Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Des Teufels Kardinal

Des Teufels Kardinal

Titel: Des Teufels Kardinal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Allan Folsom
Vom Netzwerk:
beobachtete ihn im Rückspiegel. Dann gab er plötzlich Gas. Der Wagen wurde schneller und holperte wild schlingernd über die unebene Fahrbahn. Der Mais auf beiden Seiten verschwamm zu einer grünen Wand, hinter ihnen stieg eine Staubwolke auf. Harry klammerte sich mit beiden Händen fest, um nicht umhergeschleudert 81
    zu werden. Sein Hemd war durchgeschwitzt. Zum erstenmal in seinem Leben hatte er wirklich Angst.
    Plötzlich machte der Feldweg eine Kurve, dann erreichten sie eine Rasenfläche, auf der ein modernes, einstöckiges Haus stand. Im trok-kenen Gras parkte ein grauer Alfa Romeo neben einem kleinen, drei-rädrigen landwirtschaftlichen Fahrzeug. Der Opel wurde langsamer und hielt. Der Fahrer stieg aus, ging nach hinten, öffnete die Tür und forderte Harry mit einer Handbewegung zum Aussteigen auf.
    »Verdammt«, fluchte Harry halblaut. Er stieg langsam aus und behielt die Hände des Mannes im Auge, obwohl er nicht recht wußte, wie er auf einen Angriff reagieren sollte. Dann sah er, wie die Haustür sich öffnete. Zwei Männer traten ins Freie: Farel und… Pio, wie Harry zu seiner unendlichen Erleichterung feststellte. Ein Mann und zwei Jungen folgten ihnen. Harry sah an ihnen vorbei und atmete unwillkürlich auf. Hinter dem Haus, jenseits einer Pappelreihe, floß der Verkehr auf der Autostrada. Sie hatten nichts anderes getan, als einen weiten Bogen zu beschreiben, um von rückwärts an die Autostrada heranzukommen.

    82
    17
    »Der Ispettore Capo zeigt sie Ihnen.« Farels Blick ruhte nur wenige Sekunden lang auf Harry. Dann wandte er sich ab und ging mit Pio zum Heck des Alfa. Erst als Pio den Kofferraumdeckel öffnete, fiel Harry auf, daß die beiden dünne Gummihandschuhe trugen und daß Pio etwas in einem Klarsichtbeutel in der Hand hielt.
    Nachdem Pio diesen Beutel in den Kofferraum gelegt hatte, zog er die Handschuhe aus und nahm ein Schreibbrett aus dem Wagen. Er füllte einen Vordruck aus, unterschrieb ihn und hielt das Schreibbrett Farel hin, der seine Unterschrift auf den Vordruck kritzelte und das Original abriß, um es zusammenzufalten und in seine Jackentasche zu stecken.
    Farel nickte dem Mann zu, der mit ihnen aus dem Bauernhaus gekommen war, sah noch einmal zu Harry hinüber und stieg dann in den Opel. Der Motor heulte auf, und die Räder drehten im Kies durch. Dann waren Farel und der Mann, der Harry aus Rom hergefahren hatte, verschwunden.
    »Grazie«, sagte Pio zu dem Mann, der mit den beiden Jungen in ihrer Nähe stand. »Prego«, antwortete der Mann, bevor er sich abwandte und mit den Jungen im Haus verschwand.
    Pio sah zu Harry hinüber. »Die Jungen sind seine Söhne. Sie haben sie gefunden.«
    »Was gefunden?«
    »Die Waffe.«
    Pio winkte Harry zu sich heran und zeigte ihm, was er in den Kofferraum gelegt hatte: die Überreste einer Pistole in einem Asservatenbeutel. In dem Klarsichtbeutel sah Harry eine handliche kleine Pistole mit aufgeschraubtem Schalldämpfer. Ihr brüniertes Metall war verfärbt, ihre Griffschalen aus Kunststoff waren fast geschmolzen.
    »Sie ist noch geladen, Mr. Addison«, erklärte Pio ihm. »Vermutlich ist sie herausgeschleudert worden, als der Bus umgekippt ist, sonst wäre die Munition detoniert und hätte die Waffe zerstört.«
    »Vermuten Sie, daß sie meinem Bruder gehört hat?«

    83
    »Ich vermute gar nichts, Mr. Addison. Allerdings dürften nur wenige Pilger auf ihrer Reise nach Assisi eine Pistole mit Schalldämpfer mitführen. Die Waffe ist übrigens eine Llama fünfzehn. Eine kleinkalibrige Pistole.« Pio knallte den Kofferraumdeckel zu. »In Spanien hergestellt.«
    Sie fuhren schweigend zurück.
    »Wo ist Ihr Partner?« fragte Harry, um das Schweigen zu durch-brechen.
    »Bei der Firmung seines Sohns. Er hat sich heute freigenommen.«
    »Ich habe Sie angerufen.«
    »Ich weiß. Weshalb?«
    »Wegen der Sache, die bei dem Bestattungsunternehmen passiert ist.«
    Pio gab keine Antwort. Er fuhr nur weiter, als warte er auf weitere Erläuterungen.
    »Das wissen Sie nicht?« Harry war ehrlich überrascht. Er hatte angenommen, Farel, der darüber informiert sein mußte, hätte wenigstens Pio davon erzählt.
    »Was soll ich wissen?«
    »Ich bin bei dem Bestattungsunternehmen gewesen, um die Leiche meines Bruders zu sehen. Aber das ist nicht seine gewesen.«
    Pio sah zu ihm hinüber. »Sind Sie ganz sicher?«
    »Ja.«
    »Das Bestattungsunternehmen hat einen Fehler gemacht…« Pio zuckte leicht mit den Schultern. »So etwas kommt leider vor. Unter den

Weitere Kostenlose Bücher