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Des Teufels Kardinal

Des Teufels Kardinal

Titel: Des Teufels Kardinal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Allan Folsom
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erkennen.
    Roscani sah zu Herkules hinüber. Der war aschfahl und hielt sich den Unterleib. Zwischen seinen Fingern quoll Blut hervor.
    »Verschwindet!« brüllte Roscani, drehte sich wieder um und ließ sich auf ein Knie nieder. Sein erster Schuß traf den vorderen Mann in Schwarz in die linke Schulter und warf ihn herum, aber der zweite Mann kam unbeirrbar weiter auf Roscani zugerannt.
    Hinter sich hörte Harry eine ganze Salve von Schüssen. Er fühlte eine Kugel über sich hinwegzischen, als er sich über Herkules beugte, um ihn aufzuheben. Dabei fiel ihm plötzlich wieder Marsciano ein.
    »Eminenz…!« rief er und sah auf.
    Aber sie waren allein. Marsciano war verschwunden.

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    Roscani war nach vorn ins Gras gesunken. Fünfzehn Meter von ihm entfernt lag der erste Mann in Schwarz laut stöhnend auf dem Rük-ken; der zweite war keine fünf Meter vor Roscani zusammengebrochen. Seine blicklosen Augen standen offen, und aus der Einschuß wunde mitten in seiner Stirn quoll Blut.
    Da Farels Männer anscheinend nur zu zweit gewesen waren, riskierte Roscani es, sich herumzuwälzen und den Hügel hinunter in die Richtung zu blicken, in die Harry Herkules weggetragen hatte. Aber er sah nur langsam ziehende Rauchschwaden, die sich nicht auflö-
    sten, sondern sogar noch dichter zu werden schienen.
    Roscani stand vorsichtig auf, hielt Ausschau nach weiteren Männern in Schwarz und trat an den vor ihm liegenden Toten. Er nahm ihm die Pistole ab, steckte sie in seinen Hosenbund und ging dann auf den Verletzten zu.
    10.55 Uhr
    »Danny«, sagte Harry vor Anstrengung atemlos ins Telefon. »Wo bist du?«
    »In der Nähe der Bahnstation.«
    »Sieh zu, daß du in den Güterwagen kommst. Ich habe Herkules bei mir; er ist angeschossen.«
    Elena blieb stehen. Sie befanden sich unter den letzten Bäumen und hinter einer Hecke gegenüber Regierungspalast und Mosaikstudio.
    Unmittelbar vor ihnen lag der Bahnhof, und ganz rechts war noch ein Teil des Güterwagens zu sehen. Dann ertönte ein schriller Pfiff, und eine schmuddelige, hellgrüne Rangierlok kam in Sicht. Als sie hielt, trat ein weißhaariger Mann mit einem Schreibbrett in der Hand aus dem Stationsgebäude. Er blieb auf den Gleisen stehen und notierte sich offenbar die Nummer der Lokomotive, bevor er weiterging und zum Führerstand hinaufkletterte.
    »Ich weiß nicht, ob Herkules durchkommt.«
    Elena wechselte einen Blick mit Danny. Beide hatten die Angst, die Verzweiflung in Harrys Stimme gehört.

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    »Danny«, fuhr Harry fort, »Marsciano ist weg.«
    »Was?«
    »Ich weiß nicht, wohin. Er ist allein abgehauen.«
    »Wo seid ihr da gewesen?«
    »In der Nähe von Radio Vatikan. Elena, Herkules wird dich brauchen.«
    Elena beugte sich nach vorn, um ins Telefon sprechen zu können.
    »Ich komme dir entgegen, Harry. Versprich mir, vorsichtig zu sein.«
    »Danny, Roscani ist hier. Und Thomas Kind auch. Ich bin sicher, daß er über den Zug Bescheid weiß. Paßt gut auf!«
    »Keine Bewegung!« befahl Roscani, der seine Beretta wie ein Scharfschütze mit beiden Händen umklammerte, dem stöhnend da-liegenden Mann in Schwarz.
    Als Roscani näher kam, sah er, daß das linke Bein des Mannes unter dem rechten angewinkelt lag und der Mann die Augen geschlossen hielt. Eine blutverschmierte Hand lag schlaff auf seiner Brust; die andere war unter seinem Körper verdreht. Dieser Mann konnte niemandem mehr gefährlich werden. Aus der Ferne kam ein Pfiff der Rangierlok, schon der zweite innerhalb kürzester Zeit. Roscani drehte sich rasch danach um und starrte durch den Rauch in Richtung Bahnhof. Harry und Herkules mußten dorthin unterwegs sein. Vielleicht auch Marsciano, aber auch Pater Daniel und Elena Voso. Das bedeutete, daß vermutlich auch Thomas Kind dorthin unterwegs sein würde.
    Sein sechster Sinn veranlaßte Roscani dazu, sich herumzuwerfen.
    Der Mann in Schwarz hatte sich mit seiner Pistole in der Hand auf einem Ellbogen aufgerichtet. Beide Männer schossen gleichzeitig.
    Roscani spürte einen heftigen Schlag, sein rechtes Bein knickte unter ihm ein, so daß er zu Boden ging. Er rollte sich ab, richtete seinen Oberkörper auf und schoß nochmals. Aber dieser Schuß war überflüssig, sein erster Schuß hatte den Mann in Schwarz in den Kopf getroffen. Roscani rappelte sich mit schmerzverzerrtem Gesicht auf, stieß einen Schrei aus und sank wieder zurück. Auf seiner beigen Hose zeichnete sich ein größer werdender Blutfleck ab. Der Schuß hatte ihn in den rechten

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