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Des Teufels Werk

Titel: Des Teufels Werk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minette Walters
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vor, Sie einzuweihen.«
    »Ich glaube, sie hat es sich nach dem Tod meiner Großmutter anders überlegt. Das war, als ich das hier getan habe.« Verlegen hielt sie mir ihr linkes Handgelenk hin. »Ich kam hier herauf, um ihr zu sagen, dass meine Großmutter gestorben war, und sie redete nur oberflächliches Zeug – wie das wäre doch ein schöner Tod – Großmutter hätte ein langes und glückliches Leben gehabt – es sei ja nicht das Ende der Welt. Ich habe sie angebrüllt und prompt eine Panikattacke bekommen.« Sie schüttelte den Kopf. »Ich war so wütend auf Lily – ich war so wütend auf meine
Familie
–, und ich dachte: Wozu der ganze Quatsch? Es ist eben schon das Ende der Scheißwelt!«
    »War es Ihnen ernst?«
    »Mit dem Selbstmord? Nein, im Grunde nicht. Ich weiß, dass ich dachte, wie furchtbar ich leiden musste, weil alle gestorben waren – und dass ich hoffte, die anderen würden auch ein bisschen leiden …. aber die Tat selbst« – sie zuckte mit den Schultern –, »das war vor allem ein Hilfeschrei.«
    »Haben Sie es je wieder versucht?«
    »Nein. Gebranntes Kind scheut das Feuer. Das ganze Getue hinterher war schlimmer als alles andere.«
    Das konnte ich besser verstehen, als sie ahnte. »Wie hat Lily reagiert?«
    »Sie hat Peter angerufen, er sollte die ganze Sache vertuschen. Er sollte selbst die Schnitte nähen, aber er hat sich geweigert – er sagte, er würde seine Approbation als Arzt verlieren, wenn er mich nicht ordnungsgemäß untersuchen ließe –, also landete ich im Krankenhaus bei Psychiatern und Therapeuten, die auf Trauerarbeit spezialisiert waren.« Wieder rieb sie sich die Augen. »Es war furchtbar. Die Einzige, die halbwegs vernünftig blieb, war Lily. Sie erreichte meine Entlassung, indem sie zusagte, die Verantwortung für mich zu übernehmen, und hat dann nie wieder ein Wort über die Sache verloren.«
    »Sind Sie bei ihr geblieben?«
    »Nein.«
    »Wie konnte sie dann die Verantwortung für Sie übernehmen?«
    »Sie hat es gar nicht versucht. Ich musste ihr nur versprechen, dass ich keine Dummheit mache, dann hat sie mich nach Hause gehen lassen und mir einen kleinen Mastiff mitgegeben.« Ihre Augen leuchteten bei der Erinnerung. »Das war weit bessere Medizin, als die Ärzte mir bieten konnten.«
    »Aber warum hätte das alles sie veranlassen sollen, es sich anders zu überlegen, Jess? Finden Sie das nicht merkwürdig? Das Normale wäre doch gewesen, dass sie Sie in die Arme nimmt und sagt, du bist nicht allein, ich bin deine Tante.«
    »Sie war eben kein überschwänglicher Mensch, und dann passierte die ganze Geschichte mit Nathaniel.« Sie hob die Schultern an und ließ sie wieder herabfallen. »Wahrscheinlich hat sie nie den rechten Moment gefunden.«
    Ich bezweifelte, dass Lily je die Absicht gehabt hatte, Jess als Familienangehörige anzuerkennen, auch wenn sie sie offenbar gern gehabt hatte. Vielleicht entdeckte sie, dass sie mit ihrer Nichte mehr gemeinsam hatte als mit ihrer Tochter und zog Jess' stille, introvertierte Art Madeleines eher extrovertierter vor. Ob zu Recht oder Unrecht, das Bild, das ich mir mittlerweile von Lily gemacht hatte, war das einer Frau, die sich selbst genügte, die kaum Freunde hatte, deren wahre Liebe ihrem Garten und ihren Hunden galt, und darin war sie nicht anders als Jess. Sie mochte durchaus fähig gewesen sein, vor Gästen eine gute Vorstellung zu geben, aber ich fragte mich, ob es vielleicht eben nur das gewesen war – eine Vorstellung –, während sie im Stillen die Minuten bis zum Aufbruch ihrer Gäste zählte.
    »Was war das dann für Munition, die Sie Nathaniel geliefert haben, wenn es nichts mit Ihrer Familie zu tun hatte?«, fragte ich neugierig.
    »Ich habe ihm verraten, dass Lily die Generalvollmacht ihrem Anwalt übertragen hatte.«
    »Aber sagten Sie nicht, es sei Munition
gegen
Madeleine gewesen? Diese Information wäre ihr doch nützlich gewesen, sie hätte ihr die Möglichkeit gegeben, hier herunterzukommen und Lily zu überreden, die Sache rückgängig zu machen.«
    Jess lächelte bitter. »Ich hoffte sogar, dass sie das tun würde. Geld war so ziemlich das Einzige, was sie dazu hätte bringen können, sich
einmal
in ihrem Leben in Bewegung zu setzen – aber ich war ziemlich sicher, dass Nathaniel ihr nichts sagen würde. Ich wollte ihm einfach einen kleinen Vorsprung verschaffen, ehe die Bombe platzte. Madeleine hat immer heile Welt gespielt, solange sie glaubte, das Haus wäre ihr sicher – aber

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