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Des Teufels Kardinal

Des Teufels Kardinal

Titel: Des Teufels Kardinal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Allan Folsom
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Oberschenkel getroffen.

    514
    Ohrenbetäubender Lärm ließ das ganze Gebäude erzittern.
    »Va bene«, hörte Farel eine Stimme über Funk sagen.
    Farel nickte zwei mit Sturmgewehren bewaffneten Schweizergarden in Overalls zu, die Tür zum Dach des päpstlichen Palasts zu öffnen. Dann traten sie in rauchverhangenes Tageslicht hinaus: erst die beiden Leibwächter, dann Farel, der den Heiligen Vater am Arm gefaßt hielt und den alten Mann über das Dach geleitete.
    Ein weiteres Dutzend schwerbewaffneter Schweizergarden sicherte ihren Weg zu dem italienischen Militärhubschrauber, der mit pfei-fenden Triebwerken und laufendem Rotor an der Dachkante stand.
    Zwei Offiziere und zwei von Farels Männern warteten vor der offenen Kabinentür.
    »Wo ist Palestrina?« fragte der Papst Farel und sah sich um, als erwarte er, von seinem Sekretär des Auswärtigen begleitet zu werden.
    »Er läßt bestellen, daß er später nachkommt, Euer Heiligkeit«, log Farel, der keine Ahnung hatte, wo Palestrina war. In der letzten halben Stunde hatte er nichts mehr von dem Kardinal gehört.
    »Nein!« Der Heilige Vater blieb vor der offenen Kabinentür stehen und sah Farel durchdringend an.
    »Nein«, wiederholte er dann. »Er wird nicht nachkommen. Ich weiß es, und er weiß es auch.«
    Mit diesen Worten wandte Giacomo Pecci, Papst Leo XIV, sich von Farel ab und ließ sich von den beiden Männern in Schwarz in den Hubschrauber helfen. Danach stiegen sie und die beiden Offiziere ein. Die Kabinentür wurde geschlossen, und Farel trat zurück, um dem Piloten das Zeichen zum Start zu geben.
    Die Triebwerke heulten auf, ein gewaltiger Sturm fegte über das Dach. Farel und die Schweizergarden zogen unwillkürlich die Köpfe ein, als der Hubschrauber abhob. Fünf Sekunden, zehn, dann war er verschwunden.

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    Durch Rauchschleier hindurch hatte Marsciano die hünenhafte Gestalt gesehen, als Herkules seine Krücke nach dem Mann in Schwarz warf. Hatte gesehen, wie sie den Hügel hinter dem Turm von Radio Vatikan heraufkam. In diesem Augenblick wußte Marsciano, daß er nicht in dem Güterwagen sein würde, wenn der den Vatikan verließ.
    Auch wenn Pater Daniel, Harry Addison und dieser merkwürdige, wundersame Zwerg ihn gemeinsam herauszuholen versuchten, gab es hier andere Dinge zu tun. Dinge, die nur er allein tun konnte.
    Palestrina trug nicht wie sonst einen schlichten schwarzen Anzug mit bescheidenem Priesterkragen, sondern hatte seine Robe des Kurienkardinals angelegt. Zu einer schwarzen Soutane mit roten Biesen und roten Stoffknöpfen trug er eine purpurrote Schärpe und sein rotes Kardinalskäppchen. Dazu kam ein goldenes Brustkreuz an einer schweren Goldkette.
    Auf dem Weg hatte er am Adlerbrunnen haltgemacht, den er trotz des dichten Rauchs mühelos gefunden hatte. Aber die Aura des großartigen heraldischen Symbols der Borghese, die ihn bisher stets im Innersten angerührt und ihm Mut, Kraft und Sicherheit geschenkt hatte, blieb heute erstmals wirkungslos. Was er betrachtete, war kein Zauberwerk, das den Kriegerkönig, als der er sich insgeheim fühlte, aufrichtete und stärkte. Was er betrachtete, war eine Adlerstatue aus alter Zeit, eine bloße Skulptur, eine Brunnenfigur. Ein Nichts.
    Palestrina atmete schmerzlich tief aus, hielt sich eine Hand vor Mund und Nase, als könne er so den schrecklichen, beißenden Rauch abwehren, und wandte sich dem einzigen Zufluchtsort zu, der ihm in den Sinn kam.
    Er spürte die Wucht seines schweren Leibs, während er den Hügel hinaufstampfte, spürte sie noch mehr, als er die Eingangstür aufriß und die steile, enge Marmortreppe zu den Obergeschossen von Radio Vatikan erkletterte. Und noch mehr, als er schließlich mit jagendem Herzen und keuchender Lunge auf dem schwarzen Marmor vor dem Christusaltar in der winzigen Kapelle gleich neben den leeren, unbe-lebten Senderäumen niederkniete.

    516
    Leer. Unbelebt. Wie der Adler.
    Radio Vatikan war sein selbst gewählter Festungsturm. Der Ort, von dem aus er die Verteidigung des Königreichs leiten konnte. Der Ort, von dem aus er aller Welt den Ruhm des Heiligen Stuhls verkünden würde. Des Heiligen Stuhls, dem sich im kommenden Jahrhundert nach und nach, vom Weiler zum Dorf zur Stadt zur Groß-
    stadt, ein Viertel der Menschheit unterwerfen würde, um Rom erneut zum Mittelpunkt der mächtigsten Kirche der Welt zu machen. Ganz zu schweigen von den gewaltigen Gewinnen, die sich aus dem Monopol für die Wasser- und Kraftwerke Chinas ziehen

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