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Des Teufels Kardinal

Des Teufels Kardinal

Titel: Des Teufels Kardinal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Allan Folsom
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dreiunddreißig.
    Das Telefon blieb weiter stumm. Jetzt begann er zu fürchten, irgend etwas sei schiefgegangen. Aber das durfte er nicht einmal denken, solange er keine weiteren Informationen hatte.
    Während Marsciano einen kleinen Schluck Wein trank, fiel sein Blick auf den Aktenkoffer, der neben dem Mobiltelefon auf dem Bett lag. Zwischen einigen Akten versteckt enthielt er in einem Briefumschlag einen Alptraum: eine Audiokassette, die ihm am Sonntag mittag in Genf beim Essen zugestellt worden war. Ein Bote hatte ihm ein kleines Päckchen überbracht, das die Aufschrift »Eilig«, aber keinen Absender oder dergleichen trug. Als er sich die Aufnahme angehört hatte, hatte er jedoch sofort gewußt, wer sie ihm geschickt hatte. Und warum.
    Als Verwaltungspräsident des Patrimoniums des Heiligen Stuhls war Kardinal Marsciano der Mann, in dessen Händen die Verantwortung für alle Entscheidungen lag, die Investitionen des Milliarden-vermögens des Vatikans betrafen. Und in seiner Position gehörte er zu den wenigen Eingeweihten, die genau wußten, wie hoch dieses Vermögen und wo es investiert war. Diese höchst verantwortungs-volle Position setzte ihn einer Gefahr aus, die allen Männern in hohen Stellungen droht: der Korruption von Geist und Verstand. Männer, die solchen Versuchungen erlagen, waren meistens geldgierig oder arrogant oder beides. Marsciano war weder; das eine noch das 42
    andere. Der Grund für sein Leiden war eine grausame Vermischung tiefer Loyalität gegenüber der Kirche mit grausam enttäuschtem Vertrauen und menschlicher Liebe. Noch schlimmer gemacht, falls das überhaupt möglich war, wurde das alles durch seine hohe Stellung im Vatikan.
    Angesichts des Mordes an Kardinal Parma und des Zeitpunkts ihrer Übergabe stieß ihn die Tonbandaufnahme nur noch tiefer ins Dunkel.
    Sie bedrohte nicht nur seine persönliche Sicherheit, sondern warf allein durch ihre Existenz andere, weitreichendere Fragen auf: Was war sonst noch bekannt? Wem konnte er vertrauen?
    Das einzige Geräusch war das Rattern der Räder auf den Gleisen, als der Zug weiter durch die Nacht in Richtung Rom fuhr. Wo blieb der Anruf? Was war passiert? Irgendwas mußte schiefgegangen sein.
    Das stand fest.
    Plötzlich summte das Telefon.
    Marsciano war im ersten Augenblick so verblüfft, daß er untätig blieb. Das Telefon summte erneut. Er gab sich einen Ruck und griff danach.
    » Pronto «, sagte er mit gedämpfter, besorgter Stimme. Während er zuhörte, nickte er einmal fast unmerklich. » Grazie «, flüsterte er schließlich und legte das Telefon zurück.

    43
    8
    Rom.
    Dienstag, 7. Juli, 7.45 Uhr
    Jakow Farel war Schweizer. Außerdem war er Capo del Ufficio Centrale Vigilanza, Chef der Vatikanpolizei, die er seit über zwanzig Jahren leitete. Er hatte Harry Addison um fünf nach sieben angerufen, aus tiefem Schlaf geweckt und ihm erklärt, sie müßten miteinander reden.
    Harry hatte zugestimmt, sich mit ihm zu treffen, und wurde jetzt, vierzig Minuten später, von einem von Farels Männern quer durch Rom gefahren. Sie überquerten den Tiber, folgten ihm einige hundert Meter weit und bogen dann in die von Kolonnaden gesäumte Via della Conciliazione ab, auf der in der Ferne die unverkennbare Kuppel des Petersdoms sichtbar war. Harry glaubte zu wissen, wohin sie unterwegs waren: zum Vatikan und zu Farels irgendwo tief in seinem Innern versteckten Büro. Aber der Fahrer bog plötzlich nach rechts durch einen Torbogen und fuhr durch verwinkelte Straßen mit alten Wohngebäuden. Schließlich hielt er vor einer kleinen Trattoria am Borgo Vittorio, stieg aus, um Harry die Tür zu öffnen, und begleitete ihn in das Lokal.
    Als sie hereinkamen, stand an der Bar ein einzelner Mann in einem schwarzen Anzug. Er kehrte ihnen den Rücken zu, und seine rechte Hand ruhte neben einer Kaffeetasse auf der Theke. Er war etwa einen Meter fünfundsiebzig groß und ziemlich stämmig, sein von Natur aus bereits fast kahler Schädel war glattrasiert, so daß er im Licht der Deckenlampen wie eine Billardkugel glänzte.
    »Danke, daß Sie gekommen sind, Mr. Addison.« Jakow Farel sprach englisch mit französischem Akzent. Seine Stimme war heiser, als sei er viele Jahre lang Kettenraucher gewesen. Er nahm langsam seine rechte Hand von der Theke und drehte sich um. Harry hatte von hinten nicht gesehen, was für ein Kraftpaket dieser Mann war, aber jetzt nahm er die Einzelheiten wahr: der rasierte Schädel, das breite Gesicht mit der platten Nase, der

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