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Des Teufels Maskerade

Des Teufels Maskerade

Titel: Des Teufels Maskerade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schlederer Victoria
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in Frankreich …
    »Pech«, entschied der Marchese. »Pech und seltsame Zwischenfälle und zweitklassiges Material. Stellen Sie sich vor, Sie würden in einem Siegerwagen sitzen – in einem meiner Fiats etwa.«
    Ich sah ihn unverwandt an; suchte nach einem Zeichen, einem Zucken der Mundwinkel etwa, das mir verriet, dass er sich einen geschmacklosen Scherz mit mir erlaubte.
    »Vorerst gilt mein Angebot nur für das Rennen in St. Petersburg im August«, fügte er hinzu und verschränkte die Arme vor der Brust. »Nun? Was sagen Sie?«
    August; was konnte bis dahin nicht alles geschehen sein. Ebenso gut hätte er von der Jahrtausendwende sprechen können.
    »Es wäre mir ein Vergnügen, Baron«, setzte der Marchese hinzu.
    Ich schloss die Augen und dachte an den Benz, der seit Tagen unberührt im Hinterhof stand. Dachte an das Spiel mit dem Risiko, die Furcht und die Freiheit, Wagnisse einzugehen, allein weil mir der Sinn danach stand, nicht weil man es von mir verlangte.
    »Und mir«, sagte ich rasch, ehe ich es mir anders überlegen konnte, »wäre es eine Ehre.«

    Jäh wurde die Tür aufgestoßen, Pavel stürzte herein, nahm Haltung an. »Bitt’ schön, Herr Baron, melde gehorsamst, ein Herr Dr. Rosenstein samt Damenbegleitung ist grad’ vor einer Viertelstunde bei Madame eingetroffen!« Verstohlen wischte er sich den Schweiß von der breiten Stirn und hielt mir ein Kuvert entgegen. »Und ein Herr von der Polizei hat mich auf der Stiege abgepasst und mir das hier gegeben!«
    Rasch nahm ich den Brief an mich, riss den Umschlag auf. Das Schreiben erwies sich als denkbar kurz:
    Baron,
    diese Notiz haben meine Männer bei der Untersuchung des Leichnams in seiner Hosentasche gefunden. Vielleicht können Sie mehr damit anfangen als ich.
    Viel Glück und Erfolg wünsche ich bei Ihrer Unternehmung, vergessen Sie nur nicht, dass Sie mir ein paar Antworten schuldig sind.
    Novak
    Mit zitternden Händen faltete ich den beigelegten Papierfetzen auseinander: »Am 5. Juli, zur Mitternacht. Dort, wo sich Lišek und die Seinen trafen, bevor alles begann.«
     
     
    Ich konnte meinen Jubelschrei kaum unterdrücken. Zu diesem Rätsel hatte uns Buckingham unwissentlich in seinen Briefen den Schlüssel geliefert, hatte er doch selbst von den Zusammenkünften geschrieben, damals, im …
    »Im ›Schwarzen Adler‹!«, rief ich aus. »Sie treffen sich im ›Schwarzen Adler‹!«
    Doch damit waren unsere Probleme noch lange nicht aus
der Welt geschafft. Ich musste davon ausgehen, dass die Verschwörer mich, und auch Mirko und Lysander kannten. Wenn wir uns ihnen auch nur näherten, würden sie sich vermutlich zum Angriff – oder zur Flucht – wenden, und uns würde sich keine Gelegenheit bieten, an den Fuchs heranzutreten. Hier bedurfte es eines unauffälligen Fremden mit scharfem Verstand; der die Gesellschaft beobachten und dem Fuchs folgen konnte, ohne Aufsehen zu erregen.
    Ich gestattete mir ein Lächeln. Wie mir schien, erwartete uns der Gesuchte bereits in Esthers Salon.
     
     
    Nur mit Pavels und Mirkos Hilfe und unter beträchtlichen Anstrengungen gelang es dem Marchese, die Stiegen hinabzusteigen. Nachdem wir ihn in den sicheren Händen eines Chauffeurs wussten, der seinen Zielort – und im Zweifelsfall auch die Adresse des Krankenhauses – kannte, begab ich mich in den Hof. Konnte es sein, dass meine Hände bebten, meine Finger feucht waren, als ich die Tür des Schuppens, in dem ich den Benz abgestellt hatte, aufschloss?
    Lysander stieß mich mit der Schnauze an. »Eine vortreffliche Idee, ausgerechnet heute deinen persönlichen Dämonen den Kampf anzusagen«, murmelte er süffisant.
    Mirko hingegen strahlte. »Ich finde, es ist eine prachtvolle Idee, solange es nicht wieder in die Rennfahrerei ausartet.«
    Ich ignoriert ihn.
    Da stand mein Benz: ramponiert, zerschunden, aber noch einsatztüchtig. In dieser Hinsicht ähnelten wir uns sehr. Ich warf den Motor an. Vorsichtig ließ ich den Wagen aus dem Schuppen rollen. Mirko nahm neben mir auf der Sitzbank Platz, während Lysander mit großer Selbstverständlichkeit auf Mirkos Schoß kletterte.
    Ein Jahr, zwei Unfälle. Die Flammen, die Angst. Meine freie
Entscheidung. Wir würden sehen. »Also schön. Wappnen wir uns für eine ereignisreiche Nacht«, sagte ich und versuchte erst gar nicht, den Triumph aus meiner Stimme zu bannen.
     
     
    »Baron! Baron! Warten Sie!« Keine zwanzig Meter mochten wir zurückgelegt haben, als eine helle, aufgebrachte Stimme mich zum

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