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Des Teufels Maskerade

Des Teufels Maskerade

Titel: Des Teufels Maskerade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schlederer Victoria
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Gelichter verbracht. In den Augen eines Fremden mochte ich an jenem Tag tatsächlich eher als Vagabund und zweitklassiger Detektiv denn als Baron und Offizier außer Dienst durchgehen.
    »Dejan?«
    Endlich nahm ich wahr, dass drei Augenpaare mich fixierten.
    Ich straffte mich. »Was haben die Mädchen dir über Trubic und Waldhausen erzählt?«, fragte ich ruhig. »Ich muss alles wissen, jedes Detail. Es ist sehr wichtig.«
    Erneut füllte Esther ihr Glas. »Na, nichts Spektakuläres. Beim ersten Besuch nur, dass der Waldhausen ein Schwein ist, pardon, war. Ein richtiger Perverser, der wollt’ doch im Ernst …«
    »Danke«, unterbrach sie Lysander. »Die pikanten Einzelheiten etwas später, bitte.«
    Esther lächelte schief. »Sonst gab’s nicht viel. Nur, dass der Trubic … na ja, nicht besonders fähig war, hat die Mariana gemeint. Aber gut, es ging ihm wohl auch nicht so um Erfüllung fleischlicher Gelüste.«
    Ich winkte ab. Nach Boudoirgeschwätz stand mir der Sinn wahrlich nicht in jenem Moment.

    Lysander hüpfte zu mir auf den Diwan, schnaubte verächtlich. »Es ist doch sicher möglich, diese Mariana zu befragen?«, erkundigte er sich mit größtmöglicher Höflichkeit.
    Esther zuckte die Achseln. »Wenn du nicht darauf bestehst, die Befragung selber zu unternehmen?«
    Ein kurzes, keckerndes Lachen Lysanders war die Antwort. »Diese Ehre überlasse ich schon dem Herrn Baron.«
    Esther raffte ihren dünnen, blassblauen Kimono enger, in höchst ansprechender Manier spannte der seidige Stoff nun um ihre üppige Gestalt. »Eine Frage noch«, ernst und unverwandt blickte sie in meine Richtung, »woher das plötzliche Interesse am Oberst Waldhausen?«
    Unruhig spielte ich mit meinem Glas. »Ich glaube, ich habe niemals erwähnt, dass er mein Kommandant war, als ich … die Armee verlassen habe?«
    Jäh beendete Mirko seine Inspektion des Eros. »Nein«, kam er den anderen mit der Beantwortung meiner Frage zuvor.
    »Es gab damals ein paar …«, ich suchte nach Worten, »… Verwicklungen in unserem Regiment.«
    »Selbstverständlich«, antwortete Lysander; der Hohn in seinen dunklen Augen war nicht zu übersehen. Offenkundig erheiterten ihn die Unannehmlichkeiten, die mein fragwürdiger Umgang mit der Wahrheit mich sich brachte. »Wie hätte es auch anders sein können?«
    Sie warteten.
    Ich wusste, ich schuldete ihnen eine Erklärung, eine Geschichte, irgendetwas. Und doch, in Worte zu fassen, was geschehen war, hieß, den Dämonen Vergangenheit und Erinnerung einmal mehr Macht über mich zu verleihen. »Ich werde mit Mariana sprechen«, kündigte ich an, ehe ich hastig hinausstrebte.

     
     
    »Aber natürlich erinner’ ich mich an den Trubic; ein feiner Herr ist das und was der mir gezahlt hat, auch wenn wir gar nicht richtig zur Sache gekommen sind – also, Sie wissen vielleicht schon, was ich mein’, Herr Baron.« Nachdenklich kratzte Mariana ihren runden Oberschenkel unter dem kurzen, hellroten Seidenhemdchen, beäugte mich fragend. »Und Sie sind wohl auch nur zum Fragenstellen hier, was, Herr Baron?«
    Ich deutete ein höfliches Nicken an.
    Mariana seufzte tief, mit flinker Zunge beleckte sie ihre rotbemalten Lippen, eine uralte, unmissverständliche Aufforderung, auf die einzugehen ich an jenem Abend kaum gewillt war.
    »Was haben Sie ihm erzählt?«, fragte ich steif. Noch immer stand ich im Türrahmen, wollte nicht eintreten in dieses kleine Reich der Sünde und Wolllust: verspiegelte Wände, pornographische Zeichnungen auf dem Paravent. Und wie dramatisch unterschied sich Marianas sorglose Zurschaustellung ihrer körperlichen Vorzüge von den Herausforderungen Esthers subtiler Erotik.
    Missbilligend beäugte mich die junge Hure. »Als ob ich so viel über Sie wüsst’, Herr Baron, mit Verlaub. Und das, was ich gewusst hab’, hat den Trubic wieder nicht so richtig interessiert. Ob Sie’s mit der Madame treiben, das wollte er wissen, und ob die Madame in Sie verliebt sei und so was eben.« Sie lächelte breit und präsentierte dabei eine Reihe ausgesprochen unhübscher, gelblicher Zähne. »Ich hab’ ihm gesagt, dass die Madame mir einmal erzählt hat, sie würde nicht glauben, dass der Herr Baron überhaupt in der Lage wär’ zu lieben, und da hat der Trubic gelacht wie verrückt. Nicht zum Aushalten war das. Besoffen war er aber nicht, glaub’ ich.«
    Ich verschränkte die Arme. »Und sonst?«, fragte ich unnachgiebig.

    Mariana räkelte sich nun in ihrem Sessel. Nachdem sie ihre

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