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Des Teufels Maskerade

Des Teufels Maskerade

Titel: Des Teufels Maskerade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schlederer Victoria
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bei dem Treffen am Petřín zugegen waren, auf dem Weg zum Hörsaal. Obschon er mich von oben herab behandelte, ließ er mich wissen, dass Ctirad sich nach mir erkundigt hatte. Morgen würde man sich wieder oben auf dem Petřín treffen, und mit Sicherheit wäre ich noch willkommen. Gleichzeitig ließ er anklingen, dass große Dinge im Begriff waren zu geschehen, große Wendungen …

     
    13. April 1909
    Sie nennen ihn Lišek, den Fuchs.
    Alle Zweifel sind von mir gefallen, als ich ihn sprechen hörte. Wir werden kämpfen, und wir werden siegen – in deinem Namen, Gnädige Dame Libuša, für dich, für dich allein, mein goldenes Böhmen!
     
    16. April 1909
    Wie gern würde ich zu Papier bringen, was mein übervolles Herz bewegt! Aber ich habe Stillschweigen und Vorsicht geschworen. Keine Achtlosigkeit wird uns zu Fall bringen, kein unbedachtes Wort.
     
    1. Juni 1909
    Traf mit Peters am Kai zusammen; er zeigte sich sehr indiskret, wollte unbedingt von mir erfahren, weshalb ich meine Kameraden in den vergangenen Wochen so sehr vernachlässigt hätte, weshalb ich kaum noch Collegien besuchen würde. Es versteht sich von selbst, dass ich ihn nicht ins Vertrauen zog. Man ging grußlos auseinander.
     
    25. Juni 1909
    Eine Probe unserer Treue ist es, was man von uns verlangt. Bald schon, bald, sei die Zeit gekommen, unsere Pläne in die Tat umzusetzen und diesem kranken, zersplitternden Reich zu zeigen, dass es keine Macht mehr über uns hat. Die Gelegenheit ist günstig wie noch nie zuvor.
    Doch bevor wir in den Kampf ziehen würden, müssten wir, die wir auserwählt seien, um in den engsten Kreis der Bruderschaft aufgenommen zu werden, unsere bedingungslose Treue unter Beweis stellen. Ein Blutopfer im Namen des Fuchses, das war es, was man von uns verlangt.
    Ich gestehe, mir war ein wenig bang bei diesen Worten. Ich stellte
Fragen, wollte nicht schwören, ehe ich nicht wüsste, was es zu tun galt. Ein Kamerad hieß mich einen Feigling, ich schlug ihm ins Gesicht, ein Handgemenge folgte. Ctirad missbilligte; zuletzt gab ich klein bei.
     
    27. Juni 1909
    Die Familie scheint sich Gedanken zu machen. Schon öfter habe ich sie darüber sprechen hören, dass ich mich verändert hätte. Einmal hatte Mutter mich gefragt, ob ich mich in eine unglückliche Liebschaft verstrickt hätte!
    Sogar Moritz, der harmlose kleine Moritz, pirschte sich heute Nachmittag heran und wollte wissen, ob ich denn Kummer hätte. Ich scheuchte ihn mit ein paar groben Worten davon, aber als er dann wie ein geprügelter Hund hinausschlich, da tat es mir schon wieder leid.
    Er gab sich recht kühl, als ich an seine Zimmertür klopfte. Meine Entschuldigung nahm er ruhig entgegen; auch meine Versicherungen, ich hätte keine unangemessene Geliebte und keine Spielschulden, sei in keine Ehrenaffäre verstrickt, kurz, es gebe keinen Grund, um mich zu bangen. (Ich wünschte, dem wäre so. Ich weiß, dass es richtig ist, was wir tun, aber dennoch … Nein, ich habe kein Recht mehr, zu zweifeln. Es ist gut und es ist rechtens, was wir tun. Es wird gelingen, und wir werden siegen.)
    Als Moritz mich jedoch immer weiter mit Fragen bedrängte, verlor ich die Geduld. »Wenn der Fuchs sein Versprechen aus alten Tagen erst eingelöst und Böhmen groß gemacht hat, dann wirst du schon begreifen!« Ja, das habe ich ihm gesagt, eine dumme Unvorsichtigkeit. Aber wenigstens habe ich ihn zum Schweigen gebracht. Und er wird das Rätsel nicht lösen können! Jahrhunderte ist es der Bruderschaft des Fuchses gelungen, unentdeckt im Dunkel zu wirken, da wird der dumme, kleine Moritz sie schon nicht zu Fall bringen!

     
    29. Juni 1909
    Ich habe Angst. Maria, Mutter Gottes hilf mir, ich habe Angst. Ich will nicht, ich kann nicht, ich werde nicht tun, was man von mir als Beweis meiner Treue zum Fuchs verlangt. Aber ich habe bei meinem Leben und meiner Ehre geschworen! Ich kann nicht mehr zurück, nie mehr …
     
     
    Mirko ließ das Tagebuch sinken. »Das ist der letzte Eintrag«, sagte er beinahe entschuldigend.
    »Verdammt!« Ich war aufgesprungen; ungehalten nahm ich ihm das Büchlein weg, widerstand der Versuchung, es aus dem Fenster zu werfen.
    Lysander legte den Kopf schief. »Unschöner Prosastil, und nicht sehr ergiebig obendrein«, fasste er zusammen.
    Nicht sehr ergiebig, hah! Nichts wussten wir, nichts, das uns in irgendeiner Weise weiterhelfen konnte. Nicht einmal die sonderbare Figur, die sich Ctirad nannte und offensichtlich für den Fuchs rekrutierte, hatte

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