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Des Teufels Werk

Titel: Des Teufels Werk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minette Walters
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ihn erst mal füttern … Sie dürfen nur nicht fahrig werden und anfangen, mit den Händen herumzufuchteln. Alles was Sie parat haben müssen, sind ein paar Befehle, dann schützt er Sie vor jeder Gefahr.« Ihr Gesicht wurde ein klein wenig freundlicher. »Überlegen Sie es sich wenigstens. Er wäre auf jeden Fall besser für Sie, als Antidepressiva einzunehmen.«
    Peter lächelte ziemlich grimmig. »Manchmal kannst du wirklich eine wahnsinnige Nervensäge sein.«
    »Ich zeige doch nur die Alternativen auf.«
    »Quatsch. Du gehst mit unausgegorenen Theorien hausieren, wie immer. Ich schlage vor, wir halten uns an Plan A« – sagte er zähneknirschend –, »demzufolge wir Marianne die Gelegenheit geben wollten, uns zu sagen, ob wir ihr irgendwie helfen können.« Er fing meinen Blick auf und versuchte tapfer, die Gereiztheit in seinem zu unterdrücken. »Kann ich Sie überreden, in die Küche zu kommen? Oder wäre es Ihnen lieber, wenn einer von uns oder beide verschwänden?«
    Ich wusste, dass die Gereiztheit nicht mir galt, trotzdem bekam ich sofort heftiges Herzklopfen. Meine Reaktion auf jedes Anzeichen männlicher Ungeduld oder Verstimmung war massive Angst. Zu viele Assoziationen wurden wach, nicht nur an MacKenzie. Während der polizeilichen Vernehmung in Bagdad – die immer schroffer wurde –, hatte ich so stark zu zittern angefangen, dass der amerikanische Berater eine Unterbrechung anordnete und mich fragte, ob ich vielleicht lieber mit einer Frau sprechen würde.
    Ich lehnte so vehement ab, dass er verwundert die Stirn runzelte. »Aber Sie wirken gequält, Connie. Ich dachte, in Gesellschaft einer Geschlechtsgenossin würden Sie sich vielleicht wohler fühlen.«
    Ich griff nach einem Glas Wasser, ließ es dann aber stehen, weil ich fürchtete, meine Zähne würden gegen das Glas schlagen, und das wollte ich nicht. »Ich bin müde«, stieß ich mühsam aus trockenem Mund hervor, »und wenn ich jetzt wieder mit jemand Neuem anfangen muss, verpasse ich höchstens noch meine Maschine. Ich möchte wirklich nur nach Hause zu meinen Eltern in England.«
    Er war nicht unangenehm. Unter anderen Umständen hätte ich ihn sympathisch gefunden. »Das verstehe ich. Ich möchte Sie nicht quälen, habe aber das Gefühl, dass ich das gerade tue. Wäre es Ihnen lieb, wenn eine Beamtin bei der Sitzung zugegen wäre?«
    Ich schüttelte den Kopf. Ich fürchtete die weibliche Anteilnahme und noch mehr den weiblichen Instinkt. Männer konnte man leichter belügen. Ich befeuchtete mit der Zunge den Innenraum meines Mundes und schaffte ein überzeugendes Lächeln. »Es ist alles okay. Ich bin nur erschöpft. Ich hatte nur so fürchterliche Angst – und man schläft nicht, wenn man Angst hat.«
    Er beobachtete mein Gesicht, als Dan mir zum Trost den Arm um die Schultern legte. Ich behielt das Lächeln auf – mit Müh und Not –, konnte jedoch nicht verhindern, dass meine Augen weit wurden. Vielleicht besitzen Männer genauso gute Instinkte wie Frauen, denn sofort war das Stirnrunzeln wieder da. »Mir gefällt das gar nicht, Connie. Haben Sie uns wirklich alles gesagt?«
    Ich konnte ihn nur anstarren. Mein ganzer Körper rebellierte gegen Dans Nähe. Das war das erste Mal, dass ich Mühe hatte, Luft zu bekommen, obwohl es in dem Moment mehr ein erzwungenes Luftanhalten war – eine Zwanzig-Sekunden-Starre – und nicht die Panik, die später kam. Die Bombe des Terrors braucht anscheinend ihre Zeit, bevor sie dann ohne Warnung explodiert. Vielleicht funktionieren wir unmittelbar nach einem Trauma noch eine Zeit lang automatisch und erleben Angst erst, wenn der Körper Ruhe braucht und das Gehirn sie ihm verwehrt, weil die Furcht so groß ist.
    Dan sprach für mich. »Lassen Sie's gut sein, Chas. Sie hat Ihnen gesagt, was sie weiß. Die Männer, die sie aus dem Taxi gezerrt haben, hatten Mützen über den Gesichtern, und ihr wurden von Anfang an Mund und Augen verklebt und eine Kapuze übergezogen. Als ich sie fand, war sie so lange in totaler Finsternis gewesen, dass sie ihre Augen nicht öffnen konnte – und das war vor weniger als vier Stunden. Seien Sie dankbar, dass sie überhaupt zu diesem Gespräch bereit war. Wenn es nach mir gegangen wäre, säße sie jetzt schon im Flugzeug, und Sie müssten sich Ihre Informationen in London holen.«
    »Das weiß ich zu schätzen.«
    »Das glaube ich eher nicht. Sie haben gehört, was der Arzt gesagt hat. Er plädierte für eine vierundzwanzigstündige Erholungsphase vor ihrer

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