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Des Teufels Kardinal

Des Teufels Kardinal

Titel: Des Teufels Kardinal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Allan Folsom
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unter der linken Achsel ausgebeult war, und wußte, daß er dort eine Pistole trug.
    Als Michael Roark umgedreht war, kontrollierte Elena den Tropf, an dem er hing, lächelte Marco zu und bedankte sich für seine Hilfe.
    Dann ging sie nach nebenan in ihr Zimmer, in dem sie schlafen, lesen oder Briefe schreiben konnte, während sie ständig für ihren Patienten da war.
    Wie Roark hatte sie ein Krankenzimmer mit eigener Dusche und Toilette, einem schmalen Kleiderschrank und einem Bett. Sie war vor allem für Dusche und Toilette dankbar, denn im Gegensatz zu den Gemeinschaftseinrichtungen im Kloster gaben sie ihr die Möglichkeit, ganz allein zu sein.
    Als sie jetzt die Tür schloß und sich auf ihr Bett setzte, um einen Brief nach Hause zu schreiben, warf sie einen Blick auf die rote 92
    Kontrolleuchte des Audiomonitors auf dem Nachttisch. Die gleichmäßigen Atemzüge des Patienten waren deutlich zu hören; das hochwertige elektronische Gerät übertrug sie, als sei er hier bei ihr im Zimmer.
    Elena lehnte sich ins Kissen zurück, schloß die Augen und horchte auf die Atemzüge. Sie waren gesund und kräftig, sogar vital, und sie stellte sich plötzlich vor, er sei hier neben ihr: so muskulös und gutaussehend, wie er vor seinem Unfall gewesen sein mußte.
    Wann diese Gefühle, die eigentlich durch nichts provoziert worden waren, eingesetzt hatten, wußte sie nicht mehr genau. Sie hatten einfach angefangen, waren scheinbar aus dem Nichts gekommen. Und sie hatten Elena verblüfft. Sie waren tief und sinnlich und erotisch.
    Profunde körperliche und emotionale Begierden, die sie bisher nie gekannt hatte. Gefühle, über die sie mit keinem Menschen reden konnte. Bestimmt nicht mit ihrer konservativen, streng katholischen Familie, ganz bestimmt nicht mit den anderen Nonnen und erst recht nicht mit ihrer Mutter Oberin. Trotzdem kamen die Gefühle immer wieder und ließen sie mit dem fast unbezähmbaren Drang zurück, in den Armen eines Mannes zu liegen und sich ihm als Frau hinzuge-ben.
    Marco sagte, er habe eine Ausbildung als Krankenpfleger, wie vermutlich die beiden anderen auch. Aber warum trug er eine Pistole, wenn er nur das war? Diese Frage brachte sie dazu, über die beiden anderen nachzudenken: den stämmigen Luca, der Marco um dreiundzwanzig Uhr ablöste, und Pietro, dessen Dienst morgens um sieben begann, wenn Luca ging. Sie fragte sich, ob die beiden ebenfalls bewaffnet waren. Und aus welchem Grund? Welche Gefahren konnten in dieser friedlichen kleinen Küstenstadt drohen?

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    20
    Rom.
    18.45 Uhr
    Roscani ging um den Wagen herum. Außerhalb der von der Polizei errichteten Absperrungen drängten sich Gaffer, die ihn anstarrten und sich fragten, wer er war und ob er ein hohes Tier war.
    In einem Gebüsch des kleinen Parks, keine zehn Meter hinter dem Alfa, war ein weiterer Toter aufgefunden worden. Mit zwei Schüssen ermordet. Einer ins Herz, einer über dem linken Auge in die Stirn.
    Ein älterer Mann ohne Ausweis.
    Roscani überließ ihn Castelletti und Scala, den anderen Kriminalbeamten aus dem Morddezernat. Sein Hauptinteresse galt dem Alfa Romeo. Die Frontpartie des Fahrzeugs war bis zur zersplitterten Windschutzscheibe eingedrückt, weil es unter den Lastwagen gerast war, wobei es den Treibstofftank hinter der Fahrertür nur knapp ver-fehlt hatte.
    Bei Roscanis Ankunft war Pios Leiche noch in dem Unfallwagen gewesen. Er hatte sie von allen Seiten betrachtet, ohne sie zu berühren, und sämtliche Details mit Fotos und Videoaufnahmen dokumen-tieren lassen, bevor sie abtransportiert wurde. Auch der Tote in dem Gebüsch war vor dem Abtransport fotografiert und gefilmt worden.
    Eigentlich hätte hier eine dritte Leiche liegen sollen: die des Amerikaners Harry Addison, der mit Pio von der Fundstelle der spanischen Llamapistole in die Stadt zurückgekommen war. Aber Harry Addison war verschwunden, und mit ihm die Pistole. Die Wagenschlüssel steckten noch im Schloß des Kofferraums, als habe jemand genau gewußt, wo die Pistole zu finden war.
    In dem Alfa lag die mutmaßliche Tatwaffe, Pios eigene 9-mm-Beretta, hinter dem Fahrer auf dem Rücksitz, achtlos dort hingewor-fen. An der Rückenlehne des Beifahrersitzes dicht unterhalb der Kopfstütze waren Blutflecken zu sehen. Auf der Fußmatte vor dem Sitz waren Schuhabdrücke zu erkennen, nicht besonders deutlich, aber trotzdem erkennbar. Und überall gab es Fingerabdrücke.

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    Die Spurensicherer waren bei der Arbeit, nahmen Proben, nume-rierten sie und steckten

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