Des Teufels Maskerade
Portwein, ohne den hätten wir den Abend nicht heil überstanden! Weil – es stellt sich heraus, der Lord Buckingham war mit der Lili gut bekannt gewesen. Seit sie ein ganz ein junges Mäderl war, in Brünn, war er immer in der Nacht, wenn’s ihm möglich war, zu ihr gekommen. Aber nicht, um ihr Blut zu trinken! Ihren Schutzengel hatte er gespielt und versprochen hatt’ er ihr, er würd’ auf sie aufpassen, was immer passiert. Und wenn
sie einmal nicht mehr ein noch aus weiß, dann sollte sie nur nach ihm rufen, er würd’ es schon merken und ihr zur Hilfe kommen. Dem Trubic war in dem Augenblick, wie der Buckingham ihm das zum ersten Mal berichtet hatte, alles klargeworden – blöd ist der wirklich nicht, der Herr Graf. Hatt’ er also zum Buckingham gesagt, ob er vielleicht Lust auf ein Spiel hätte: Wenn der Trubic erraten könnt’, wo der letzte Mensch, den Seine Lordschaft auf dem Gewissen hat, gestorben ist, dann müsste der Buckingham ihm eine Frage ehrlich beantworten.
Wenn ihm das nicht gelänge, dann dürfte der Lord Buckingham das Blut vom Trubic trinken und ihn zum Vampir machen, oder auch nicht, ganz wie es ihm beliebe.
Da hatte der Buckingham nur gelacht – weil, der ist nicht nur recht wahnsinnig, sondern leider auch nicht gar so schlau – und gemeint, der Trubic würd’ das nie erraten können!
Trubic war noch einmal durchgegangen, was er über die Trinkgewohnheiten von Lord Buckingham gewusst hatte (nämlich, dass der nur in Ausnahmefällen Menschen auch wirklich tötet), und weil er sich an keine Berichte von anderen unerklärlichen Todesfällen erinnert hatt’, hatt’ er mit dem Buckingham verabredet, dass sie sich in einer Stunde an dem Ort treffen würden, wo dieser fragliche letzte Mord stattgefunden hatte.
Und deshalb sind’s dann beide letztlich bei mir auf der Schwelle gestanden, und der Buckingham hat den Trubic angeschaut, als wär’ er seine eigene Ahnfrau – komplett mit Spitzenhaube und Mistgabel, oder was Ahnfrauen eben so mit sich führen, wenn sie aus dem Grab erstanden wären.
Als der Trubic dann mit seiner Geschichte fertig war, da war die Portweinflasche dann auch schon recht leer und der hochwohlgeborene Herr Graf ist immer leichtsinniger geworden: »Sie haben den Bräutigam meiner Tochter ermordet!« Die Mühe, seine Anschuldigungen mit leiserer Stimme vorzutragen, hat er sich auch nicht
gemacht! Mir ist schon ganz angst und bang’ geworden, dass da irgendeiner hört, was wir reden, weil, ich hätt’ mir schon denken können, wie die Sache ausgegangen wär’, wenn plötzlich die Wachleute bei mir im Boudoir gestanden wären: Der Buckingham hätte sich davongemacht und mir wär’s nie möglich gewesen, zu beweisen, dass da noch wer anderer anwesend war und der Trubic nicht mit mir geredet hat. (Und, wenn wir schon dabei sind, Dejan, Lysander: Ihr hättet mir ja durchaus erzählen dürfen, dass die Trubic-Tochter ausgerechnet den Waldhausen hätt’ heiraten sollen. Wär’ ja vielleicht nicht ganz bedeutungslos gewesen für mich, wenn schon alle Spuren in meinen Salon führen.)
Na, jedenfalls ist »der Herr Vampir« auf den Vorwurf hin dann grantig geworden – das heißt, noch grantiger als er eh schon war. Hat sich die Hutfeder zerrauft und sich zu seiner vollen Größe aufgerichtet, bevor er dann sehr würdevoll zum Trubic gesagt hat – und das, ich schwör’ Euch, meine Herren, ist jetzt schon wieder kein übler Scherz – also, er hat gesagt: »Ich habe den Bräutigam Ihrer Tochter ermordet, wohl wahr. Weil sie mich darum gebeten hat.« Jetzt war natürlich der Trubic an der Reihe, dreinzuschau’n, als wär’ ihm die oben erwähnte Ahnfrau erschienen. Dir, Dejan, wär’ sicher wieder das Glas aus der Hand gefallen, aber der Trubic hat sich, das muss man ihm lassen, doch ein bisserl besser unter Kontrolle. Und der Buckingham, was hat der nicht gelacht, so ein hohes, schrilles Kichern – unheimlich mit anzuhören war das. Der Trubic ist nur dagestanden wie die erstarrte Salzsäule. Dann, endlich, beruhigt sich der Buckingham wieder und spottet: »Herr Graf, ich denke, jetzt ist wohl der Augenblick gekommen, in dem Sie mir versichern sollten, dass Sie durchaus nicht gewillt sind, mir auch nur ein Wort zu glauben.«
Darauf lässt sich der Trubic wieder auf das Bett sinken und fangt an, ganz gottserbärmlich zu husten; wie ich ihn frage, ob ihm nicht wohl ist (na, ich gebe ja zu, das war keine so gescheite Frage, weil wenn sich einer
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