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Des Teufels Werk

Titel: Des Teufels Werk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minette Walters
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seine Heimatstadt verlassen hatte. Und genauso wenig konnte ich glauben, dass sein Frauenhass nichts mit seiner Mutter zu tun hatte.
    Mein Versuch, ein gleichmütiges Schulterzucken hinzukriegen, fiel annehmbar aus. »Sie gibt sich die Schuld daran, dass Sie so geworden sind, wie Sie sind. Weil sie auf den Strich gegangen ist. Sie hatten Probleme in der Schule, haben angefangen zu schwänzen – angeblich gab's auch Diebstähle, Alkohol und Prügeleien.« Die Reaktion war klein, aber fein, und sie ermutigte mich, etwas auszuprobieren. Auf einer Website hatte ich den Ausdruck gefunden, mit dem die Prostituierten den Rotlichtbezirk bezeichneten, den brachte ich jetzt an. »Sie sagt, Sie haben ihr mehr Angst gemacht als die Arbeit auf dem Drag.«
    »So ein Scheiß!«, knirschte er wütend.
    »So hat sie's aber gesagt. Seit 1991 hat es in Glasgow sieben Morde an Prostituierten gegeben, die bisher ungeklärt sind, und vor der Polizei Strathclyde hat sie ausgesagt, dass die ihrer Meinung nach auf Ihr Konto gehen. Steht alles in ihrer Aussage.«
    Er wusste nicht, ob er mir glauben sollte oder nicht. Konnte jemand, der in Simbabwe aufgewachsen war und vor allem im Ausland gelebt hatte, wissen, dass die Polizei Strathclyde die für Glasgow zuständige Dachbehörde war? Oder dass noch immer sieben Prostituiertenmorde offen waren? Die Morde waren tatsächlich verübt worden, nur glaubte man nicht an einen Serientäter. Wusste MacKenzie das?
    Sein Blick flog zum Bildschirm. Ich hielt den meinen unverwandt auf ihn gerichtet, konnte aber aus den Augenwinkeln erkennen, dass Peter verbissen versuchte, seine Hände frei zu bekommen. Ich wusste aus eigener Erfahrung, dass alle Anstrengung umsonst war, hoffte aber trotzdem auf ein Wunder.
    »Das Foto hat auch Ihre Mutter geliefert«, sagte ich und fürchtete sogleich, ich könnte zu weit gegangen sein. War überhaupt wahrscheinlich, dass Mary MacKenzie eine Fotografie ihres Sohnes besaß? Offenbar ja, denn er zog meine Worte nicht in Zweifel. Ich hatte keine Ahnung, wohin diese Manöver führen würden, aber fürs Erste schienen sie auf jeden Fall sein Unbehagen wach zu halten. Meine Hoffnung war, ihm einreden zu können, dass es ihm überhaupt nichts bringen würde, seine Wut an mir, Jess und Peter auszulassen, wenn seine Mutter diejenige war, die der Polizei den größten Teil der Informationen über ihn geliefert hatte.
    »Ihr Foto liegt inzwischen bei sämtlichen Polizeidienststellen im Land. Ebenso ein Haftbefehl gegen Sie wegen des Verdachts, die Morde in Glasgow verübt zu haben. Wenn Sie erst in Haft sind, werden Alan Collins und Bill Fraser Gelegenheit bekommen, Sie zu den Morden in Freetown und Bagdad zu befragen. Mit Ihrer Einreise hier haben Sie sich in die gerichtliche Zuständigkeit Großbritanniens begeben, das heißt, Sie können über Verbrechen in allen Teilen der Welt befragt werden.« Ich versuchte, die Axt fester zu umfassen. Meine Hände waren so feucht, dass ich sie kaum festhalten konnte. »Es steht alles in Alan Collins' E-Mail.«
    Wenn ich ihn tatsächlich dazu verleiten konnte, mir den Rücken zuzukehren, würde ich selbstverständlich zuschlagen, aber ich machte mir keine Illusionen, dass ich ihn außer Gefecht setzen könnte. Wahrscheinlicher war, dass mein Schlag komplett daneben gehen und die Axt meinen Bildschirm spalten würde. Wenigstens wäre es dann aus und vorbei mit den Bildern winselnden Bittens und stummen Gehorsams, die in ständiger grauenvoller Wiederholung hinter ihm über den Bildschirm liefen. Sie waren schlimmer als alles, was ich mir vorgestellt hatte.
    Ich musste zweimal ansetzen, ehe ich sprechen konnte. »Sie haben ein Täterprofil von Ihnen erstellt, aus dem sich ergibt, dass Sie, wenn Sie mich gefilmt haben, auch die Frauen gefilmt haben, die Sie umgebracht haben. Sie nennen Sie einen zwanghaften Trophäensammler – Sie heben sich Zeugnisse Ihrer Taten auf, die Sie überführen werden, weil Sie sich immer wieder ins Gedächtnis rufen müssen –«
    Ich brach ab, als MacKenzie blitzartig ein Messer zog und Peter damit vor dem Gesicht herumfuchtelte. »Bleib, wo du bist«, warnte er. »Ob der Mann da in Zukunft noch sehen kann oder nicht, ist mir scheißegal – aber dir wahrscheinlich nicht.« Mit der anderen Hand tastete er hinter sich nach der CD-Rom-Taste. »Du quatschst zu viel, Connie«, sagte er und drehte den Kopf, um eine CD aus dem offenen Laufwerk zu nehmen. »Die Frauen quatschen alle zu viel. Das macht mich ganz irre. Mit

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