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Des Teufels Kardinal

Des Teufels Kardinal

Titel: Des Teufels Kardinal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Allan Folsom
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eine von der Polizei gestellte Falle gelockt, und er war gutgläubig hineingetappt. Neben sich sah er einen Holzblock mit Tranchiermessern. Aber die nutzten ihm nichts.
    Die Polizei würde sofort schießen, wenn er mit einem Messer in der Hand herauskam.
    »Mr. Addison, sind Sie hier?« fragte die Stimme, die akzentfreies Englisch sprach.
    Was tun? Harry wußte keine Antwort, denn es gab keine. Am besten kam er einfach heraus und stellte sich. Er konnte nur hoffen, daß Adrianna oder sonst jemand von den Medien anwesend war, damit er nicht auf der Stelle erschossen wurde.
    »Ich bin hier!« sagte er laut. »Ich komme heraus. Ich bin unbewaffnet. Nicht schießen!« Dann holte er tief Luft und trat mit erho-benen Händen aus der Küchentür.
    Nebenan wartete jedoch nicht die Polizei, sondern nur ein einzelner Mann, der die Wohnungstür hinter sich geschlossen hatte.
    »Mein Name ist James Eaton, Mr. Addison«, sagte der Mann. »Ich bin mit Adrianna Hall befreundet. Sie hat mir erzählt, daß Sie eine Bleibe brauchen…«
    Eaton war Ende Vierzig oder Anfang Fünfzig, mittelgroß, ziemlich schlank. Grauer Anzug mit gestreiftem Hemd und dunkelblauer Krawatte. Abgesehen davon, daß er allein war, war das Auffälligste 172
    an ihm seine Unauffälligkeit. Er sah wie jemand aus, der in einer Bank das Ende seiner persönlichen Karriereleiter erreicht hat, mit seiner Familie noch immer Disneyland besucht und jeden Samstag seinen Rasen mäht.
    »Ich wollte Sie nicht erschrecken.«
    »Das ist also Ihre Wohnung…« Harry ließ ungläubig erstaunt die Hände sinken.
    »Gewissermaßen…«
    »Was meinen Sie mit ›gewissermaßen‹?«
    »Ich habe sie unter falschem Namen gemietet. Meine Frau weiß nichts davon.«
    Das war eine Überraschung. »Sie und Adrianna?«
    »Jetzt nicht mehr.«
    Eaton zögerte, während er Harry prüfend musterte, dann ging er durch das Zimmer und öffnete die Tür des Wandschranks über dem Fernseher. »Möchten Sie einen Drink?«
    Harry sah zur Wohnungstür hinüber. Wer war dieser Kerl? Ein FBI-Agent? Hatte er den Auftrag, sich davon zu überzeugen, daß der Gesuchte allein und unbewaffnet war?
    »Hätte ich der Polizei gemeldet, wo Sie sich aufhalten, stünde ich jetzt nicht hier, um Ihnen einen Drink anzubieten. Wodka oder Scotch?«
    »Wo ist Adrianna?«
    Eaton nahm eine Flasche Wodka heraus und schenkte ihnen beiden zwei Fingerbreit ein.
    »Ich arbeite in der US-Botschaft. Erster Sekretär des Beraters für politische Angelegenheiten… Sorry, kein Eis.« Er gab Harry ein Glas und setzte sich mit seinem Wodka auf die Couch. »Sie befinden sich in einer sehr schwierigen Lage, Mr. Addison. Adrianna glaubt, daß es nützlich wäre, wenn wir darüber reden.«
    Harry spielte mit seinem Glas. Er war überreizt und mit seinen Nerven am Ende. Aber er mußte durchhalten, mußte zu seinem eigenen Schutz hellwach bleiben. Vielleicht war Eaton wirklich, wer er zu sein behauptete, und versuchte tatsächlich, ihm zu helfen. Vielleicht aber auch nicht. Er konnte in diplomatischer Mission hier sein, 173
    um dafür zu sorgen, daß es keine Verstimmung zwischen Amerika und Italien gab, wenn Harry der Polizei überstellt wurde.
    »Ich habe den Kriminalbeamten nicht erschossen.«
    »Wirklich nicht?«
    »Nein.«
    »Was ist mit dem Videofilm?«
    »Ich bin gefoltert und dann von den Leuten dazu gezwungen worden, diesen Text zu sprechen. Anschließend haben sie mich weggebracht. Dann haben sie auf mich geschossen und mich als tot liegen-gelassen.« Harry berührte seinen Kopf mit der verbundenen Hand.
    »Aber ich bin nicht gestorben.«
    Eaton lehnte sich zurück. »Wer sind diese Leute gewesen?«
    »Keine Ahnung. Ich habe sie nie gesehen.«
    »Haben sie englisch gesprochen?«
    »Teilweise. Meistens italienisch.«
    »Sie haben einen Polizeibeamten erschossen und Sie entführt und gefoltert?«
    »Ja.«
    Eaton trank einen Schluck aus seinem Glas. »Warum? Was haben sie von Ihnen gewollt?«
    »Informationen über meinen Bruder.«
    »Den Priester?«
    Harry nickte.
    »Was wollten sie über ihn wissen?«
    »Wo er ist.«
    »Und was haben Sie ihnen erzählt?«
    »Ich habe gesagt, daß ich das nicht weiß. Daß ich nicht einmal weiß, ob er noch lebt.«
    »Ist das wahr?«
    »Ja.«
    Harry hob das Glas und trank die Hälfte seines Wodkas mit einem einzigen Schluck. Dann leerte er sein Glas ganz und stellte es auf dem Couchtisch ab.
    »Mr. Eaton, ich bin unschuldig. Ich glaube, daß auch mein Bruder unschuldig ist. Und ich habe

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