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Des Teufels Kardinal

Des Teufels Kardinal

Titel: Des Teufels Kardinal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Allan Folsom
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gleich innerhalb der nächsten Stunden passieren.
    Und selbst wenn es dazu kam, was dann? Sie würden sich zu einem Gespräch treffen. Harry würde schildern, was sich ereignet hatte.
    Und damit würden sie wieder auf Feld eins stehen. Hier ging es nicht nur um einen falsch identifizierten Toten, sondern um Mordermitt-lungen auf höchster Ebene. Damit würden sie sofort ins Scheinwerferlicht der Medien geraten, und er, seine Firma und seine Klienten 78
    würden weltweit Schlagzeilen machen. Nein, er mußte irgendeine andere Möglichkeit finden. Am besten sicherte er sich die Hilfe eines schon in die Ermittlungen Eingeweihten.
    Harry starrte wieder Pios Karte an. Warum sollte er sich nicht von einem italienischen Ermittler in Mordsachen helfen lassen? Zwischen ihnen war eine gewisse Beziehung entstanden, und Pio hatte ihn aufgefordert, sich jederzeit an ihn zu wenden. Er mußte irgend jemandem trauen und wollte glauben, Pio sei vertrauenswürdig.
    Zwölf Uhr fünfunddreißig.
    Jemand in Pios Büro, der Englisch sprach, erklärte Harry, der Ispettore Capo sei ausgegangen, und notierte sich Namen und Telefonnummer des Anrufers. Das war alles. Pio würde zurückrufen. Irgendwann.
    Zwölf Uhr fünfundfünfzig.
    Was sollte er tun, wenn Pio nicht zurückrief? Das wußte Harry nicht. Er konnte nur auf den Kriminalbeamten und sein Profitum setzen und hoffen, daß er irgendwann bis morgen früh um sechs Uhr dreißig zurückrufen würde.
    Dreizehn Uhr zwanzig.
    Harry war nach dem Duschen dabei, sich zu rasieren, als das Telefon klingelte. Er wischte sich hastig den Schaum ab und griff nach dem Hörer.
    »Mr. Addison…«
    Jakow Farel! Diese Stimme würde Harry nie vergessen.
    »In der Sache mit Ihrem Bruder hat sich etwas Neues ergeben. Ich dachte, das würde Sie vielleicht interessieren.«
    »Was denn?«
    »Das sollten Sie lieber mit eigenen Augen sehen, Mr. Addison.
    Mein Fahrer holt Sie ab und bringt Sie an einen Ort in der Nähe der Stelle, an der sich das Busattentat ereignet hat. Ich erwarte Sie dort.«
    »Wann kommt er?«
    »In zehn Minuten.«
    »Gut, in zehn Minuten.«
    Der Fahrer hieß Lestingi oder Lestini. Harry bekam seinen Namen nicht ganz mit und fragte nicht danach, weil der Mann anscheinend 79
    kein Englisch sprach. In einem beigen Polohemd, Jeans und Lauf-schuhen und mit einer Pilotenbrille auf der Nase setzte Harry sich einfach hinten in den dunkelbraunen Opel, ließ sich zurücksinken, als der Wagen anfuhr, und beobachtete den chaotischen römischen Verkehr.
    Der Gedanke an ein weiteres Zusammentreffen mit Farel war beunruhigend genug, aber die Vorstellung, was am Ort der Detonation entdeckt worden sein mochte, beunruhigte Harry noch mehr. Jedenfalls war es bestimmt nichts, was Danny entlasten konnte.

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    Nach zwanzigminütiger Fahrt auf der Autostrada aus Rom heraus nach Norden verließ Farels Fahrer die Autostrada, zahlte seine Maut und bog auf eine Landstraße ab, die an einer Tankstelle und einer großen Halle mit Landmaschinen vorbeiführte. Dann lagen nur noch die Straße und die Maisfelder auf beiden Seiten vor ihnen. Sie fuhren weiter: einen Kilometer, zwei, drei. Der Bus war auf der Autostrada in die Luft geflogen, aber sie entfernten sich rasch von ihr.
    »Wohin fahren wir?« fragte Harry plötzlich.
    Der Mann begegnete seinem Blick im Rückspiegel und schüttelte den Kopf. »Non capisco inglese.«
    In den letzten Minuten waren sie keinen anderen Fahrzeugen mehr begegnet. Harry sah sich um, dann blickte er wieder nach vorn. Der Mais stand hoch, höher als ihr Wagen. Links und rechts zweigten unbefestigte Nebenstraßen ab, aber sie blieben auf der Asphaltstraße.
    Nun schon über fünf Kilometer weit. Harrys Unbehagen wuchs.
    Dann spürte er, daß der Opel langsamer wurde, und beobachtete, wie die Tachonadel zurückging: achtzig Stundenkilometer, sechzig, vierzig, zwanzig. Im nächsten Augenblick bog der Fahrer scharf rechts auf einen leicht abfallenden Feldweg mit tiefen Fahrspuren ab. Harry tastete instinktiv nach dem Türgriff, um zu sehen, ob der Fahrer ihn von vorn aus elektronisch verriegelt hatte.
    Hinten gab es keinen Türgriff. Nur Löcher in den Türverkleidun-gen, wo er gesessen hatte. Dann wurde Harry klar, daß dies ein Poli-zeiwagen war: Die hinteren Türen solcher Fahrzeuge ließen sich immer nur von außen öffnen.
    »Wohin fahren wir?« wiederholte Harry lauter als zuvor. Er fühlte sein Herz jagen und merkte, daß er feuchte Hände hatte.
    »Non capisco inglese.«
    Der Fahrer

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