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Des Teufels Kardinal

Des Teufels Kardinal

Titel: Des Teufels Kardinal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Allan Folsom
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See führte.
    Eine weitere leichte Bewegung nach rechts ließ ihn die drei Polizeiboote erkennen, die in geringem Abstand etwa hundert Meter vom Ufer entfernt vor der Villa lagen.
    Von Farel wußte Kind, daß die Villa Lorenzi dem berühmten italienischen Schriftsteller Eros Barbu gehörte. Der befand sich jedoch auf einer Kanadareise und war seit Silvester, als er einen seiner in ganz Europa berühmten Silvesterbälle gegeben hatte, nicht mehr in der Villa gewesen. In Barbus Abwesenheit wurde die Villa Lorenzi von dem schwarzen südafrikanischen Dichter Edward Mooi verwaltet, der dort kostenlos lebte, sich um die Gebäude kümmerte und die zwanzig festangestellten Gärtner und Hausangestellten beaufsichtig-te. Mooi hatte der Polizei auf Eros Barbus Anweisung die Erlaubnis erteilt, die Villa und das Grundstück zu durchsuchen.
    Eine formelle Erklärung von Barbus Anwälten besagte, weder Barbu noch Edward Mooi sei Pater Daniel Addison persönlich oder auch 236
    nur dem Namen nach bekannt, und weder sie noch das Hauspersonal wüßten von jemandem, der mit einem Boot zu der Villa gekommen sei. Und erst recht nicht von jemandem in Begleitung von vier Kran-kenpflegern.
    Thomas Kind rutschte auf seinem Aussichtspunkt auf einem be-waldeten Hügel oberhalb der Villa etwas nach hinten, sah wieder durch das Zielfernrohr und beobachtete, wie Roscanis Alfa Romeo vor dem Befehlsstand hielt, als Edward Mooi gerade mit einem klapprigen Dreiradfahrzeug die lange Zufahrt vom Haupthaus heraufkam.
    Thomas Kind lächelte. Der Dichter trug ein Khakihemd, ausgebli-chene Jeans und Ledersandalen. Mit seinem an den Schläfen ergrau-ten Haar, das zu einem schulterlangen Pferdeschwanz zusammengefaßt war, sah er wie ein distinguierter Hippie oder ein alternder Biker aus.
    Nachdem Mooi sich kurz mit Roscani unterhalten hatte, bestieg der Dichter wieder sein Fahrzeug und führte Roscanis Alfa Romeo und zwei Mannschaftswagen mit bewaffneten Carabinieri die Zufahrt zur Villa Lorenzi hinunter. Kind war davon überzeugt, daß die Polizei keine Spur des Gesuchten finden würde. Aber er war sich ebenso sicher, daß seine Zielperson irgendwo hier oder in unmittelbarer Nähe war. Folglich würde er abwarten und die weitere Entwicklung beobachten, bevor er zuschlug. Geduld war alles.
    Hefei, China, Overseas Chinese Hotel.
    Dienstag, den 14. Juli
    Li Wen wälzte sich unruhig im Bett. In seinem Zimmer war es heiß und stickig, und er fand keinen Schlaf. Er drehte sich erneut um und sah auf den Radiowecker. Null Uhr zweiunddreißig. In drei Stunden würde er aufstehen, in vier Stunden wie gewohnt zu arbeiten beginnen. Er ließ sich wieder zurücksinken. In dieser Nacht brauchte er seinen Schlaf dringender als sonst, aber er konnte nicht einschlafen.
    Er bemühte sich, an nichts zu denken, nicht daran, was er vorhatte, auch nicht daran, wie es in Hefei in vierundzwanzig Stunden aussehen würde, nachdem er das todbringende Produkt, dessen Formel von dem amerikanischen Hydrobiologen James Hawley stammte, in 237
    die Trinkwasserspeicher der Aufbereitungsanlage gekippt hatte. Polyzyklischer ungesättigter Alkohol gehörte nicht zu den Stoffen, auf die Wasserproben untersucht wurden. Er ließ sich auch nicht durch Färbung, Geschmack oder Geruch des Trinkwassers feststellen. Sobald diese Substanz, die bereits gereinigtem Wasser in Schneeball-form zugesetzt wurde, geschmolzen war, verursachte sie schwere Darmkrämpfe, denen ruhrartiger Durchfall folgte, worauf Darmblutungen eintraten, die in sechs bis vierundzwanzig Stunden zum Tod führten. Die zugeführte Menge, zehn Wirkstoffanteile auf eine Million Lösungsstoffanteile pro Glas Wasser, würde ausreichen, um hunderttausend Menschen zu vergiften.
    Zehn Teile pro Million.
    Hunderttausend Tote.
    Li Wen versuchte, nicht darüber nachzudenken, aber das gelang ihm nicht. Dann hörte er ein Donnergrollen. Fast im selben Augenblick spürte er einen Luftzug und sah, wie die Vorhänge vor dem offenen Fenster sich leicht blähten. Eine Front zog heran, die Wind und warmen Regen brachte. Bis er aufstand, würde sie durchgezogen sein, und der kommende Tag würde noch heißer werden. Ein Blitz zuckte herab und erhellte für einen Augenblick sein Hotelzimmer.
    Acht Sekunden später folgte der Donnerschlag.
    Li Wen richtete sich auf einen Ellbogen gestützt auf und ließ seinen Blick durch das Zimmer wandern. In der Ecke neben seinem Koffer stand ein kleiner Kühlschrank. In China, vor allem in Mittelzentren wie Hefei, hatten

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