Des Teufels Werk
Nichts als verhunzte Vokale und Knacklaute, mir konnte keiner mehr erzählen, der
Glesca Patter,
dieses Glasgower Platt, sei attraktiv. Kein gedrucktes Wort kann die Hässlichkeit seiner Sprache und die Wirkung, die sie auf mich hatte, übermitteln. Mir wurde speiübel, weil ich mich sofort wieder von seinem Geruch und seinem Geschmack überflutet fühlte.
Er saß immer noch an meinem Schreibtisch, und Peter war dort, wo ich ihn von draußen gesehen hatte, auf dem Stuhl, auf dem vorher Jess gesessen hatte. Er war vollständig bekleidet, und seine Augen waren nicht verbunden, aber sein Mund war mit Isolierband überklebt, und er war an Händen und Füßen gefesselt. MacKenzie hatte den Stuhl halb zum Schreibtisch gedreht, so dass Peter die Bilder sehen konnte, die über den Bildschirm liefen, und dahinter Jess, die in der gegenüberliegenden Ecke stand.
Ich sah Peter kaum an, weil ich meine ganze Aufmerksamkeit auf MacKenzie richtete, aber ich erkannte die Panik in seinem Blick, bevor ich am Rand meines Blickfelds Jess ausmachte. Nackt, Mund und Augen verklebt, an Händen und Füßen gefesselt, stand sie wackelig auf einer Fußbank. Erschrecken schoss in mich hinein, denn ich wusste, wie beängstigend das war. Wenn man nichts sieht und Hände und Füße nicht bewegen kann, ist der einzige Bezugspunkt, den man hat, die Wand hinter einem. Verliert man den Kontakt mit ihr, dann stürzt man. Die Anstrengung ständiger Höchstkonzentration ist unerträglich.
Ich habe keine Ahnung, ob es MacKenzies Absicht war, mich über Entsetzen fügsam zu machen – oder ob es ihm einfach eine unwiderstehliche Verlockung war, Frauen zu erniedrigen –, jedenfalls erschütterte mich Jess' Zartheit zutiefst. Unbedeckt, ohne das gewohnte Männerhemd und die Jeans, sah ihr Körper kindlich aus, viel zu zerbrechlich, um den Misshandlungen standzuhalten, mit denen MacKenzie seine Opfer zu quälen pflegte. Mir fiel ein Gegenstand auf dem Teppich zu ihren Füßen auf. Ich konnte ihn nicht richtig erkennen, weil ich MacKenzie keine Sekunde aus den Augen lassen wollte, aber in seiner gezackten Kontur erinnerte es mich an eines der selbstgebastelten Nagelbretter meines Vaters.
Das waren kurze, relativ dicke, mit hochstehenden Nägeln versehene Bretter, die er überall dort auf der Farm verwendet hatte, wo er Spuren von Wilderern oder Viehdieben fand. Mit Vorliebe hatte er den Holzsockel in der trockenen Erde vergraben, so dass die Nägel ungefähr anderthalb Zentimeter in die Höhe ragten. Hin und wieder erwischte er alte Autos oder Lieferwagen, die dann mit geplatzten Reifen einfach liegen gelassen wurden, meistens aber waren blutige Fußabdrücke im Staub das Resultat. Niemand starb an ein paar Löchern im Fuß, aber zur Abschreckung von Dieben leisteten die Nagelbretter gute Dienste.
Woher war dieses hier gekommen? Hatte mein Vater es gebastelt?
Ich befeuchtete den Innenraum meines Mundes mit der Zunge. »Wie haben Sie mich gefunden?«
»Die Welt ist kleiner, als du denkst.« Sein Blick wanderte zu der Axt, die ich quer über der Brust hielt. »Hast du vor, das Ding zu benützen, Feder?«
Mein Vater hatte immer Fünf-Zentimeter-Nägel genommen … Sie würden Jess töten, wenn sie auf sie hinunterstürzte. »Nennen Sie mich nicht so.«
MacKenzie grinste. »Antworte,
Feder.
Hast du vor, das Ding zu benützen?«
»Ja.«
Sein Grinsen wurde breiter. »Und wenn ich's dir abnehme und damit dem Gollum hier eins überziehe« – er wies mit dem Kopf zu Jess –, »was sieht der Plan dann vor?«
»Sie zu töten.«
Ich glaube, mein Gesicht zeigte, dass es mir ernst war, denn er hatte es gar nicht eilig, etwas zu tun. »Ich hab deinen Vater überredet, mir zu verraten, wo du bist. Er wollte nicht, aber ich hab ihn vor die Wahl gestellt – du oder deine Mutter. Er hat sich für deine Mutter entschieden.« Hämische Freude blitzte in den hellen Augen. »Na, wie fühlt man sich, wenn man so was hört?«
Ich packte die Axt fester. »Geschmeichelt«, sagte ich mit trockenem Mund. »Mein Vater hat Vertrauen zu mir. Er weiß, dass ich Sie überleben kann.«
»Nur wenn ich's erlaube.«
»Wo ist er? Was haben Sie mit ihm gemacht?«
»Ich hab ihm mal das wahre Leben gezeigt. War traurig. Es ist immer traurig, wenn alte Männer kämpfen.«
»Sie hätten es nie mit ihm aufgenommen, wenn er die Hände frei gehabt hätte. Sie nehmen es ja nicht mal mit einer Frau auf, wenn Sie sie nicht vorher gefesselt und ihr Mund und Augen verklebt
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