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Des Teufels Werk

Titel: Des Teufels Werk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minette Walters
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meiner Mutter denken, dass man ein Buch nie nach seinem Einband beurteilen solle.
    »Ich hatte ja keine Ahnung, dass es da um Sie und unser Haus ging«, sagte sie mit überzeugender Aufrichtigkeit. »Darüber hat mich erst Peter aufgeklärt. In den Zeitungen war immer nur von Dorset die Rede. Sie müssen Todesangst gehabt haben, Connie. Dieser Mensch scheint ja ein Gewalttäter übelster Sorte zu sein.«
    Sie gebrauchte meinen Namen mit zwangloser Selbstverständlichkeit, obwohl ich vor ein paar Tagen, als sie mich das letzte Mal angerufen hatte, noch Marianne für sie gewesen war.
    »Kommen Sie herein«, forderte ich sie auf und öffnete die Tür ein Stück weiter. »Nett, dass Sie vorbeikommen.« Sie hatte kein Monopol auf Doppelzüngigkeit.
    Ihr suchend umherschweifender Blick entdeckte es sofort: Trotz aller Bemühungen einer von der Polizei beauftragten Putzfirma hatten sich die Blutflecken auf dem unbehandelten Steinboden und der porösen Tapete aus den Fünfzigerjahren nicht beseitigen lassen. Auch nachdem Jess und ich noch einmal nachgewischt hatten. Ihre Farbe glich jetzt eher der von braunem Schlamm als der von frisch vergossenem Blut, aber man brauchte nicht viel Fantasie, um zu erraten, woher die Farbgebung kam.
    Madeleine schnappte hörbar nach Luft und drückte eine Hand auf den Mund. »O mein Gott!«, quiekte sie. »Was ist denn hier passiert?«
    Es war eine Kleinmädchen-Attitüde – Schmierentheater –, aber das Erschrecken war echt genug, um mich davon zu überzeugen, dass Peter ihr nicht viel erzählt hatte. Wenn überhaupt etwas. Jess hatte am vergangenen Abend im Brustton der Überzeugung erklärt, wenn es darauf ankäme, würde er sie und mich immer Madeleine voranstellen, aber ich war skeptisch. Meiner Erfahrung nach war er Madeleine gegenüber immer äußerst redselig.
    Ich führte sie zur grünen Tür. »Hat Peter Ihnen das nicht erzählt?«, fragte ich erstaunt. »Das ist aber merkwürdig.«
    »Ist es Blut?«, fragte sie scharf. Ihre hohen Hacken knallten hinter mir auf den Steinboden. »Ist jemand ums Leben gekommen?«
    Ich schüttelte den Kopf, stieß die Tür auf und ließ sie durchgehen. »Nein, so dramatisch war es nicht. Jess' Hunde haben sich gebissen, und einer wurde dabei verletzt. Es sieht schlimmer aus, als es ist.« Ich führte sie den Korridor hinunter. »Möchten Sie eine Tasse Kaffee?«, fragte ich, als ich ihr einen Stuhl herauszog. »Oder hat Peter Ihren Koffeinbedarf schon mit seinem Espresso gedeckt?«
    Statt zu antworten, wies sie mit wildem Handwedeln zum Vestibül. »So kann das nicht bleiben«, protestierte sie. »Was sollen denn künftige Mieter denken?«
    Ich zog mich zur Arbeitsplatte zurück. »Ich habe gehört, die Steinplatten werden wieder wie neu, wenn man sie abschmirgelt.« Ich zündete mir demonstrativ eine Zigarette an. »Ich lasse das machen, bevor ich ausziehe.«
    »Und die Wände?«
    »Die auch.«
    Sie schaute sich argwöhnisch in der Küche um, und ich fragte mich, ob sie das feine Summen aus der Spülküche oder die Gewebebandschlingen an den beiden Enden der Herdstange bemerkt hatte. »Worum haben die Hunde sich denn gebissen?«
    Ich zuckte mit den Schultern. »Worum sich Hunde eben beißen. Ich bin da keine Expertin. Soll ich mich an die jetzige Farbgebung halten, oder hätte der Anwalt Ihrer Mutter lieber etwas anderes?«
    »Das kann ich nicht –« Sie brach ab. »Ist das passiert, als dieser Mann hier war?«
    »Hat Peter Ihnen das denn auch nicht erzählt?«
    Sie setzte sich auf den Stuhl und stellte ihre Handtasche neben sich auf den Boden. »Er ist nicht ins Detail gegangen. Ich denke, er wollte mir wohl das Schlimmste ersparen.«
    »Warum?«
    »Vermutlich weil er mich nicht beunruhigen wollte.«
    »Ach so.«
    Kurze Antworten mochte sie gar nicht. In ihrer Welt spielten alle schön mit und gaben bereitwillig ihre schmuddeligen kleinen Klatschgeschichten zum Besten. Sie zwang sich zu einem Lächeln. »Peter ist so rührend. Er spielt das Ganze so weit wie möglich herunter, um mich zu schonen, aber wenn ich ehrlich sein soll, wüsste ich es lieber genau. Es ist ja schließlich mein Haus.«
    »Ach, du meine Güte«, murmelte ich und schnippte Asche von meiner Zigarette in den Spülstein, was mir sofort ein missbilligendes Stirnrunzeln eintrug, »dann habe ich die Polizei ja ganz falsch informiert. Ich habe den Beamten gesagt, das Haus gehöre Ihrer Mutter. Peter hat ihnen die gleiche Auskunft gegeben, soviel ich weiß. Er hat ihnen sogar die

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