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Des Teufels Kardinal

Des Teufels Kardinal

Titel: Des Teufels Kardinal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Allan Folsom
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während sie hilflos wartete und darum betete, daß das Boot mit den Männern weiterfahren würde.
    Thomas Kind stand schweigend da, hielt mit einer Hand das Motorboot von den Felsen weg und drückte mit der anderen den Kopfhörer gegen sein Ohr. Er drehte seinen Oberkörper langsam von links nach rechts und wieder zurück und horchte angestrengt, ohne etwas zu hören.

    301
    Vielleicht waren sie gar nicht hier. Vielleicht war es falsch gewesen, in diesem Kanal zu bleiben. Das Richtmikrofon war extrem empfindlich. Die zerklüfteten Felswände und der Wasserspiegel waren gut reflektierende Flächen, die den Schall mehrfach gebrochen zurückwarfen. Die Stimmen konnten aus einem ganz anderen Teil des Labyrinths gekommen sein. Aus dem Kanal, den er gerade verlassen hatte, oder aus dem vor ihm liegenden, in dem er noch nicht gewesen war.
    In der Dunkelheit war ein leises Knarren zu hören, dann spürte Elena einen vom Kanal hereinkommenden Luftzug. Das Motorboot bewegte sich vom Höhleneingang weg. Der blonde Mann fuhr davon. Sie bekreuzigte sich erleichtert und wartete noch eine Zeitlang, bevor sie zu flüstern wagte.
    »Er ist fort!«
    »Lassen Sie ihm ein paar Mi…«
    Plötzlich ertönte nur wenige Handbreit vor ihr ein lauter, spitzer Schrei.
    Elena fuhr zusammen und bedeckte ihren Mund erschrocken mit einer Hand.
    Der Schrei wiederholte sich, länger und lauter als zuvor.
    »Jesus!« flüsterte Harry.
    Danny wachte auf.

    302
    87
    Ein schrilles Surren hallte über das Wasser, als Thomas Kind auf den Anlaßknopf drückte. Die beiden Zweihundertfünfzig-PS-Außenbordmotoren röhrten los, dann flammte der Suchscheinwerfer auf und beschrieb einen weiten Bogen über den Kanal, während Kind das Boot auf Gegenkurs brachte und auf die Stelle zuhielt, an der er vorhin gelegen hatte. Sekunden später stellte er die Motoren wieder ab, ließ das Boot treiben und suchte die Felswände mit dem Scheinwerfer ab.
    Harry stemmte sich mit beiden Händen an der niedrigen Felsendecke ab, um ihr Boot tiefer in die Höhle hineinzuziehen. Hinter dem Bootsheck sah er den Suchscheinwerfer sich dem Höhleneingang nähern. Dazwischen kauerte Elena über ihren Patienten gebeugt, dessen tiefgestellte Krankentrage sich knapp unterhalb der Bordwand befand. Danny war wieder verstummt. Er war still und atmete ruhig und gleichmäßig wie zuvor.
    Der Scheinwerfer glitt über den Höhleneingang hinweg. In diesen wenigen Sekunden konnte Harry mehr von der Höhle sehen. Sie verlief noch drei bis fünf Meter geradeaus weiter, bevor sie noch niedriger wurde und sich gleichzeitig verengte. Was dahinter lag, war nicht zu erkennen. Aber sie mußten es riskieren, dort hinein-zufahren. Falls ihr Boot nicht schon nach den ersten Metern stecken-blieb.
    Thomas Kind ließ den Scheinwerferstrahl über die Felsvorsprünge zurückgleiten, ohne mehr als einander überdeckende Schatten zu sehen. Aber er hatte die beiden Schreie deutlich gehört. Und diesmal gab es keinen Zweifel daran, woher sie gekommen waren: irgendwo aus diesem Bereich, aus einem Einschnitt in der Felswand in diesem Teil der Grotte.
    Jetzt schwenkte er den Scheinwerfer zurück. Sein Blick war konzentriert, und auf seinem Gesicht glänzten die tiefen Kratzer, die Marta ihm beigebracht hatte, im zurückgeworfenen Licht blutrot.

    303
    Hinter ihm hockte Salvatore fasziniert und entsetzt zugleich und beobachtete ihn wie ein Zuschauer eines grausamen Spiels. Das war alles, was er war, was er jemals sein konnte.
    Da!
    Auf einmal erkannte Thomas Kind die Einfahrt ganz deutlich: ein niedriges Felsband mit einer dunklen Öffnung darunter. Auf seinem Gesicht stand ein befriedigtes, grausames Lächeln, während er darauf zuhielt.
    Einem lauten Scharren folgte ein dumpfer Aufprall, als die Schute plötzlich festlag.
    »Die Taschenlampe, schnell!« flüsterte Harry.
    Das Röhren der Außenbordmotoren klang lauter, und das von draußen einfallende Licht wurde merklich heller, während es über die Granitwände glitt und stetig näher kam.
    »Hier!« Elena beugte sich mit der Taschenlampe zu Harry hinüber.
    Ihre Blicke begegneten sich kurz, dann nahm er die Lampe entgegen, drehte sich um und richtete den Lichtstrahl in die Höhle vor ihnen.
    Ihr Boot hatte sich leicht schräg gestellt und verkeilt. Harry traute sich zu, es wieder flottzumachen und tiefer in die Höhle hineinzu-steuern, aber was dann? Der Blonde wußte, wo sie steckten, und würde die Einfahrt überwachen, bis sie herauskamen. Und wenn sie weiter

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