Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Des Teufels Kardinal

Des Teufels Kardinal

Titel: Des Teufels Kardinal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Allan Folsom
Vom Netzwerk:
Sie einen Kaffee?« fragte Roscani, dem ihre offensicht-liche Nervosität auffiel. »Eine Zi…?« Er schüttelte grinsend den Kopf. »Ich wollte Ihnen eine Zigarette anbieten, aber ich habe das Rauchen gerade aufgegeben. Lasse ich Sie in diesem Tollhaus rauchen, werde ich vielleicht schwach und rauche mit.«
    Roscani lächelte erneut und sah, wie die Nervosität der Männer sich legte. Es war eine kalkulierte Geste mit genau diesem Zweck der Beruhigung gewesen, aber vielleicht hatte er damit sogar die Wahr-241
    heit gesagt. Jedenfalls hatte sein Eingeständnis die bestehende Spannung abgebaut, und in den folgenden zwanzig Minuten erfuhr er alle Einzelheiten der Sonderfahrt von Como nach Bellagio und erhielt detaillierte Personenbeschreibungen der drei Männer und der Frau, die den Patienten auf der Krankentrage begleitet hatten.
    Darüber hinaus erhielt er eine weitere wertvolle Information: Das Tragflügelboot war einen Tag vor der Sonderfahrt gechartert worden.
    Ein gewisser Giovanni Scarso, der sich als Vertreter einer Familie ausgab, die einen bei einem Verkehrsunfall verletzten Angehörigen nach Bellagio bringen lassen wollte, hatte es über ein Mailänder Reisebüro gechartert. Scarso hatte den Charterpreis bar bezahlt. Erst als das Tragflügelboot auf Bellagio zugelaufen war, hatte einer der Begleiter des Patienten es von der Anlegestelle weg und weiter nach Süden zum Steg der Villa Lorenzi dirigiert.
    Nach dieser Befragung hatte Roscani keinen Zweifel mehr daran, daß der Patient, den das Tragflügelboot zur Villa Lorenzi gebracht hatte, tatsächlich Pater Daniel Addison gewesen war.
    Nachdem er Castelletti damit beauftragt hatte, die Einzelheiten nochmals festzuhalten, dankte Roscani den Männern für ihr Kommen, öffnete den Vorhang, verließ die Nische und trat in den Trubel des Lageraums hinaus. Aber er flüchtete sofort aus diesem Raum.
    Roscani ging den Korridor entlang und betrat eine Toilette. Und weil er wußte, daß man in solcher Anspannung nicht ohne Zigarette nachdenken konnte, drückte er zwei Finger gegen seine Lippen und inhalierte tief zwischen ihnen hindurch. Er atmete den Phantomrauch ein, spürte die imaginäre Wirkung des Nikotins, lehnte sich gegen eine WC-Kabine und konnte in dieser ruhigen Umgebung endlich ungestört nachdenken.
    Heute nachmittag hatte er mit Scala, Castelletti und zwei Dutzend Carabinieri die Villa Lorenzi gründlich durchsucht, aber sie hatten nichts gefunden. Keine Spur von Pater Daniel oder seinen Beglei-tern. Daß irgendwo auf dem Grundstück ein Krankenwagen bereitge-standen hatte, mit dem die vier ihren Patienten abtransportiert hatten, war unmöglich, weil es nur zwei Zufahrten zur Villa Lorenzi gab: die Haupteinfahrt und eine Zufahrt für Lieferanten. Jede wurde durch ein Tor gesichert, das nur von der Villa aus geöffnet werden konnte.

    242
    Also konnte kein Fahrzeug ein- oder ausfahren, ohne daß jemand eines der elektrisch betätigten Tore öffnete. Und nach Moois Aussage hatte das niemand getan.
    Natürlich konnte Mooi trotz seiner demonstrativen Bereitschaft, mit der Polizei zusammenzuarbeiten, gelogen haben. Außerdem war es möglich, daß jemand Pater Daniel ohne Moois Wissen zur Flucht verholfen hatte. Und schließlich gab es die Möglichkeit, daß der Priester noch immer dort und so gut versteckt war, daß sie ihn nicht gefunden hatten.
    Roscani sog nochmals Phantomrauch durch seine Finger und inhalierte ihn tief. Bei Tagesanbruch würden Scala, Castelletti und er mit einem kleinen Trupp Carabinieri unangekündigt in der Villa Lorenzi auftauchen und sie erneut durchsuchen. Diesmal würden sie Hunde mitbringen und gründliche Arbeit leisten, selbst wenn sie dazu die Villa Stein für Stein abtragen mußten.

    243
    65
    »Chiasso…«, sagte Herkules, als sie in dichtem Urlaubsverkehr von Mailand aus auf der Autostrada A 9 nach Norden fuhren. Harry saß am Steuer des grauen Fiat, den Adrianna gegenüber der Stazione Termini in Rom für ihn bereitgestellt hatte. Die Wagenschlüssel hatten wie vereinbart hinter dem linken Vorderrad gelegen.
    Harry gab keine Antwort. Sein Blick war auf die Fahrbahn gerichtet, seine Gedanken waren darauf konzentriert, Como zu erreichen, wo er sich mit Adrianna treffen sollte. Dann würden sie irgendwie über den See nach Bellagio weiterfahren, wo Danny angeblich war.
    »Chiasso«, hörte er Herkules wieder sagen. Als er daraufhin nach rechts sah, starrte der Zwerg ihn an.
    »Was soll das heißen?«
    »Habe ich Sie bisher

Weitere Kostenlose Bücher