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Des Teufels Kardinal

Des Teufels Kardinal

Titel: Des Teufels Kardinal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Allan Folsom
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Riemen einsetzte.
    »Schwester Elena!« Salvatores Stimme kam plötzlich irgendwoher aus der Dunkelheit.
    Elena fuhr zusammen. Harry erstarrte und hielt die Riemen erho-ben, so daß ihr Boot nur noch durch seine Eigenbewegung vorwärtstrieb.
    »Salvatore«, flüsterte Elena.

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    »Schwester Elena!« wiederholte Salvatore. »Sie brauchen keine Angst zu haben«, rief er auf italienisch. »Ich habe das Boot. Wer damit hergekommen ist, muß längst abgehauen sein.«
    In der Ferne war ein Surren zu hören, dann brummten die Motoren wieder. Elena drehte sich um und übersetzte Harry, was Salvatore gerufen hatte.
    »Schwester Elena, wo sind Sie?«
    Harry zog rasch die Riemen ein, tastete nach der Tunnelwand und bremste ihr Boot ab, bis es stillag. Das Brummen der Außenbordmotoren wurde stetig lauter. Das Motorboot kam den Kanal entlang auf sie zu.

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    Thomas Kind hielt die Schneide seines Rasiermessers an Salvatores Kehle gedrückt, während das Motorboot mit kleiner Fahrt weiterlief und das Brummen der Außenbordmotoren von den Felswänden widerhallte. Hinter ihnen lag Marta zwischen dem Steuerstand und den Motoren auf dem Bootsboden. Aus dem kleinen Einschußloch mitten in ihrer Stirn sickerte noch immer Blut.
    Salvatore drehte seinen Kopf etwas zur Seite, um Thomas Kind aus dem Augenwinkel heraus sehen zu können. Die rechte Gesichtshälfte des Blonden war blutig zerkratzt, weil Marta sich verzweifelt zur Wehr gesetzt hatte, als er sie dicht vor dem Lastenaufzug eingeholt hatte. Der ungleiche Kampf war rasch zu Ende gewesen. Aber sie hatte den Blonden verletzt, und allein diese Tatsache machte Salvatore Belsito sehr stolz.
    Doch Salvatore war nicht wie seine Frau. Er besaß weder ihre Tap-ferkeit noch ihren Löwenmut. Für ihn war es schwierig genug gewesen, die Polizei zu belügen, als sie zweimal in der Villa Lorenzi aufgekreuzt war. Und schwierig genug, sich in der Grotte um den flüchtigen Priester zu kümmern, während die Nonne sich auf die Suche nach dessen Bruder machte. Salvatore Belsito war der Obergärtner der Villa Lorenzi, ein sanfter Mann, der seine Frau und seine Pflanzen liebte. Bei Eros Barbu hatten sie beide Arbeit und Unterkunft, so lange sie das wollten. Dafür schuldete Salvatore ihm viel. Aber nicht sein Leben.
    »Noch mal!« verlangte Thomas Kind.
    Salvatore zögerte, dann rief er wieder Elenas Namen.
    Der scharfe Klang von Salvatores Stimme hallte wie in einer Echo-kammer von den Granitwänden wider. Diesmal war er viel lauter, viel näher als zuvor. Im nächsten Augenblick wurde er von einem dumpfen Röhren der Außenbordmotoren übertönt, als eine unsichtbare Hand die Gashebel nach vorn schob.
    »Hier rechts«, sagte Elena vom Bug aus. Der dünne Lichtstrahl ihrer Taschenlampe folgte den Markierungen, als sie eine Stelle erreichten, wo der Kanal in einem scharfen Knick fast U-förmig abbog.

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    Harry nahm die Kurve zu eng. Sein rechter Riemen verhakte sich an der Felswand und wurde ihm beinahe aus der Hand gerissen. Er bekam ihn leise fluchend wieder frei, setzte den linken Riemen ein und kam glücklich um die Biegung.
    Auf dem vor ihnen liegenden geraden Kanalstück verausgabte Harry sich völlig. Seine Hände schmerzten, als seien sie bereits voller Blasen, und der Schweiß lief ihm in Strömen über die Stirn und in die Augen. Er wünschte, einen Augenblick Pause machen zu können, um sich den Priesterkragen abzureißen, damit er frei atmen konnte.
    »Schwester Elena!«
    Das langgezogene Echo von Salvatores Ruf folgte ihnen wie eine nach ihnen greifende Woge den Kanal entlang.
    Plötzlich erhellte blendendweißes Licht den Tunnel hinter der Biegung taghell. Harry sah den Schatten des Felsens, den sie eben umrundet hatten, und schätzte, daß ihnen höchstens zwanzig Sekunden blieben, bevor auch das Motorboot die Biegung erreichte und in den Kanal einfuhr, in dem sie sich befanden.
    Ein hastiger Blick nach vorn zeigte ihm, daß der Tunnel nahezu zwanzig Meter geradeaus weiterführte, bevor er scharf nach links abbog. Der Versuch, um die Biegung zu verschwinden, bevor das Motorboot sie mit seinem Scheinwerfer erfaßte, war nahezu aus-sichtslos. Und obwohl hier einige Felsen ins Fahrwasser ragten, war keiner so groß, daß sie sich hinter ihm hätten verstecken können.
    »Mr. Addison! Dort vorn!« flüsterte Elena. Sie deutete aufgeregt nach links.
    Harry wußte sofort, was sie meinte. Ungefähr zwei Bootslängen vor ihnen war in der linken Tunnelwand ein dunkler Schatten zu

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