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Des Teufels Werk

Titel: Des Teufels Werk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minette Walters
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Befragung, es wäre also viel vernünftiger gewesen, alles London zu überlassen. Sie hätten Ihre Auskünfte auf jeden Fall bekommen – nur später, was für Sie von Nachteil wäre. Connie weiß das, darum ist sie hier.«
    »Ich weiß es
wirklich
zu schätzen, Dan, aber leider konnte Connie uns überhaupt nichts sagen.« Er setzte seine Befragung fort. »Wissen Sie, ob man Sie auf Video aufgenommen hat? Das Heimkino scheint ja das Markenzeichen der Geiselnehmer zu sein – die wollen auch ihre fünfzehn Minuten Ruhm, genau wie die Freunde aus dem Westen. Können Sie sich erinnern, eine Kamera surren gehört zu haben?«
    Ich schaffte es, nein zu sagen und dazu zu lächeln, aber mein Herz ratterte wie ein Presslufthammer. Die Vorstellung war zu entsetzlich, um sich damit auseinander zu setzen. Ich hätte einen Anschein von Würde wahren können, wenn nicht jede meiner Handlungen aufgezeichnet worden wäre. Er machte Nahaufnahmen –
»zeig, dass es dir gefällt, Feder«
–, damit der willenlos gehorsame Marionettenkörper ein Gesicht hatte, das man auch mit zugeklebten Augen wiedererkannte.
    Was hatte er mit dem Band vor? Wie viele Menschen würden es sehen? War ich als Connie Burns erkennbar? Würde Dan es sehen? Meine Eltern? Meine Freunde? Meine Kollegen? Alle anderen Verletzungen schienen trivial im Vergleich zu einer öffentlichen Enthüllung in Bagdads Bazaren oder, schlimmer noch, durch den Fernsehsender El-Dschasirah oder über das Internet. Ist das Leben noch wert gelebt zu werden, wenn man darum betteln musste? Wie soll man ohne Selbstachtung weiterleben? Woher nimmt man den Mut, auf die Straße zu gehen?
    »Was glauben Sie, warum Sie so bald freigelassen wurden, Connie? Dan hat uns erzählt, dass er keinerlei Verhandlungen geführt hat, weil er nicht wusste, wer Sie festhielt. Wir übrigens auch nicht – und ebenso wenig die verschiedenen religiösen Gruppen. Also, warum haben die Sie freigelassen?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Der Durchschnitt liegt gegenwärtig bei zwei Wochen. Nach Ablauf dieser Zeit werden die Geiseln entweder auf freien Fuß gesetzt oder enthauptet, je nachdem, wie viel Druck gemacht wurde. Wir glauben, dass die meisten nach Falludscha gebracht werden – oder in eines der anderen Gebiete, in die sich niemand wagt. Aber Sie hat man offenbar in Bagdad festgehalten – und nach drei Tagen ohne aktive Intervention von außen wieder freigelassen. Das passt nicht zu den Mustern, die wir kennen, Connie.«
    »Tut mir Leid.«
    »Ich mache Ihnen keinen Vorwurf«, sagte er und seufzte, »ich versuche, Ihnen klar zu machen, warum wir alle Informationen brauchen, die Sie uns liefern können. Unser einziger Hinweis war Ihr Fahrer – und der ist verschwunden, wir haben also keine Ahnung, womit wir es hier zu tun haben. Vielleicht ist es der Anfang eines neuen Musters – vielleicht tritt eine neue Gruppe in Erscheinung, der man allenfalls zugute halten kann, dass sie noch nicht zu töten gelernt hat.« Er sah mir in die Augen, die sich weiteten, als Dan mir zum Zeichen seiner Solidarität die Schulter drückte. »Möchten Sie, dass anderen das Gleiche passiert, Connie?«
    Nicht einmal wenn ich gewollt hätte, hätte ich etwas sagen können.
    »Was soll die Frage?«, rief Dan ärgerlich. »Sie wissen doch genau, dass Ihre Chancen, diese Schweine zu schnappen, gleich null sind. Auf Zarkawis Kopf stehen zehn Millionen – und niemand hat ihn verraten. Wenn Sie das auf fünfundzwanzig Millionen erhöhen, wird ihn immer noch keiner verraten. Was soll Connie Ihnen sagen können, um daran etwas zu ändern?«
    »Nichts, soweit es Zarkawi betrifft. Ich bin bereit zu glauben, dass sie zum Weiterverkauf entführt wurde, aber warum hat er sie dann nicht gekauft?« Er sah mich einen Moment forschend an, dann wandte er sich wieder Dan zu. »Aus Geschichten mit Journalistinnen lässt sich eine Menge herausholen. Sie sind unter ihren Arbeitskollegen bekannt, und Frauen in Gefahr lassen sich immer gut vermarkten. Connie und Adelina Bianca haben mehr Presse bekommen als jede andere Geisel.« Wieder warf er einen Blick in meine Richtung. »Weshalb sollte Zarkawi – oder irgendein anderer Terrorist – freiwillig auf solche Publicity verzichten? Für mich ergibt das jedenfalls überhaupt keinen Sinn.«
    Das ging Dan genauso, aber er hielt mir die Stange, wie er versprochen hatte. Mein einziger Vorteil war, dass wir einander seit Jahren kannten. Ich war ihm das erste Mal in Südafrika begegnet, als ich aus Oxford

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