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Des Teufels Kardinal

Des Teufels Kardinal

Titel: Des Teufels Kardinal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Allan Folsom
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vor denen Edward Mooi uns warnen wollte. Sie sind hier in der Grotte und versuchen, uns zu finden.«
    Hefei, Provinz Anhui, Wasseraufbereitungsanlage »A.«
    Dienstag, den 14. Juli, 18.30 Uhr
    Li Wen hielt sich im Hintergrund und beobachtete gelassen, wie die anderen sich in der Zentrale vor der Wand mit den Meßgeräten für Druck, Schwebstoffgehalt, Durchflußgeschwindigkeit und Mittelwerte chemischer Inhaltsstoffe drängten. Wieso sie noch dort standen, war ihm unerklärlich. Die Meßgeräte zeigten nichts mehr an, die Anlage war vollständig stillgelegt. Hier bewegte sich nichts mehr.
    Der Provinzgouverneur Zhu Yubing war ebenso verstummt wie Mou Qiyan, der stellvertretende Direktor des Wasserversorgungs-290
    und Wasserkraftkombinats der Provinz Anhui. Die zornigen Worte, die gegenseitigen Anschuldigungen waren ausgetauscht worden, bevor das amtliche Untersuchungsergebnis feststand: Der Chaosee war nicht versehentlich oder vorsätzlich von Terroristen oder sonst jemandem vergiftet worden; die Katastrophe war nicht durch unge-reinigte Abwässer landwirtschaftlicher Großbetriebe oder Fabriken, sondern durch die biologischen Giftstoffe der in der Sommerhitze wuchernden Algen ausgelöst worden.
    Beide Männer hatten seit Jahren gefordert, diese Zeitbombe müsse entschärft, dieses drohende Problem dringend gelöst werden. Aber die dafür notwendigen Geldmittel waren nie bewilligt worden. Jetzt standen sie angesichts der unvorstellbaren Katastrophe wie vor den Kopf geschlagen da. Aus den Wasserhähnen der Stadt war wie eine Plage verseuchtes, todbringendes Wasser geflossen, bis die Versorgung endlich gesperrt worden war. Allein die nackten Zahlen waren unglaublich.
    Der Chaosee war das Trinkwasserreservoir für fast eine Million Menschen. Von denen waren in den vergangenen zehn Stunden sie-benundzwanzigtausendfünfhundertacht an dem vergifteten Wasser gestorben. Weitere sechzigtausend Menschen waren schwer krank.
    Von Hunderttausenden, die das Wasser vermutlich ebenfalls getrunken hatten, lagen noch keine zuverlässigen Meldungen vor. Die Zahl der Kranken und Toten stieg mit jeder Minute. Und selbst die eilig von der Volksbefreiungsarmee entsandten Katastrophenteams konnten nicht mehr tun, als die Leichen abzutransportieren. Und abzuwarten und zu zählen. Genau wie die Männer, die Li Wen jetzt beobachtete.
    Die einzigen Geräusche waren der Wellenschlag an den Felsen und Dannys regelmäßige Atemzüge. Elena stand wie erstarrt im Bug, während Harry ihr Boot mit der Strömung treiben ließ und es nur mit den Händen von der Tunnelwand fernhielt, damit es kein Geräusch machte.
    Die Dunkelheit war absolut. Harry wußte, daß Elena das gleiche dachte wie er. Schließlich flüsterte er ihr zu: »Bedecken Sie die Taschenlampe mit Ihrer Hand. Lassen Sie nur ganz wenig Licht durch.

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    Richten Sie den Strahl nach oben auf die Wand. Und machen Sie die Lampe sofort aus, wenn Sie irgendwas hören.«
    Harry wartete, bis ein dünner Lichtstrahl über die Tunnelwand glitt.
    Er bewegte sich langsam über den Granit und suchte die Markierungen, ohne jedoch eine zu finden.
    »Mr. Addison!« flüsterte Elena, und er hörte erstmals Angst in ihrer Stimme.
    »Weitersuchen!«
    Er stieß sich von der Tunnelwand ab, setzte die Riemen ein und zog sie langsam zurück. Das Boot bewegte sich gegen die kaum wahrnehmbare Strömung vorwärts.
    Elena spürte, wie sie feuchte Handflächen bekam, während der dünne Lichtstrahl vergeblich die Granitwände absuchte.
    Auch Harry beobachtete diesen Lichtstrahl und versuchte, nicht daran zu denken, daß sie in der Dunkelheit womöglich zu weit abgetrieben waren und sich jetzt tiefer in das Labyrinth hineinbewegten.
    Plötzlich glitt das Licht über eine der vertrauten Markierungen hinweg, und er spürte, wie Elena einen Aufschrei unterdrückte.
    »Wir sind noch richtig unterwegs«, flüsterte er.
    Zehn Meter weiter, dann fünfzehn. Dort war die nächste Markierung angebracht. »Leuchten Sie kurz den Kanal entlang.«
    Elena nahm die Hand von ihrer Taschenlampe. So weit der Lichtstrahl reichte, verlief der Tunnel schnurgerade.
    »Ausmachen!«
    Sofort schaltete Elena die Taschenlampe aus, starrte wieder in die Dunkelheit vor ihnen und betete darum, endlich den Lichtpunkt zu sehen, der das Ende des Kanals und die Ausfahrt zum See bezeich-nen würde. Aber sie sah nur nachtschwarzes Dunkel, fühlte nur feuchtkalte Luft, hörte nur das Knarren der Dollen und das leise Plät-schern, mit dem Harry die

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