Des Teufels Kardinal
»Großer Gott«, flüsterte er und streckte eine Hand aus, um an seinem Hals nach dem Puls zu fühlen.
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Da öffnete Herkules ein Auge und wischte sich mit einer Hand das Blut aus dem anderen. Er setzte sich ruckartig auf, blinzelte heftig und fuhr mit dem Handrücken über sein blutendes Gesicht. Eine Fleischwunde mit Schmauchspuren lief wie ein Pfeil senkrecht über seine Wange nach oben.
»Mich bringt keiner um«, sagte er dabei. »So nicht!«
In der Ferne war das Pfeifen einer Lokomotive zu hören. Herkules tastete nach seinen Krücken, fand sie und zog sich damit hoch.
»Die Rangierlok, Mr. Harry.« Obwohl sein Gesicht blutverschmiert war, blitzten seine Augen. »Die Rangierlok!«
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Adrianna kam aus dem Gebäude und sah gerade noch, wie Eaton die Straße hinter der Peterskirche entlang rannte und wie ein Gespenst in den langsam ziehenden Rauchschwaden verschwand.
»Skycam, was ist mit der Rangierlok?« keuchte sie in ihr Telefon, während sie hügelaufwärts über den Rasen zum Regierungspalast, dem Rathaus des Vatikans, weiterlief. Sie war noch drei, vielleicht auch vier Minuten von der Bahnstation entfernt.
Elena zog Danny in der Nähe der Kirche San Stefano unter den schützenden Überhang eines Baums und wartete, bis der Hubschrauber über sie hinweggeflogen war. Die Maschine drehte plötzlich ab und flog in Richtung Bahnstation zurück.
Im selben Augenblick zirpte Dannys Mobiltelefon.
»Harry?«
»Wir haben Marsciano bei uns. Was ist mit der Lok?«
Elena fühlte ihr Herz rascher schlagen, als sie Harrys Stimme hörte.
Er war heil und gesund, zumindest vorläufig.
»Harry«, antwortete Danny, »wir werden aus der Luft überwacht.
Ich weiß nicht, wer das ist. Nehmt die andere Route an Radio Vatikan und der Viale del Collegio Etiopico vorbei. Bis dahin sind wir näher dran, und ich kann sehen, was dort vorgeht.«
10.50 Uhr
»Bleibt hier!« befahl Roscani Scala und Castelletti. Er machte kehrt und rannte auf den Gleisen hinter der kleinen ölig-grünen Rangierlok her, die eben durch das geöffnete Tor tuckerte und in dichten Rauchwolken verschwand.
Scala und Castelletti standen sekundenlang mit offenem Mund da und sahen ihm nach. Roscani war der Rangierlok langsam nachge-gangen, aber sein plötzlicher Entschluß und die schnelle Ausführung hatten sie völlig überrascht. Im nächsten Augenblick trabten sie hinter Roscani her. Aber schon nach einigen Dutzend Metern blieben sie stehen, weil er bereits das Tor in der Vatikanmauer erreichte und im 508
Rauch verschwand. Von ihrem Standort aus schien der gesamte Vatikan in Flammen zu stehen.
Plötzlich knatterte ein italienischer Militärhubschrauber direkt über ihre Köpfe hinweg. Gleichzeitig meldete Farel sich mit lauter Stimme über Funk, nannte seine Dienststellung und forderte den WNN-Kamerahubschrauber auf, den Luftraum über dem Vatikan sofort zu verlassen.
»Verdammt!« sagte Adrianna, als sie diesen Befehl hörte. Das Roto-rengeräusch wurde schwächer, als ihr Hubschrauber prompt abdreh-te.
»Skycam, südlich der Mauer warten!« rief sie ins Telefon. »An der Lok dranbleiben, wenn sie wieder rauskommt!«
Aus irgendeinem Grund hatte die Rangierlok unmittelbar nach dem Tor angehalten. Roscani lief hinter ihr vorbei, wandte sich nach rechts und verließ die Bahnstation. Hustend und mit vom Rauch tränenden Augen riß er sein Sakko auf und zog die 9-mm-Beretta aus dem Gürtelhalfter, während er in Richtung Turm weiter rannte. Was er tat, war illegal, aber das kümmerte ihn jetzt nicht. F hatte sich in dem Augenblick zum Eingreifen entschlossen, in dem er das für die Rangierlok geöffnete riesige Tor in der Vatikanmauer vor sich sah.
Dieser Zugang war alles, was er brauchte, und er hatte ihn impulsiv genutzt, weil ihm bewußt war, daß er etwas tun mußte.
Und jetzt, während er nach Atem ringend und mit tränenden Augen weitertrabte, konnte er nur hoffen, daß er sich nicht verlaufen daß er es irgendwie schaffen würde, die Brüder Addison zu finden bevor einer von Farels Killern oder Thomas Kind sie aufspürte.
Thomas Kind lief mit seiner Walther-Maschinenpistole in der Hand weiter, wischte sich die von dem beißenden Rauch tränenden Augen und versuchte, möglichst wenig zu husten. Als er eine Rasenfläche überquerte und über eine niedrige Hecke sprang, verlor er plötzlich ganz die Orientierung und blieb stehen. Er kam sich vor, als sei er auf einer Skitour in dichten Nebel geraten. Über ihm, unter ihm und
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