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Des Teufels Kardinal

Des Teufels Kardinal

Titel: Des Teufels Kardinal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Allan Folsom
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nur wenige Hotels Kühlschränke in den Zimmern, aber im hiesigen Overseas Chinese Hotel gab es welche. Deshalb hatte er dieses Hotel gewählt und dieses Zimmer verlangt. Hier stand nicht nur ein Kühlschrank, sondern das Gerät hatte sogar ein Tiefkühlfach, was noch wichtiger war, weil er die polyzyklischen
    »Schneebälle« nach der Herstellung darin eingefroren hatte. Und dort würden sie gelagert bleiben, bis er in gut drei Stunden das Hotel verließ, um zur Aufbereitungsanlage zu fahren.
    Draußen blitzte es wieder. Die Leuchtreklame des Hotels vor seinem Fenster erlosch sekundenlang, um dann erneut aufzuflammen.
    Li Wen war plötzlich hellwach. Er beobachtete den von draußen 238
    hereinfallenden Lichtschein wie gebannt. Jetzt nur keinen Stromaus-fall!

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    Como.
    Montag, den 13. Juli, 19 Uhr
    Roscani bahnte sich erschöpft und sorgenvoll einen Weg durch den beengten, hastig eingerichteten Nachrichtenraum in der Carabinieri-zentrale in Como. Ein Dutzend uniformierter Beamter bediente die Telefone auf einer Reihe Schreibtische in der Raummitte, während ebenso viele Kollegen auf PC-Tastaturen herumhackten, die überall standen, wo sich in dem überfüllten Raum noch Platz gefunden hatte.
    Weitere Männer, besorgt, nervös rauchend, kaffeetrinkend, gingen zwischen den Arbeitsplätzen auf und ab. Der Lageraum war binnen weniger Stunden eingerichtet worden, um eine Großfahndung zu koordinieren, nachdem bei der Durchsuchung der Villa Lorenzi keine Spur des flüchtigen Priesters entdeckt worden war.
    Roscani war zu einer riesigen Landkarte des Gebiets um den Comer See unterwegs, die eine ganze Wand bedeckte. Auf dieser Karte bezeichneten kleine italienische Flaggen die Straßensperren, an denen schwerbewaffnete Polizisten alle Fahrzeuge anhielten und durchsuchten. Wegen des bergigen Geländes und der vielen Straßen, die zu kontrollieren waren, war es ein sehr aufwendiges Vorhaben.
    Bellagio lag an der Spitze der großen Landzunge, die nach Norden in den See hineinragte. Der See selbst erstreckte sich nach Norden hinauf, während seine Ausläufer zugleich auf beiden Seite dieser Landzunge wie lange Finger nach Lecco im Südosten und Como im Südwesten ausgriffen, während Chiasso und die Schweizer Grenze etwas weiter landeinwärts nordwestlich des Sees lagen.
    Chiasso bot sich wegen seiner Lage als Fluchtweg an und wurde besonders scharf kontrolliert, aber es gab auch andere, noch in Italien liegende Orte, an denen die Gesuchten sich versteckt haben konnten, um das Ende der Großfahndung abzuwarten. Zum Beispiel in den Kleinstädten Menaggio, Tremezzo und Lenno auf dem westlichen Seeufer und Bellano, Gittana und Varenna auf dem östlichen. Dazu kamen Vassena und Maisano, die ebenfalls auf der Landzunge lagen, und weitere Orte westlich davon.

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    Die Fahndung war ein massiver Großeinsatz, der fast jeden Haushalt, jede Firma im Gebiet um den Comer See in irgendeiner Form behinderte. Es war ein Zustand, der durch die Masseninvasion der Medien noch verschlimmert wurde. Sie setzten darauf, die Festnahme des mutmaßlichen Mörders des Kardinalvikars von Rom stehe unmittelbar bevor, und berichteten weltweit live darüber.
    Für Roscani war dies nicht die erste Großfahndung, die er leitete, und die improvisierte Atmosphäre gehörte einfach dazu. Aber unabhängig davon, wie gut alles organisiert war, machte allein der Umfang das Unternehmen schwerfällig. Die Ereignisse überstürzten sich; Entscheidungen mußten sofort und von allen möglichen Leuten getroffen werden. Fehler waren unvermeidlich. Unter Druck hatte man selten die Ruhe, logisch und vernünftig nachzudenken, um dann die Maßnahmen zu treffen, die den Unterschied zwischen Erfolg und Mißerfolg ausmachen konnten.
    Plötzlicher Lärm im Hintergrund veranlaßte Roscani dazu, sich umzudrehen. Auf dem Korridor sah er einige Augenblicke lang die Reportermeute, die Scala und Castelletti Fragen zurief, als die beiden Kriminalbeamten mit dem Bootsführer und zwei Matrosen des Tragflügelboots hereinkamen. Es waren die Leute, die Pater Daniel und sein vierköpfiges Pflegepersonal nach Bellagio und zur Villa Lorenzi gebracht haben sollten.
    Roscani folgte ihnen durch den Raum in eine Sitznische, deren Vorhang von einem Carabiniere geschlossen wurde, damit sie halb-wegs ungestört waren.
    »Ich bin Ispettore capo Roscani. Ich muß Sie bitten, das hier herrschende Durcheinander zu entschuldigen.«
    Der Bootsführer nickte verständnisvoll lächelnd.
    »Möchten

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