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Des Teufels Novize

Des Teufels Novize

Titel: Des Teufels Novize Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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Euch, daß ich die Wahrheit gesagt habe! Wenn Ihr ihm seinen Zauber wegnehmt, hat der Dämon keine Macht mehr über ihn.«
    »Und wir werden wieder Frieden haben…«
    »Kommt mit!« sagte Bruder Jerome heroisch, als er sich entschieden hatte. Und bevor Cadfael sich rühren konnte, war Jerome schon aus dem Waschraum verschwunden und eilte mit einem Schwarm Novizen hinter sich zur Treppe des Dormitoriums.
    Cadfael folgte ihnen mit resigniert gebeugten Schultern; er sah keinen Grund zur Eile. Der Junge würde nichts bemerken, denn er plauderte noch mit Hugh in den Ställen, und natürlich würden sie in seiner Zelle nichts finden, das sie ihm vorhalten konnten. Gehässigkeit ist ein großer Stimulator der Fantasie.
    Vielleicht brachte sie diese grobe Enttäuschung auf den Boden zurück. Das hoffte er! Doch er beeilte sich trotzdem, die Treppe hinaufzukommen.
    Doch jemand anderes hatte es noch eiliger. Leichte Füße tappten hinter Cadfael einen scharfen Trommelwirbel auf die hölzernen Stufen, und in der Tür des Dormitoriums überholte ihn ein ungestümer Körper und eilte in den gekachelten Flur zwischen den Zellen. Meriet hastete mit langen, empörten Schritten, daß seine Kutte nur so flatterte.
    »Ich habe euch gehört! Ich habe euch gehört! Laßt meine Sachen in Ruhe!«
    Wo war nur die leise, unterwürfige Stimme geblieben, der bescheiden gesenkte Blick und die gefalteten Hände? Dies war ein zorniger junger Edelmann, der sich mit geballten Fäusten und blitzenden Augen den Eindringlingen stellte und ihnen befahl, seine Sachen in Frieden zu lassen. Cadfael, der einen Augenblick aus dem Gleichgewicht gekommen war, konnte gerade noch einen fliegenden Ärmel packen, doch er wurde nur in Meriets Kielwasser mitgezogen.
    Die ängstlichen, neugierigen Novizen, die sich vor Meriets Zelle gesammelt hatten und vorsichtig die Köpfe hineinsteckten, während ihre durchgesessenen schwarzen Hinterteile in den Gang ragten, wirbelten wie ein Körper herum, als sie diese wütende Gestalt auf sich zustürmen sahen, und fuhren erregt glucksend auseinander wie ein Schwarm aufgeregter Hennen.
    Und auf der Schwelle seines kleinen Reichs sah Meriet sich Auge in Auge Bruder Jerome gegenüber, der gerade wieder auftauchte.
    Oberflächlich besehen war es eine sehr ungleiche Konfrontation: Ein Postulant, der höchstens einen Monat da war, dazu einer, der bereits einigen Kummer verursacht hatte und gewarnt worden war, stand einer Autorität gegenüber: der rechten Hand des Priors, einem Würdenträger und Beichtvater, einem der beiden Männer, die über die Novizen wachten. Die Gegenüberstellung ließ Meriet einen Augenblick innehalten, und Cadfael konnte sich zu ihm beugen und ihm atemlos ins Ohr flüstern: »Halte dich zurück, du Narr! Er wird dir das Fell abziehen!« Er hätte sich den ohnehin kurzen Atem sparen können, denn Meriet hörte nicht auf ihn. Der Augenblick, in dem er hätte zu Sinnen kommen können, war vorbei, denn sein Blick war auf das kleine helle Ding gefallen, das Jerome ihm wütend vor die Nase hielt, als wäre es etwas Unreines. Der Junge erbleichte, doch es war nicht die Blässe der Angst, sondern die blendende Bleichheit nackter Wut, und jede Linie in seinem grobknochigen Gesicht schien wie aus Eis gemeißelt.
    »Das gehört mir«, sagte er leise, doch mit drohender Autorität. Er streckte die Hand aus. »Gebt es mir!«
    Bruder Jerome stellte sich auf die Zehenspitzen, und als er sich so angeredet sah, schwoll sein Kamm wie bei einem Truthahn. Seine schmale Nase zitterte vor gerechter Wut. »Also bekennst du dich öffentlich dazu? Weißt du nicht, du unverschämter Wicht, daß du mit der Bewerbung um Aufnahme bei uns des Wortes ›mein‹ entsagtest und kein Eigentum irgendeiner Art besitzen darfst? Ohne Erlaubnis des Abtes persönliche Dinge hier hereinzubringen, ist eine Verletzung der Regel. Es ist eine Sünde! Doch dies vorsätzlich mitzubringen, ist ein böswilliger Verstoß gegen die Gelübde, die du ablegen willst. Und es in dein Bett zu nehmen, ist sogar Unzucht. Wie kannst du es wagen? Wie kannst du es nur wagen? Du wirst dafür zur Rechenschaft gezogen werden!«
    Alle Augen außer Meriets waren auf den unschuldigen Grund des Vergehens gerichtet; Meriet dagegenblickte seinem Gegner heißblütig ins Gesicht. Der geheime Zauber war, wie sich herausstellte, ein zartes Leinenband, bestickt mit blauen, goldenen und roten Blumen – ein Band, wie es ein Mädchen benutzen würde, um sich das Haar zu binden;

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