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Des Teufels Kardinal

Des Teufels Kardinal

Titel: Des Teufels Kardinal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Allan Folsom
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Italiens nach ihm, und er mußte ihnen möglichst aus dem Weg gehen. In diesem Fall konnte er vermutlich nichts Besseres tun, als am Telefon zu bleiben, bis sie vorbei waren. Er wandte sich unauffällig von den Berittenen ab und sprach in den Apparat.
    »Ich habe Pio nicht erschossen.«
    »Sag mir einfach, wo du bist.«
    »Ich habe begründete Angst, daß die italienische Polizei mich um-legen will.«
    »Harry, wo bist du?«
    Schweigen.
    »Harry, du selbst hast mich angerufen. Weil du mir vertraust, nehme ich an. Du kennst dich in Rom nicht aus, du sprichst kein Italienisch, und wenn ich dir einen Treffpunkt vorschlagen wollte, müß-
    test du jemanden nach dem Weg fragen, was dich in Schwierigkeiten bringen könnte. Weiß ich, wo du bist, können wir uns dort treffen.
    Logisch?«
    Die Carabinieri waren näher gekommen. Beide jung, beide auf gro-
    ßen Schimmeln, beide bewaffnet. Und sie ritten nicht nur Streife, sondern beobachteten alle Vorbeikommenden aufmerksam.
    »Zwei berittene Polizisten kommen auf mich zu.«
    »Verdammt noch mal, Harry, wo bist du?«

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    »Ich… weiß nicht…« Er drehte sich um, bemühte sich, die Carabinieri zu ignorieren, und hielt nach einem Straßenschild, dem Namen eines Gebäudes, einem Café oder irgend etwas Ausschau, das ihm helfen konnte, seinen Standort zu bestimmen. Dann sah er keine zehn Meter von sich entfernt ein Schild an einer Hauswand.
    »Irgendwas mit Rotunde.«
    »Am Pantheon?«
    »Schon möglich.«
    »Ein großer runder Säulenbau?«
    »Ja.«
    Die Carabinieri hatten Harry schon fast erreicht. Während sie ihre Pferde langsam im Schritt gehen ließen, suchten ihre Augen die Gesichter der Menschen auf der Piazza und in den umliegenden Stra-
    ßencafes ab. Dann zog einer der Uniformierten die Zügel an, und die beiden brachten ihre Pferde ganz in seiner Nähe zum Stehen.
    »Verflucht«, flüsterte Harry erschrocken.
    »Was ist passiert?«
    »Sie sind neben mir. Ich könnte eines der Pferde berühren.«
    »Sehen sie dich an?«
    »Nein.«
    »Du darfst sie gar nicht beachten. Sie reiten gleich weiter. Sobald sie weg sind, überquerst du den Platz und läßt das Pantheon links liegen. Du folgst der nächsten Seitenstraße zwei Blocks weit zur Piazza Navona. Vor dem Brunnen in der Mitte dieser belebten Piazza stehen Bänke. Du suchst dir einen Platz auf einer der Bänke, und ich finde dich dort.«
    »Wann?«
    »In zwanzig Minuten.«
    Harry sah auf seine Armbanduhr.
    16.32 Uhr
    »Harry?«
    »Ja?«
    »Verlaß dich auf mich.«
    Adrianna legte auf. Harry blieb mit dem Telefonhörer in der Hand stehen. Die Carabinieri waren noch immer neben ihm. Hängte er den 165
    Hörer ein und wurde dabei beobachtet, würde er gehen müssen.
    Hängte er ihn nicht ein, obwohl am anderen Ende aufgelegt worden war, riskierte er, daß die Telefongesellschaft den plötzlich defekten Apparat der Polizei meldete, die in erhöhter Alarmbereitschaft vielleicht auch solchen Hinweisen nachgehen würde. Dann sah er wieder auf die Piazza hinaus und fühlte sein Herz sinken.
    Zwei weitere berittene Carabinieri kamen herangeritten und began-nen ein Gespräch mit ihren Kollegen. Vier Polizisten, nur wenige Meter entfernt. Er hängte langsam den Hörer ein. Hier konnte er nicht bleiben, ohne ein weiteres Gespräch zu führen, und er wußte nicht, wen er hätte anrufen sollen. Er mußte etwas unternehmen, bevor einer der vier Beamten merkte, daß er einfach nur untätig dastand. Und er unternahm etwas. Er trat aus der offenen Zelle und ging an ihnen vorbei über den Platz auf das Pantheon zu. Einer der Carabinieri sah Harry vorbeigehen und beobachtete ihn sogar einen Augenblick lang. Dann wurde sein Pferd unruhig, und er mußte es zügeln. Als er wieder aufsah, war Harry in der Menge verschwunden.

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    43
    Roscani drückte geistesabwesend seine Zigarette in dem vor ihm stehenden Aschenbecher aus, während er ein Fax an Taglias Dienststelle in italienischer Übersetzung las. Special Agent David Harris vom FBI in Los Angeles meldete darin, Byron Willis, der Seniorpartner von Harry Addisons Anwaltsfirma in Beverly Hills, sei gestern abend von einem oder mehreren Unbekannten vor seinem Haus erschossen worden. Da Geldbörse, Ehering und Rolexarmbanduhr fehlten, lag offenbar ein Raubmord vor. Der Fall wurde von Kriminalbeamten der Mordkommission bearbeitet. Eine Autopsie war angeordnet worden. Weitere Informationen würden folgen.
    Roscani rieb sich die Augen. Was zum Teufel hatte das zu bedeuten? Solange weitere

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