Des Teufels Werk
Adresse des Anwalts genannt – ich meine, von dem, der die Vollmacht hat.
Sie lächelte eisern weiter. Wenn auch mit Mühe. »Es ist der Familiensitz.«
Ich nickte. »Ja, das erwähnten Sie beim letzten Mal.«
Sie öffnete den Mund, als wollte sie sagen, na also, überlegte es sich dann aber anscheinend anders. »In den Zeitungen stand, dass dieser Mann – MacKenzie – drei Personen gefangen hielt und dann geflohen ist, bevor die Polizei eintraf. War Jess eine der drei? Sie sagten, ihre Hunde seien hier gewesen.«
»Ich sagte, sie hätten sich gebissen«, korrigierte ich freundlich.
»Während dieser MacKenzie hier war?«
»Dazu sind Jess' Mastiffs viel zu gute Wachhunde.«
Ihre Ungeduld siegte. »Ja, wer war denn nun eigentlich hier? Sie müssen doch verstehen, dass es mich ungemein beunruhigt, wenn hier jemand mit solcher Leichtigkeit einbrechen konnte, obwohl drei Leute im Haus waren. Hat einer von Ihnen ihn hereingelassen? Was wollte er? Hatte er es auf etwas im Haus abgesehen?«
»Warum erkundigen Sie sich nicht beim Anwalt Ihrer Mutter?«, meinte ich. »Er wird Sie sicher beruhigen können. Oder wenden Sie sich an die Polizei. Ich kann Ihnen den Namen des ermittelnden Beamten geben.«
»Den weiß ich schon«, sagte sie schnippisch. »Ich habe mich für heute Nachmittag bei ihm angemeldet.«
»Dann gibt es ja kein Problem«, sagte ich. »Er wird Ihnen sicher alles sagen, was er kann.«
Sie starrte mich einen Moment lang an, als wollte sie feststellen, ob es sich lohnte, weiter auf dieser Schiene zu fahren, dann griff sie mit einem Schulterzucken nach ihrer Handtasche. »Nach dem allgemeinen Getue zu urteilen, könnte man ja meinen, es wären mindestens die Kronjuwelen gestohlen worden.«
»Nun, in der Hinsicht brauchen Sie sich bestimmt keine Sorgen zu machen«, entgegnete ich mit einem kleinen Lachen. »Die Sachen im Haus haben MacKenzie nicht gereizt – die Gemälde Ihres Mannes sind also alle noch da.«
Sie warf mir einen Blick voller Abneigung zu. »Vielleicht hatte er die Antiquitäten meiner Mutter im Auge. Vielleicht wusste er nicht, dass sie nicht mehr hier lebt.«
»Das war auch Inspector Bagleys erster Gedanke«, bestätigte ich. »Deshalb bat er mich, ihm alles aufzuschreiben, was mir seit meinem Einzug im Haus an Merkwürdigkeiten aufgefallen war. Ich sagte, es gäbe da verschiedene Dinge – aber ich glaube nicht, dass sie mit den Vorfällen vom Samstag zu tun hatten.«
Madeleine erstarrte. Nur kurz, aber ich bemerkte es. »Was denn zum Beispiel?«
Ich blies einen Rauchring zur Decke. »Zum Beispiel war das Wasser abgedreht worden.«
Es war reine Spekulation, wie bei meinen Geschichten über MacKenzies Mutter, aber, wie ich am Abend zuvor zu Jess gesagt hatte, warum nur den Herd abstellen? Warum nicht auch das Wasser? Ich musste immer wieder daran denken, dass Jess Lily am Fischweiher gefunden hatte, und wurde den Gedanken nicht los, dass vielleicht eine verschwommene Erinnerung an den alten Brunnen unter den aufgeschichteten Scheiten im Holzschuppen sich bei Lily geregt hatte. Was hatte sie abends um elf Uhr dort draußen gesucht? Und warum hatte sie sich in fremde Häuser geschlichen, um sich die Zähne zu putzen und eine Tasse Tee zu ergattern?
»Ich war das nicht«, sagte Madeleine brüsk, während sie in ihrer Tasche kramte, um mich nicht ansehen zu müssen. »Das muss der Makler gewesen sein. Der Absperrhahn ist unter dem Spülstein. Sie brauchten ihn nur wieder aufzudrehen.«
»Ich meinte nicht, dass es abgestellt war, als ich kam«, erklärte ich. »Unten in der Küche funktionierte alles bestens. Das Problem war oben. In den Wasserrohren zum Badezimmer war so viel Luft, dass sie alle wie verrückt geklopft haben. Mir war richtig unheimlich.«
»Das Haus ist alt«, sagte sie. »Mami hat sich ständig über die Rohre beschwert.«
»Ich ließ einen Installateur kommen, weil ich nicht wusste, was los war. Er hat als Erstes den Absperrhahn überprüft und mir dann erklärt, dass Luft in die Rohre gelangt, wenn die Zufuhr unterbrochen ist und die Leute immer wieder die Hähne aufdrehen, weil sie nicht verstehen, wieso nichts passiert. Unten läuft Wasser aus, und oben steigt Luft in die leeren Rohre. Er sagte, das könne nur passiert sein, solange jemand hier wohnte – und das muss Ihre Mutter gewesen sein, denn danach stand das Haus leer, bis ich eingezogen bin.«
Sie nahm ein Papiertaschentuch aus ihrer Tasche und tupfte sich damit die Nasenspitze. »Ich kenne mich
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