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Des Teufels Werk

Titel: Des Teufels Werk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minette Walters
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haben.«
    Statt einer Antwort zog MacKenzie das Handy meines Vaters aus seiner Tasche und hielt es mir hin, so dass ich es sehen konnte. »Na, sagt Ihnen das was? Erinnern Sie sich? ›Alles in Ordnung. Mam bei mir. Keine Sorge. Rufe bald an.‹ Deine SMS kam, als ich noch unterwegs war. Da habe ich mir gedacht, ich antworte dir, damit du beruhigt bist.« Er suchte in meinem Gesicht nach einer Reaktion. »Ich hätte dir noch eine Nachricht geschickt, aber als ich hier ins Tal kam, war der Empfang weg. Wieso hast du dich in einer toten Zone verkrochen, Connie?«
    Wieder musste ich erst meinen Mund befeuchten. »Was meinen Sie, wie ich die SMS geschickt habe? Es kommt ganz darauf an, welchen Betreiber man benutzt.«
    »Ach was? Und wieso hat dann der Kerl da keinen Empfang?« Er wies auf Peters Handy, das auf dem Schreibtisch lag. Mit misstrauisch zusammengekniffenen Augen sah er mich an. »Du wärst mir nicht nachgelaufen, wenn du es geschafft hättest, die Polizei anzurufen. Hab ich Recht, Feder?«
    »Ja.«
    Das gefiel ihm nicht. Wie seltsam, dass ausgerechnet die Wahrheit ihn in Unbehagen stürzte. Er hatte wahrscheinlich gehofft, ich würde große Töne spucken und versuchen, ihm etwas vorzumachen, denn keiner in meiner Situation würde doch so unumwunden zugeben, dass keine Aussicht auf Hilfe bestand. Ich weiß nicht einmal, warum ich so reagierte, da ich doch eigentlich gehofft hatte, ihm weismachen zu können, die Polizei wäre schon unterwegs.
    Er warf einen argwöhnischen Blick in das Vestibül hinter mir. »Ich kann dir nur raten, nicht zu lügen.«
    »Ich lüge nicht«, versicherte ich mit aller Aufrichtigkeit, die ich aufbieten konnte. »Wie soll ich sie denn ohne Netz angerufen haben? Das Festnetz funktioniert nicht, das wissen Sie.«
    Ich hatte einen Treffer gelandet, es zeigte sich im nervösen Hantieren mit dem Handy meines Vaters, als er sich vergewisserte, dass kein Empfang da war. Es war vielleicht nur ein Treffer am Rande, aber er schien mich in Vorteil zu bringen. Vielleicht fürchtete er plötzlich, die Situation doch nicht so gut erfasst zu haben, wie er geglaubt hatte. Mein Problem war, dass ich nicht wusste, wie ich den Vorteil ausnutzen sollte, da ich keine Ahnung hatte, wie lang er schon im Haus war und wie viel er wusste. Im Übrigen würde seine Unsicherheit sich schnell legen, wenn die Polizei ausblieb.
    »Sie wissen über Sie Bescheid«, sagte ich. »Ihre Mutter hat eine Aussage gemacht.«
    Er starrte mich an. »Du lügst.«
    Schwang da Zweifel in seiner Stimme?
    »Wenn Sie sich meinen E-Mail-Eingang anschauen, finden Sie sie als Anhang an die letzte E-Mail von Inspector Alan Collins.« Mein trockener Gaumen war wie ein Reibeisen, an dem meine Zunge hängen blieb. »Ich wusste ihren Namen noch von dem Brief, den Sie mir damals mitgeben wollten.«
    Das Aufblitzen in seinem Auge war kurz, aber es war mir eindeutige Bestätigung.
    »Ich habe Alan Collins mitgeteilt, dass sie Mary MacKenzie heißt und früher wahrscheinlich als Prostituierte gearbeitet hat – es vielleicht heute noch tut. Er hat die Information nach Glasgow weitergeleitet, und da haben sie sie ziemlich problemlos gefunden.«
    Ich riskierte nicht viel. Wenn er bestritt, dass seine Mutter eine Prostituierte war oder dass sie Mary MacKenzie hieß, konnte ich immer sagen, dann seien meine Informationen wohl falsch gewesen und die Polizei habe sie auf anderem Weg ausfindig gemacht.
    Aber er sagte gar nichts. Er interessierte sich mehr für die Axt. »Du glaubst hoffentlich nicht, du kannst mich für dumm verkaufen, Connie. Denkst du vielleicht, ich werd dir den Rücken zuwenden? Ist eh egal. Meine Mutter, dieses Luder, ist für mich schon lange gestorben. Erzähl, was sie in ihrer Aussage gesagt hat.«
    O Gott! Kleinste Reaktionen, und jede musste sofort verstanden und verwertet werden, sonst würde MacKenzie den Braten riechen. Er durfte nicht den Eindruck gewinnen, dass ich erst nachdenken musste, um mir eine Aussage ins Gedächtnis zu rufen. Es war ein Glück, dass ich mich mit seiner Mutter beschäftigt hatte, ein Glück, dass ich mir im Netz Informationen über Sadisten und Vergewaltiger geholt hatte. Ich hatte sogar mit dem Gedanken gespielt, die Frau auf eigene Faust zu suchen, indem ich entweder eine Detektei beauftragte oder selbst nach Glasgow fuhr und die Archive der Lokalzeitungen durchforstete. Ich konnte nicht glauben, dass ein so gewaltbereiter Mensch wie MacKenzie nicht schon aktenkundig geworden war, bevor er

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