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Des Teufels Kardinal

Des Teufels Kardinal

Titel: Des Teufels Kardinal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Allan Folsom
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sehen, vielleicht die Einfahrt in eine Höhle oder einen Seitenkanal.
    Sie war bestenfalls eineinviertel Meter hoch und nicht viel breiter.
    Mit Glück eben breit genug für ihr Aluminiumboot.
    Hinter ihnen wurde das Röhren der Außenbordmotoren lauter. Harry sah sich um. Das Scheinwerferlicht war heller geworden, das Motorboot machte jetzt offensichtlich mehr Fahrt. Harry setzte die Riemen ein und hielt auf den Schatten zu.

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    »Wir fahren dort rein«, sagte er über die Schulter hinweg zu Elena.
    »Steigen Sie über mich weg nach hinten. Passen Sie auf, daß er sich nicht den Kopf anschlägt.«
    Harry hörte für einen Augenblick zu rudern auf und spürte den Stoff von Elenas Schwesterntracht an seinem Gesicht, als sie über ihn hinwegstieg. Dann ruderte er kraftvoll weiter. Dabei verdrehte sich der rechte Riemen in seiner Hand und kam aus dem Wasser. Das Boot drehte sofort seitlich ab, streifte die Felswand mit metallischem Knirschen, prallte in den Kanal zurück und war dann wieder auf Kurs. Harry ruderte hastig weiter.
    Elena hob erschrocken den Kopf, als der scharfe Bug des Motorboots hinter dem Felsvorsprung auftauchte und in den Kanal eindrehte. Gleichzeitig huschte der helle Lichtstrahl seines Suchscheinwerfers über die Felswände und drehte unbarmherzig auf sie zu, während das Boot um die Biegung kam.
    Harry drehte sich rasch um. Sie befanden sich direkt vor der Höhleneinfahrt.
    »Runter mit Ihnen!« befahl er.
    Er selbst duckte sich ebenfalls und zog die Riemen ein. Ihr Boot glitt in die Einfahrt, in der auf beiden Seiten kaum eine Handbreit Platz blieb. Dabei sah er, wie Elena eine Hand schützend auf Dannys Kopf legte, während das Bootsheck durch die Einfahrt glitt. Dann waren sie in der Höhle.
    Harry ließ sich sofort nach hinten fallen. Er stemmte sich an der niedrigen Höhlendecke ab und zog das Boot Hand für Hand weiter, tiefer in die Höhle hinein. Einen Herzschlag später huschte draußen der Strahl des Suchscheinwerfers vorbei.
    Im nächsten Augenblick wurden die Außenbordmotoren gedrosselt.
    Harry hielt den Atem an. Nach kurzer Zeit sah er das Motorboot vorbeigleiten. Ein blonder Mann mit markantem Profil hob sich sil-houettenhaft von der gegenüberliegenden Felswand ab. Er steuerte mit einer Hand und hatte die andere von hinten unter Salvatores Kinn gelegt. Dann war das Motorboot vorbei, und das Licht nahm rasch ab, während das Kielwasser in die Höhle schwappte.
    Harry streckte instinktiv beide Hände aus, um zu verhindern, daß ihr Boot an die Höhlenwände prallte. Sein Herz jagte, als er sich 296
    aufsetzte und nach draußen horchte. Eine Sekunde, dann zwei. In der dritten hörte er, wie die Außenbordmotoren abgestellt wurden. Im nächsten Augenblick ließ der Wellenschlag nach, und um sie herum herrschte atemlose Stille.

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    Thomas Kind ließ den Bug des Motorboots einen langsamen Bogen beschreiben, bis er wieder in die Richtung zeigte, aus der sie gekommen waren. Seine Augen suchten den Kanal ab, die feuchtglänzenden Wände mit ihren bizarr geformten Felsvorsprüngen und das tiefe, grünschwarze Wasser, von dem das Licht des Suchscheinwerfers in tausend Richtungen zurückgeworfen wurde.
    »Setz dich!« Kind nahm sein Rasiermesser von Salvatores Kehle und nickte zu der parallel zur Bordwand verlaufenden Sitzbank hin-
    über. Sein Blick genügte, und der Italiener gehorchte wortlos. Er verschränkte die Arme, richtete seinen Blick auf die unregelmäßig gestaltete Höhlendecke und betrachtete sie scheinbar konzentriert, um nicht die Leiche seiner Frau ansehen zu müssen, die vor seinen Füßen lag. Kind hatte ihn gezwungen, sie vom Lastenaufzug, wo er sie erschossen hatte, zum Motorboot zu tragen.
    Thomas Kind sah sich nach Salvatore um, bevor er einen flachen schwarzen Nylonbeutel aus seiner Jackentasche zog. Er entnahm ihm einen leichten Kopfhörer, setzte ihn auf, befestigte ein kleines Mikrofon an seinem Jackenkragen und stöpselte die Kabel in das Gerät an seinem Gürtel ein. Nach einem leisen Klicken flammte unter seinen Fingern eine winzige rote Kontrolleuchte auf. Sobald sein Daumen den Lautstärkeregler verschoben hatte, wurden alle Umge-bungsgeräusche verstärkt. Die Echos im Tunnel, der Wellenschlag an den Felswänden. Er horchte angestrengt, während er seinen Oberkörper so drehte, daß das Mikrofon über die Kanalbreite schwenkte, von der linken zur rechten Wand hinüber.
    Nichts zu hören.
    Er schwenkte das Mikrofon langsam zurück. Von der rechten zur

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