Des Teufels Werk
als kleine Redakteurin zur
Cape Times
gekommen war, für die er als Kolumnist arbeitete. Ein Jahr lang deckten sich unsere Wege, dann ging er ins Ausland zu Reuters, aber wir liefen uns regelmäßig in die Arme, wenn er losgeschickt wurde, um irgendeinen ›Afrika‹-Bericht zu machen. Er stammte aus Johannesburg, aber sein Hauptwohnort war – seinen Steuererklärungen zufolge – County Wexford in Irland, wo er mit seiner irischen Ehefrau Ailish und der gemeinsamen Tochter Fionnula ›lebte‹.
Es war eine merkwürdige Beziehung. Seine Besuche in Irland waren noch seltener als die gelegentlichen Afrikaaufenthalte, die ihn und mich zusammenbrachten. Ich fragte ihn einmal, wie er dazu gekommen sei, eine Irin zu heiraten, und er sagte, es sei eine ›Mussheirat‹ gewesen, weil sie schwanger geworden war. »Sie hat in London studiert und hatte Angst, ohne Ring nach Hause zu kommen. Ihr Vater glaubt an Hölle und ewige Verdammnis. Er hätte sie rausgeschmissen.«
»Warum hat sie die Schwangerschaft nicht abgebrochen?«
»Weil sie noch stärker an Hölle und ewige Verdammnis glaubt als ihr Vater.«
»Das hat sie aber nicht daran gehindert, mit dir zu schlafen.«
»Hm – manche Sünden sind eben verzeihlicher als andere« – er lachte –, »und mein Charme hatte vielleicht auch etwas damit zu tun. Letztendlich hat sich alles zum Besten gewendet. Fee ist ein tolles Kind. Es wäre ein Verbrechen gewesen, sie nicht zur Welt kommen zu lassen.«
»Wenn du es so siehst, warum besuchst du sie dann nicht häufiger?«
Er zuckte mit den Schultern. »Weil das nicht einfach ist. In der Familie gibt es immer nur Streit, wenn ich da bin. Mit dem monatlichen Scheck sind sie alle einverstanden, aber nicht mit dem Besucher.«
»Lebt sie denn bei ihren Eltern?«
»Nicht direkt. Drei Häuser weiter. Die hängen alle fest zusammen. Sie hat im Umkreis von fünf Kilometern drei Brüder, die jedes Mal aufkreuzen, wenn ich da bin, um sicherzustellen, dass ich mich nicht vor meiner Verantwortung drücke. Ich komme mir immer ein wenig wie Daniel in der Löwengrube vor, wenn ich dort zu Besuch bin.«
Ich fand das alles sehr seltsam. Und ziemlich traurig. »Schläfst du noch mit Ailish?«
Die Lachfältchen an seinen Augenwinkeln zogen sich zusammen. »Sie erlaubt mir, im Gästezimmer zu übernachten, aber das ist auch schon das Höchste der Gefühle – immerhin hält sie für die Dauer meines Besuchs ihren Liebhaber vom Haus fern.«
»Du bist ja verrückt«, sagte ich ungläubig. »Warum lässt du dich nicht scheiden?«
»Wozu? Es gibt sonst niemanden, den ich heiraten möchte – außer dir, und du willst mich ja nicht haben.«
»Du kannst nicht kochen.«
»Du doch auch nicht.«
»Eben. Wir wären ein unmögliches Paar. Wir würden verhungern.« Ich sah ihn skeptisch an. »Ist das wirklich nicht nur ein Trick, um keine Einkommensteuer zahlen zu müssen? Jeder weiß, dass Autoren und Maler in Irland steuerfrei sind.«
»Nur schöpferisch tätige Autoren – und man muss dafür mindestens sechs Monate im Jahr im Land leben. Für Journalisten gilt das nicht.«
Ich glaubte nicht, dass das ein Hinderungsgrund für ihn sein konnte. Er hatte irgendwann einmal bei Reuters in der Wirtschaftsredaktion gearbeitet und behauptete, jeden Steuertrick zu kennen, den es gab. »Willst du dich dort niederlassen, wenn du den großen Roman schreibst?«
»Der Gedanke ist mir schon mal durch den Kopf gegangen.«
»Mit Ailish zusammen?«
Dan schüttelte den Kopf. »Ich hätte lieber ein
cottage
in Kerry mit Blick auf die Dingle-Bucht. Da bin ich bei meinem letzten Besuch mit Fee hingefahren, und es war hinreißend. Wir sind am Strand spazieren gegangen.« Er schwieg einen Moment. »Bis ich mich daran wagen werde – wenn ich es überhaupt je tue –, wird sie erwachsen sein. Wie wird sie dann wohl über ihren Vater denken, was meinst du? Wird sie dann auch noch Strandspaziergänge mit mir machen wollen?«
Er sagte das im selben amüsierten Ton, den er die ganze Zeit gebraucht hatte, aber die Worte ließen Tieferes ahnen. Eine Liebe zu seiner Tochter, von der er wünschte, sie würde erwidert. Mich überraschte das. Ich hatte immer geglaubt, er wäre wie ich entschlossen, sich auf keinen Fall innerlich zu binden, weil er in dieser Bindungslosigkeit die einzige Möglichkeit sah, in einem Nomadenleben nicht völlig den Verstand zu verlieren. Vielleicht hatte seine Tochter ihm Wurzeln gegeben. Ich beneidete ihn plötzlich.
Und ich beneidete Fee.
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