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Des Teufels Kardinal

Des Teufels Kardinal

Titel: Des Teufels Kardinal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Allan Folsom
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umgebracht hätte. Aber die Polizei hielt ihn für einen Mörder und hatte seine Fingerabdrücke auf der Tatwaffe sichergestellt. Adrianna wußte auch, daß aus Pios Wagen eine am Tatort des Busattentats sichergestellte spanische Llamapistole verschwunden war und die Polizei glaubte, Harry habe sie nach der Ermordung Pios mitgenommen.
    Entschieden legte sie beide Hände flach auf ihren Schreibtisch und schob den Stuhl zurück. Sie wußte nicht, was sie davon halten sollte.
    Dann klingelte ihr Telefon, und sie ließ es mehrmals läuten, bevor sie den Hörer abnahm.
    »Mr. Vasko«, sagte ihre Sekretärin. Er rief zum dritten Mal binnen zwei Stunden an. Da er unterwegs war, hatte er keine Nummer angegeben, unter der sie zurückrufen konnte, sondern nur gesagt, er werde erneut anrufen.
    Eimer Vasko war ein ehemaliger Eishockeyspieler, der mit Adriannas Vater bei den Chicago Blackhawks gespielt hatte und später sein Assistent gewesen war, als Hall die Schweizer Nationalmannschaft betreut hatte. In seiner großen Zeit auf dem Eis hatte er den Spitzna-men »Rentier« gehabt. Inzwischen war er nur noch ein sanfter Riese, eine Art entfernter Onkel, den sie seit vielen Jahren nicht mehr gesehen hatte. Und jetzt war er in Rom und rief zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt an, während sie sich um eine eben aufgeflammte sensationelle Story kümmern mußte.
    Adrianna war erst an diesem Morgen auf eigenen Wunsch aus Kroatien zurückgekommen, als der Fall Harry Addison publik geworden war. Sie war sofort zur Questura gefahren und hatte dort den 162
    Schluß von Marcello Taglias improvisiertem Interview mitbekommen. Als es ihr nicht gelungen war, Taglia aufzuhalten, damit er ihr einige Zusatzfragen beantwortete, hatte sie sich auf die Suche nach Roscani gemacht, leider ebenfalls erfolglos.
    Dann war sie nach Hause gefahren, um zu duschen und sich umzuziehen, als die Sache im U-Bahn-Tunnel passiert war. Sie war mit ihrem Kameramann auf seinem Motorroller hingefahren. Aber die Medien, alle Medien, wurden aus den Tunnels ferngehalten und konnten nur von der Straße aus berichten. Nach einer Stunde war sie ins Studio zurückgefahren, um ihre Story zusammenzustellen und sich erstmals den Videofilm mit Harry Addison anzusehen. Zwischendurch war sie kurz weg gewesen, und bei ihrer Rückkehr hatte Elmer Vasko schon zweimal angerufen. Jetzt war er also wieder am Apparat. Ihr blieb nichts anderes übrig, als das Gespräch anzunehmen.
    »Elmer, Mr. Vasko. Wie geht’s?« Sie versuchte, sich nicht anmerken zu lassen, wie ungelegen ihr sein Anruf kam. »Mr. Vasko?«
    Am anderen Ende herrschte Schweigen, und sie wollte schon auflegen, als sie eine Stimme hörte.
    »Du mußt mir helfen.«
    »Oh, verflucht!« Adrianna verschlug es den Atem.
    Der Anrufer war Harry Addison.
    Harry stand in einer offenen Telefonzelle in der Nähe eines Cafés an der Piazza della Rotonda gegenüber dem alten Rundbau des Pantheons. Inzwischen trug er eine Baskenmütze, die er in einem winzigen Laden für Mützen aller Art billig gekauft und so aufgesetzt hatte, daß sie seinen Kopfverband weitgehend verdeckte. Seine ebenfalls verbundene linke Hand behielt er in der Jackentasche.
    »Wo steckst du?« Adriannas Stimme klang jetzt nicht mehr überrascht.
    »Ich…«
    Obwohl Harry nicht gewußt hatte, ob sie aus Kroatien zurück war, hatte er Adrianna angerufen, weil er über seine Situation nachgedacht und erkannt hatte, daß Adrianna die einzige war, die er anrufen konnte. Die einzige, die über alles informiert war und der er trauen konnte. Aber als er sie nun am Apparat hatte, wußte er plötzlich 163
    nicht, ob er überhaupt jemandem trauen durfte. Ihren guten Beziehungen zur Polizei verdankte sie Informationen, die nicht jeder bekam. Würde sie deshalb ein Treffen mit ihm vereinbaren und dazu die Polizei mitbringen?
    »Harry, wo bist du?« Ihre Stimme klang energischer als zuvor.
    Er zögerte noch immer, unsicher, zweifelnd. Ein dumpfer Kopfschmerz erinnerte ihn daran, daß er nicht so wach war, wie er hätte sein sollen.
    »Ich kann dir nicht helfen, wenn du nicht mit mir reden willst.«
    Neben der Telefonzelle ging kichernd und lachend eine Gruppe von Schülerinnen vorbei. Die Mädchen waren so laut, daß Harry sich abwandte, um besser hören zu können. Dabei sah er zwei berittene Carabinieri langsam quer über die Piazza auf sich zukommen. Die beiden Uniformierten hatten es nicht eilig; sie ritten nur Streife. Andererseits fahndeten sämtliche Polizisten

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