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Des Teufels Werk

Titel: Des Teufels Werk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minette Walters
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brannte, und dachte mir, dass du hier bist.«
    »Ja, und wenn ich nicht hier gewesen wäre, hättest du sie zu Tode erschreckt«, schnauzte Jess.
    »Dein Land Rover steht in der Einfahrt. Wo hättest du denn sonst sein sollen?« Er wandte sich mir zu. »Tut mir wirklich Leid, Connie. Wäre es Ihnen lieber, wenn ich wieder fahre?«
    Ich schüttelte den Kopf.
    Er konnte schon wieder lächeln. »Nach dem Zusammenstoß mit dieser Meute könnte ich ehrlich gesagt auch einen doppelten Whisky gebrauchen.«
    Ich legte Jess die Hand auf den Arm, um eine weitere Tirade zu verhindern. »Gehen wir hinein. Ich habe zwar leider keinen Whisky da, aber mit Bier und Wein kann ich dienen. Haben Sie schon etwas gegessen?«
    Hätte ich mir nur einen Moment Zeit genommen, so wäre mir klar geworden, wie leicht man sich in falsche Sicherheit wiegen lässt. Die Furcht wirkt auf die seltsamste Weise auf den menschlichen Körper. Sie lässt einen höchst konzentriert sein, solange man die Gefahr vor Augen hat, und entlässt einen dann in herrliche Unbekümmertheit. Ich glaube, ich war die Erste, die lachte, weil Jess so ein missbilligendes Gesicht machte, als ich ihr ein Glas Wein anbot, aber innerhalb weniger Minuten war sogar sie so gutgelaunt, dass sie lächelte. Bei uns allen lauerte die Hysterie gleich unter der Oberfläche.
    Peter lachte Tränen, als ich ihm zu erklären versuchte, was wir vorgehabt hatten. »Habe ich das jetzt richtig verstanden? Sie wollten mir die Kniescheiben brechen, während Jess die Axt in meinem Kopf versenkt? Oder war es anders herum? Ich bin etwas durcheinander. Wo kommen meine Eier ins Spiel?«
    Ich prustete mir den Wein in die Nase. »Die werden zusammen mit dem Schwanz abgehackt.«
    Er wischte sich die Augen. »Womit? Mit der Axt etwa?« Er blitzte Jess lachend an. »Was glaubst du denn, was ich zwischen den Beinen habe? Eine englische Eiche?«
    Die Funken sprühten zwischen ihnen. Jess kicherte tatsächlich. »Eher einen Weihnachtsbaum«, gab sie zurück. »Die Kugeln sind reine Dekoration.«
    Peter strahlte sie an. »Man darf Männerschwänze nicht abhacken, Jess. Das gehört sich einfach nicht.«
    Ich gluckste fröhlich in mein Glas, überhaupt nicht unglücklich in meiner Rolle als fünftes Rad am Wagen. Ich wusste nicht, wie erfolgreich Peters Werben um Jess gewesen war – sie waren vielleicht nie über das Was-sich-liebt-das-neckt-sich-Stadium hinausgekommen, vielleicht aber vögelten sie auch jede Nacht, dass die Wände wackelten –, aber ich fühlte mich wohl in ihrer Gesellschaft und überhaupt nicht ausgeschlossen. Ich fühlte mich an meine Beziehung mit Dan erinnert – ungezwungen, liebevoll und rund – und fragte mich, ob es uns je gelingen würde, diese Nähe wieder herzustellen, oder ob ich uns diese Möglichkeit durch meine Ängstlichkeit genommen hatte.
    »Was denken Sie gerade, Connie?«, fragte Peter.
    Ich schaute auf, merkte erst jetzt, dass das scherzhafte Geplänkel aufgehört hatte. »Ich habe gerade an einen Freund von mir gedacht. Sie erinnern mich an ihn – Sie haben den gleichen Humor.« Dabei hätte ich es bewenden lassen sollen, aber das tat ich nicht. Aus irgendeinem Grund meinte ich, ich müsste Jess einen Stups in die richtige Richtung geben. »Sie sind verrückt, Jess. Wenn Peter es schafft, Sie zum Lachen zu bringen, sollten Sie ihn augenblicklich zu Hause an den Bettpfosten binden.«
    Einen Moment blieb es still.
    »Ah, jetzt sind wir also bei Fesseln und Handschellen«, sagte Peter scherzend. »Gibt es irgendeine Art der Misshandlung, der ihr mich nicht aussetzen würdet?«
    Jess stieß ihren Stuhl zurück. »Ich muss nach den Hunden sehen«, erklärte sie brummig. »Ich gehe vorn hinaus. Im Wagen liegt Futter für sie.«
    Ich sah Peter mit bedauernd herabgezogenen Mundwinkeln an, als sie mit Tempo im Flur verschwand. »Tut mir Leid. Da bin ich offensichtlich richtig ins Fettnäpfchen getreten. Was habe ich denn so Schreckliches gesagt?«
    »Denken Sie sich nichts. Sie hat einfach Angst vor Beziehungen. Ihrer Auffassung nach sind sie alle zum Tod oder zum Scheitern verurteilt.« Er füllte sein Glas auf. »Das ist auch kein Wunder bei ihrer Geschichte. Sogar Lily ist jetzt praktisch für sie gestorben.«
    »Ich hätte sensibler sein müssen.«
    »Das hätte nichts geändert. Sie meint, sie wäre verhext. Jeder, der sie allzu lieb gewinnt, muss sterben – so einfach ist das.«
    »Nathaniel ist nicht gestorben.«
    Peter warf mir einen spöttischen Blick zu. »Aber er

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