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Des Teufels Kardinal

Des Teufels Kardinal

Titel: Des Teufels Kardinal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Allan Folsom
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gegenwärtigen Umständen ist das…«
    Harry fiel ihm ins Wort. »Ich habe den Toten gesehen, den Kardinal Marsciano im Leichenhaus identifiziert hat.«
    »Woher wissen Sie das?«
    »Er ist dagewesen, er hat es mir selbst gesagt.«
    »Marsciano ist persönlich hingekommen?«
    »Ja.«
    Pio wirkte ehrlich überrascht, seine Reaktion war spontan und aufrichtig. Harry erzählte ihm rasch alles Weitere. Er brauchte nur wenige Minuten, um von Dannys Leberfleck zu berichten, den sein Bruder sich nie hätte wegoperieren lassen. Um sein privates Ge-84
    spräch mit Marsciano in Gasparris Büro wiederzugeben, bei dem der Kardinal darauf bestanden hatte, in dem Sarg liege der Leichnam seines Bruders und er solle diese Tatsache akzeptieren und mit ihm das Land verlassen, solange er noch könne.
    Pio hielt an der Mautstation, zog eine Karte und fuhr auf die Autostrada in Richtung Rom hinaus.
    »Sie können sich nicht getäuscht haben?«
    »Ganz sicher nicht!« versicherte Harry ihm nachdrücklich.
    »Sie wissen, daß sein persönliches Eigentum an dem Toten gefunden worden ist?«
    »Ich habe es hier.« Harry berührte seine Jacke. Der Umschlag, den Gasparri ihm gegeben hatte, steckte noch in der Innentasche. »Reisepaß, Armbanduhr, Brille und Dienstausweis, alles Dinge, die ihm gehört haben können. Aber die Leiche ist nicht seine.«
    »Und Sie glauben, daß Kardinal Marsciano das weiß?«
    »Ja.«
    »Sie wissen, daß er einer der mächtigsten und prominentesten Männer des Vatikans ist?«
    »Zu denen hat Kardinal Parma auch gehört.«
    Pio musterte Harry prüfend, dann sah er wieder in seinen Rückspiegel. Etwa einen halben Kilometer hinter ihnen fuhr ein dunkelgrüner Renault, der diesen Abstand seit einiger Zeit beibehielt.
    Pio sah wieder nach vorn, überholte einen Langholzwagen und setzte sich vor ihn.
    »Sie können sich vorstellen, was ich an Ihrer Stelle denken würde.«
    Pio konzentrierte sich auf die Fahrbahn vor ihm.
    »Lebt mein Bruder noch? Und wo steckt er, falls er noch lebt?«
    Harry sah zu Pio hinüber, dann blickte er aus dem Seitenfenster.
    Daß Danny vielleicht noch lebte, war ein Gedanke, der sich ihm aufgedrängt hatte, als er gemerkt hatte, daß dies nicht Dannys Leiche war. Aber darüber hatte er ganz bewußt nicht nachgedacht. Darüber hatte er nicht einmal nachdenken dürfen. Danny war in dem Bus gewesen. Von den Überlebenden fehlte keiner. Also war es unmöglich, daß Danny noch lebte. Wie es damals unmöglich gewesen war, daß Madeline unter dem Eis überlebt haben könnte. Trotzdem war Harry dageblieben: ein Elfjähriger, der in seinen klatschnassen Sa-85
    chen zitternd fror, sich aber weigerte, nach Hause zu gehen und sich umzuziehen, solange die Feuerwehrtaucher im Einsatz waren. Ge-wiß, Madeline war dort unten in dem eisigen schwarzen Wasser und fror wie er, aber sie lebte noch, das wußte er. Aber sie war natürlich tot gewesen. Und Danny war ebenfalls tot. Etwas anderes zu denken wäre nicht nur unrealistisch, sondern auch viel zu schmerzlich und eine gewaltige Selbsttäuschung gewesen.
    »Das hätte jeder gedacht, Mr. Addison. Ändern die Fakten sich, sind neue Hoffnungen ganz natürlich. Was wäre, wenn er noch am Leben wäre? Das wüßte ich auch gern. Wollen wir nicht versuchen, uns darüber Gewißheit zu verschaffen?« Pio lächelte nicht ganz selbstlos, dann sah er wieder in seinen Rückspiegel.
    Sie hatten den tiefsten Punkt einer langen Gefällestrecke erreicht, wo der Langholzwagen fast eineinhalb Kilometer hinter ihnen war.
    Da sah Pio, wie ein Auto ihn überholte und vor ihm in die rechte Fahrbahn einscherte.
    Der grüne Renault.

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    Kurz nach sechzehn Uhr verließen sie die Autostrada und fuhren in dichtem Verkehr auf der Via Salaria in Richtung Innenstadt. Pio hatte die ganze Zeit über den grünen Renault in seinem Rückspiegel beobachtet. Er hatte erwartet, daß der andere Wagen auch nach der Mautstation hinter ihnen bleiben würde, und sich vorgenommen, dann über Funk Verstärkung anzufordern. Aber der Renault war auf der Autostrada weitergefahren.
    Trotzdem hatte ihn allein die Tatsache, daß der Renault so lange hinter ihnen geblieben war, so nervös gemacht, daß er die Straße hinter ihnen genau im Auge behielt, während er Harry in seine Überlegungen einweihte.
    Seine Idee war, die am Ort des Busattentats gefundene Pistole als Vorwand dafür zu benutzen, Harry zu weiteren Vernehmungen in Rom zu behalten und die Überlebenden des Attentats erneut zu bei-ragen. Die

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