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Des Teufels Maskerade

Des Teufels Maskerade

Titel: Des Teufels Maskerade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schlederer Victoria
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vorgeben, hat sich lange schon erschöpft.«
    Beifälliges Murmeln begleitete seine Worte, jemand ging sogar so weit, mit dem Bierhumpen auf die Tischplatte zu schlagen, und »jawohl, ja!« zu rufen.
    Ctirad lächelte. »Sie wollen Ihr Schicksal selbst in die Hand nehmen, meine Herren. Sie wollen den Grundstock des Staates Böhmen selbst errichten. Wie gut ich Sie verstehe!«
    Diesmal fielen die Zustimmungsbekundigungen noch lauter aus; auch ich gestattete mir für einen Augenblick, einen einzigen, wunderbaren Moment, meine Zweifel beiseitezuschieben: Ja, in dieser Sekunde sah ich mich fechten, sah ich mich streiten, für dieses Böhmen, das die Fesseln der Vergangenheit abstreifte, um in eine neue Zeit aufzubrechen.
    »Aber wie soll es geschehen?«, fragte der alte Dichter.
    Ctirad war wieder beim Kopfende der Tafel angekommen. »Ich will Ihnen eine Geschichte erzählen«, sagte er.
     
    Eine Geschichte! Eine Lüge war es, eine absurde Lüge! Von einem jahrhundertealten Schwur, und einer Bruderschaft, und dem Segen der Fürstin Libuše war da die Rede! Er verhöhnte uns, spottete unserer Gutgläubigkeit, unserer Begeisterung! Gestalten aus Sagen und Legenden würden zurückkehren, wenn wir, er und die Seinen, die seit Jahrhunderten im Dunkel harrten, nach der Macht griffen! Goldene Zeiten würden anbrechen! Und die Narren, die da mit mir um den Tisch saßen, sie starrten, sie staunten, sie glaubten!
    Schweigend hörte auch ich mir seine Rede an. Ihn ob seiner Märchen
zu verspotten, ihn der Lüge zu bezichtigen, verbot mir der gute Geschmack. So begnügte ich mich damit, umgehend das Gasthaus zu verlassen, sobald er geendet hatte.
    Nur eine Frage beschäftigt mich noch: Darf ich mit dem falschen Freund abschließen, oder muss ich ihn der Beleidigung wegen fordern?
     
    21. März 1909
    Heute Nacht träumte mir, Fürstin Libuše spräche zu mir. Stolz und wunderbar stand sie vor mir, schalt mich einen Kleingläubigen und einen Zweifler. Ich gebe nicht viel auf Träume – und doch: Sind es nicht die Kleingläubigen, die herumlavieren und sich in Detailfragen verlieren und die lieber abwarten, bis sie alt und grau und müde geworden sind, die unser Land lähmen? Vielleicht wollte Ctirad uns nicht verhöhnen; vielleicht wollte er die Furchtsamen, die Schwachen kraft mythischen Beistands stärken. Heißt für die Freiheit Böhmens streiten, nicht wahrlich in Libušes Namen fechten?
    Antworten auf diese Fragen werde ich freilich keine mehr erhalten, Narr der ich bin, verfluchter Narr.
     
     
    Ungeduldig blätterte Mirko in dem kleinen Buch. »Jetzt kommen ein paar Seiten über das militärgeschichtliche Collegium, das Leo Vlcek besucht hat«, teilte er uns mit, während er angestrengt die Seiten überflog. »Anscheinend hatte er große Sorgen, dass er nicht bestehen würde. Und ein Mädchen tritt auf, eine Christa, die Cousine eines Verbindungskollegen. Leo überlegt, ob er ihr den Hof machen soll … Nein, doch nicht, er ist – ich darf zitieren: ›… zu schwermütig, um sich über süße Nichtigkeiten den Kopf zu zerbrechen.‹ So was aber auch.« Mirko gluckste.
    Ich bedachte ihn mit einem strengen Blick, doch Mirko zog
es vor, den Tadel zu übergehen. »Noch ein paar Gedanken zu dem traurigen Zustand des nationalen Lagers«, nahm er die Zusammenfassung der Lektüre wieder auf. »An dieser Stelle äußert er sogar Hochachtung vor den Mitgliedern einer anarchistischen Gruppe, deren Sprengstoffattentat auf den Kaiser vereitelt wurde: ›Zumindest haben sie erkannt, dass es an der Zeit ist, zu handeln.‹«
    Lysander stieß einen hohen Pfiff aus, rollte sich auf dem Teppich in Rückenlage. »Ein blutrünstiger kleiner Fanatiker. Eine unangenehme Gattung …«
    »Weiter«, befahl ich, konnte ich doch meine Ungeduld nicht verbergen: Geschichten über revolutionäre Gruppierungen, die sich befähigt glaubten, einen böhmischen Freiheitskampf zu beginnen, konnte man alle paar Wochen in der Zeitung lesen. Dass die Agitatoren sich auf Helden der mythischen Vergangenheit bezogen, schien beinahe zum guten Ton zu gehören. Nicht umsonst kursierte ein geflügeltes Wort, dass Libušes Erben in den Gefängnissen ebenso häufig vertreten waren, wie Napoleons Wiedergänger in den Irrenanstalten.
    Und doch – mochte sich hinter dem geheimnisvollen Ctirad unser vielgesuchter Fuchs verbergen? Und welche Rolle würde er noch im Leben von stud. phil. Leo Vlcek spielen?
     
     
    12. April 1909
    Begegnete einem der Studenten, die

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