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Des Teufels Kardinal

Des Teufels Kardinal

Titel: Des Teufels Kardinal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Allan Folsom
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durch.
    »Zentrale, hier Ispettore capo Pio…«, sagte er dabei ins Mikrofon.
    »Vorsicht!« brüllte Harry.
    Aus einer Querstraße schoß ein Lastwagen und blockierte die Stra-
    ße vor ihnen. Reifen quietschten, dann gab es einen ohrenbetäuben-den Knall, als der Alfa dem Lastwagen in die Flanke fuhr. Pio wurde nach vorn geworfen und schlug mit der Stirn auf das Lenkrad. Harry wäre mit dem Kopf voran durch die Scheibe geflogen, wenn der Sicherheitsgurt ihn nicht zurückgehalten hätte.
    Im nächsten Augenblick wurde die Beifahrertür aufgerissen. Harry sah flüchtig ein Gesicht, dann traf etwas seinen Hinterkopf, und um ihn herum wurde alles schwarz.
    Als Pio benommen aufsah, erkannte er seine eigene Pistole in der Hand eines Unbekannten. Er wollte sich zur Seite werfen, aber sein Sicherheitsgurt behinderte ihn. Dann sah er seine Pistole in der Hand des Unbekannten bocken und glaubte, einen donnernden Schußknall 89
    zu hören. Aber das war eine Täuschung. In Wirklichkeit hörte er nichts mehr.

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    Krankenhaus St. Cäcilia, Pescara.
    Mittwoch, 8. Juli, 18.20 Uhr
    Schwester Elena Voso ging an dem Mann an der Tür vorbei und betrat das Krankenzimmer. Ihr Patient lag wie meistens auf der Seite und schlief. Sie bezeichnete diesen Zustand als Schlaf, obwohl der Patient dabei gelegentlich die Augen öffnete und zustimmend blin-zeln konnte, wenn sie einen Finger oder Zeh berührte und fragte, ob er das spüre. Dann fielen ihm die Augen wieder zu, und er lag wie jetzt da.
    Es war fast halb sieben, und er mußte wieder umgedreht werden.
    Der Mann an der Tür würde ihr dabei helfen, wie es jeder Dienstha-bende alle zwei Stunden tat, um Muskelschwund zu verhindern, der nicht nur zu Wundliegen, sondern auch zu Nierenversagen führen konnte. Auf ihr Zeichen hin würde er die Schultern nehmen, während sie die Füße hielt und den Verletzten behutsam von der Seite auf den Rücken drehte, wobei sie besonders auf den Tropf, die blauen Kunst-stoffhülsen, in denen seine gebrochenen Beine steckten, und seine verbundenen Brandwunden achtete.
    Michael Roark, vierunddreißig Jahre. Ein Ire aus Dublin, ledig, kinderlos, ohne Angehörige. Konfession: römisch-katholisch. Am Montag, dem 6. Juli, bei einem Verkehrsunfall in der Nähe dieser Stadt an der Adriaküste verletzt. Drei Tage nach dem schrecklichen Anschlag auf den Touristenbus nach Assisi.
    Elena Voso gehörte der Kongregation der Franziskanerinnen vom heiligen Herzen an. Die siebenundzwanzigjährige Nonne arbeitete seit fünf Jahren als Krankenschwester in der Pflegeabteilung des Krankenhauses St. Bernhard in der toskanischen Stadt Siena. Sie war erst gestern in dieses kleine katholische Krankenhaus auf einem Hü-
    gel mit Blick auf die Adria gekommen, um im Rahmen eines neuen Projekts ihres Ordens diesen Patienten zu betreuen. Auf diese Weise sollten jüngere Schwestern mit Situationen außerhalb ihres Konvents vertraut gemacht und auf künftige Notfälle vorbereitet werden, die ihre Entsendung in ferne Weltgegenden erforderlich machen konn-91
    ten. Und obwohl davon niemand gesprochen hatte, glaubte Elena, für diese Aufgabe ausgewählt worden zu sein, weil sie Englisch sprach und sich mit dem Patienten verständigen konnte, wenn seine Genesung Fortschritte machte. Falls sie einmal Fortschritte machte.
    »Ich heiße Elena Voso. Ich bin eine Krankenschwester. Sie heißen Michael Roark. Sie sind in einem Krankenhaus in Italien. Sie sind mit dem Auto verunglückt.«
    Diese wenigen Sätze hatte sie ständig wiederholt, um ihn ein wenig zu trösten. Und weil sie hoffte, daß er hören und verstehen würde, was sie sagte. Es war nicht viel, aber immerhin das, was sie in vergleichbarer Lage wahrscheinlich gern gehört hätte. Vor allem, da er keine Angehörigen hatte und deshalb auf kein vertrautes Gesicht hoffen konnte, das er wiedererkennen würde.
    Der Mann draußen vor der Tür hieß Marco. Er hatte von fünfzehn Uhr bis Mitternacht Dienst und war ein bis zwei Jahre älter als Elena: ein muskulöser, gutaussehender, braungebrannter Mann. Er hatte ihr erzählt, er sei Fischer und arbeite in der flauen Zeit hier im Krankenhaus. Sie wußte, daß er früher ein Carabiniere, ein Beamter der staat-lichen Polizei, gewesen war, weil er ihr auch das erzählt hatte. Als sie mittags zur Erholung einen kleinen Spaziergang auf der Uferpromenade gemacht hatte, hatte sie beobachtet, wie Marco sich mit anderen Carabinieri unterhielt. Sie hatte gesehen, daß seine weiße Leinenjacke

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