen Schluck Mineralwasser. »Sie sind zum erstenmal in Rom, Mr. Addison?«
    »Ja.«
    »Warum jetzt?«
    »Ich bin gekommen, um seine Leiche heimzuholen. Aus keinem anderen Grund. Das habe ich Ihnen schon gesagt.«
    Harry spürte, daß Pio zu drängen begann, wie Roscani es getan hatte, weil er etwas Verdächtiges suchte. Eine widersprüchliche Aussage, ein Zögern, einen abgewandten Blick. Irgend etwas, das darauf schließen ließ, Harry lüge oder halte etwas zurück.
    »Ispettore Capo!«
    Der Ober kam wie zuvor grinsend an ihren Tisch. Er machte Platz für vier dampfende Platten, stellte sie zwischen die Männer, schwatzte auf italienisch.
    Harry wartete, bis er gegangen war, und sah Pio dann offen an.
    »Ich sage Ihnen die Wahrheit. Und ich habe nie etwas anderes getan.
    Wollen Sie jetzt nicht Ihr Versprechen halten und mir erzählen, weshalb Sie glauben, daß mein Bruder etwas mit der Ermordung von Kardinal Parma zu tun gehabt hat?«
    Pio forderte Harry mit einer Handbewegung auf, sich von den dampfenden Platten zu bedienen. Aber Harry schüttelte den Kopf.
    »Also gut.« Nun zog Pio ein zusammengefaltetes Blatt Papier aus seiner Jacke und gab es Harry. »Das haben die Madrider Kollegen bei der Durchsuchung von Valeras Wohnung gefunden. Sehen Sie es sich genau an.«
    Harry faltete es auseinander. Es handelte sich um eine vergrößerte Fotokopie eines privaten Telefonverzeichnisses. Die spanischen Namen und Adressen waren handschriftlich eingetragen, die dazugehö-
    rigen Telefonnummern standen rechts. Den Vorwahlnummern nach schien es sich hauptsächlich um Madrider Nummern zu handeln.
    Ganz unten auf der Seite stand eine einzelne Telefonnummer; links von ihr war lediglich ein R eingetragen.
    Damit konnte Harry nichts anfangen. Spanische Namen, Madrider Telefonnummern. Was sollte das bedeuten? Möglicherweise war das 37
    R ganz unten eine Abkürzung für Rom, aber der Name fehlte. Dann begriff Harry plötzlich.
    »Jesus«, sagte er halblaut und sah die

Weitere Kostenlose Bücher