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Des Teufels Novize

Des Teufels Novize

Titel: Des Teufels Novize Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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Ihr könnt Euch jetzt wieder Euren Pflichten widmen.«
    Während sie im Waschraum an den Becken ihre Ablution vornahmen, spekulierten Meriets Gefährten eifrig über seine Abwesenheit. Jene, die fürchteten, seine Seele sei besessen, jene, die mißbilligten, wie er sich abseits hielt, jene, die glaubten, sein Schweigen sei nichts anderes als Hochmut – alle erhoben lärmend ihre Stimmen und gaben gemeinsam ihrer Sorge Ausdruck. Prior Robert war nicht dabei, doch sein Vertreter und seine rechte Hand, Bruder Jerome, war anwesend und spitzte aufmerksam die Ohren.
    »Bruder, Ihr habt ihn selbst gehört! Heute nacht schrie er wieder und weckte uns alle…«
    »Er heulte für seinen Dämon. Ich hörte den Namen des Dämons, er nannte ihn Barbar! Und sein Teufel antwortete mit einem Pfiff… wir wissen ja, daß nur Teufel zischen und pfeifen!«
    »Er hat einen bösen Geist zu uns gebracht, und unser Leben ist nicht mehr sicher. Und wir kommen nachts nicht zur Ruhe…
    Bruder, wir haben wirklich Angst!«
    Cadfael, der mit einem Kamm in dem dicken ergrauten Haargebüsch, das die nußbraune Kuppel umgab,herumzupfte, war kurz davor einzugreifen, doch dann entschied er sich dagegen. Sollten sie alles ausschütten, was sie gegen den Burschen angestaut hatten, dann sahen sie vielleicht umso deutlicher, wie wenig es war. Einige mochten wirklich an einer abergläubischen Angst leiden; solche nächtliche Schrecken erschüttern einfache Gemüter. Wenn sie jetzt zum Schweigen gebracht würden, dann würden sie ihre Abneigung nur insgeheim weiter ausbrüten. Sollte alles herauskommen, damit die Luft wieder rein war. Also hielt er sich heraus, doch er lauschte mit scharfen Ohren.
    »Es soll wieder im Kapitel zur Sprache kommen«, versprach Bruder Jerome, der stolz darauf war, der wichtigste Kanal für Appelle an die Gunst des Priors zu sein. »Es werden gewiß Maßnahmen ergriffen, mit denen unsere Nachtruhe sichergestellt wird. Wenn nötig, muß der Störenfried abgesondert werden.«
    »Aber Bruder«, jammerte Meriets nächster Nachbar im Dormitorium, »wenn er in eine abgelegene Zelle kommt, wo ihn niemand beobachten kann, wer weiß dann, was ihm noch alles einfällt? Er wird dort größere Freiheiten haben, und ich fürchte, daß sein Teufel umso frecher versucht, uns andere zu packen.
    Er könnte das Dach einstürzen lassen oder unter uns im Keller Feuer legen…«
    »Das ist ein Mangel an Vertrauen in die göttliche Vorsehung«, sagte Bruder Jerome, und während er sprach, befingerte er das Kreuz auf seiner Brust. »Bruder Meriet hat uns viel Kummer bereitet, das will ich einräumen, doch zu sagen, daß er vom Teufel besessen ist…«
    »Aber Bruder, es ist doch wahr! Er hat einen Talisman von seinem Dämon, er versteckt ihn im Bett. Ich weiß es! Ich hab gesehen, wie er heimlich etwas Kleines unter die Decke schob, als ich seine Zelle betrat. Ich wollte ihn nur nach einer Psalmzeile fragen, weil er so belesen ist, und er hatte etwas in der Hand, das er ganz schnell fortsteckte, und dann stellte er sich zwischen mich und das Bett und wollte mich nicht weiter hineinlassen. Er sah mich schwarz wie ein Gewitter an, Bruder, und ich hatte Angst! Aber ich habe ihn danach beobachtet. Es ist wahr, ich schwöre es. Er hat dort einen Zauber versteckt, und nachts nimmt er ihn zu sich ins Bett. Das ist sicher das Symbol seines Dämons, und es wird uns allen Böses bringen!«
    »Ich kann nicht glauben…«, begann Bruder Jerome und unterbrach sich, als ihm einfiel, wie leichtgläubig er selbst manchmal war. »Ihr habt es gesehen? In seinem Bett, sagt Ihr?
    Ein seltsames Ding, das er versteckte? Das entspricht nicht der Regel.« Denn außer der Liege und einem Stuhl, einem kleinen Tisch zum Schreiben und den Büchern zum Studium durfte nichts in den Dormitoriumszellen sein. Dies und die Abgeschiedenheit und Ruhe, die nur aus der Tugend gegenseitiger Rücksichtnahme erwachsen kann, denn die Zellen waren nur durch dünne Holzwände voneinander getrennt. »Ein Novize, der bei uns eintritt, muß allen weltlichen Besitz aufgeben«, sagte Jerome, indem er die schmalen Schultern aufrichtete, da er einen ernsten Verstoß gegen die bewährte Ordnung der Dinge witterte. Das war Wasser auf seine Mühle! Er liebte nichts so sehr wie eine Gelegenheit für eine Standpauke. »Ich werde mit Bruder Meriet darüber sprechen.«
    Ein halbes Dutzend Stimmen drängte ihn, sofort etwas zu unternehmen. »Bruder, geht sofort, während er abwesend ist, und überzeugt

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