Des Teufels Novize
als Hugh Beringar zum Torhaus der Abtei hereinritt und das Pferd, das er der Bequemlichkeit halber weiter Fuchs nannte, zu den Stallungen führte. Lieber hier als in der Burg, denn das Pferd war das Eigentum des Bischofs von Winchester, und eines Tages mußte es ihm zurückgegeben werden.
Cadfael war aus dem Kloster getreten, um zum Herbarium zu gehen, und sah sich so den Novizen gegenüber, die gerade eintreten wollten. Der letzte in der Reihe war Bruder Meriet; er konnte den großen jungen Fuchs sehen, der am Führungsseil in den Hof trottete, den kupfernen Hals beugte und seine lange, schmale Blesse der fremden Umgebung zeigte, während seine weiß beschuhten Vorderläufe zierlich aufs Pflaster traten.
Cadfael konnte die Begegnung deutlich sehen. Das Pferd warf den schmalen, schönen Kopf zurück, streckte den Hals und blies die Nüstern auf und wieherte leise. Der junge Mann wurde bleich wie die Blesse des Tiers, und als er aus seinem vorsichtigen Schritt fiel und heftig zurückfuhr, traf einen Moment ein Sonnenstrahl seine grünen Augen. Dann hatte er sich wieder in der Gewalt und eilte weiter, um seinen Gefährten ins Kloster zu folgen.
In der Nacht, eine Stunde vor der Morgenmette, wurde das Dormitorium von einem gewaltigen, wilden Schrei erschüttert:
»Barbar… Barbar…«, und dann kam ein langes, durchdringendes Pfeifen, das anhielt, bis Bruder Cadfael Meriets Zelle erreichte und ihm sachte, doch drängend eine Hand auf Stirn, Wange und die geschürzten Lippen legte und den immer noch schlafenden Jungen sachte aufs Kissen zurückdrückte. Die Schärfe des Traums, falls es ein Traum war, wurde sogleich stumpf, und die Geräusche erstarben. Cadfael stand schon bereit, um die erschreckten Brüder, die gerannt kamen, mit finsterer Miene fortzuschicken; und selbst Prior Robert zögerte, einen so gefährlichen Schlaf zu stören, besonders, da die Gefahr drohte, daß damit der Schlaf aller anderen, einschließlich seines eigenen, gestört wurde. Cadfael saß noch lange am Bett, als alles wieder still und dunkel war. Er wußte nicht recht, was er erwartet hatte, doch er war froh, daß er bereit gewesen war. Der Morgen würde zeigen, wie es weiterging.
4. Kapitel
Meriet erhob sich mit schweren Augen und bedrückt zur Prim, doch anscheinend ohne von den Dingen, die während der Nacht geschehen waren, zu wissen; er wurde vor der unmittelbaren Begegnung mit der Angst, der Unruhe und dem Mißbehagen der Brüder gerettet, indem man ihn sofort nach dem Gottesdienst zu einem Gespräch mit dem stellvertretenden Sheriff in die Ställe bat. Hugh hatte das zerrissene und verwitterte Geschirr auf einer Bank im Hof ausgebreitet, und ein Bursche führte das Pferd, das Fuchs genannt wurde, behutsam über das Pflaster, bis es im sanften Morgenlicht gut zu sehen war.
»Ich brauche wohl kaum noch zu fragen«, sagte Hugh freundlich, der lächelnd beobachtete, wie sich der weiß gezeichnete Kopf hob und die Nüstern sich weiteten, als das Tier die näherkommende Gestalt sah, die es trotz des ungewohnten Gewandes erkannte. »Keine Frage, daß er Euch wiedererkennt, und so muß ich schließen, daß Ihr auch ihn kennt.« Und als Meriet nichts erwiderte, sondern weiter schwieg, fragte er: »Ist dies das Pferd, auf dem Peter Clemence ritt, als er das Haus Eures Vaters verließ?«
»Ja, mein Herr, es ist dasselbe Pferd.« Er leckte sich die Lippen und hielt die Augen gesenkt. Er warf einen raschen Blick zum Pferd, doch er stellte keine Frage.
»War diese Begegnung Eure einzige mit ihm? Er kommt willig zu Euch. Streichelt ihn, wenn Ihr wollt; er möchte von Euch begrüßt werden.«
»Ich brachte ihn an diesem Abend in den Stall und striegelte und versorgte ihn«, sagte Meriet mit leiser Stimme und zögernd. »Und am Morgen sattelte ich ihn.
Ich hatte noch nie einen Hengst wie ihn versorgt. Ich… ich kann gut mit Pferden umgehen.«
»Ich verstehe. Dann kennt Ihr sicher auch sein Geschirr.« Es war ein reich und edel geschmücktes Zaumzeug gewesen, der Sattel war mit verschiedenfarbigem Leder belegt, der Zügel mit Silberornamenten versehen, die jetzt verformt und trüb waren.
»Erkennt Ihr es wieder?«
Meriet sagte: »Ja, es war seins.« Und endlich fragte er fast ängstlich: »Wo habt Ihr Barbar gefunden?«
»War das sein Name? Hat sein Herr es Euch gesagt? Wir fanden ihn etwa zwanzig Meilen nördlich von hier bei den Moorleuten in der Nähe von Whitchurch. Nun gut, junger Herr, das ist alles, was ich von Euch wissen wollte.
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