Des Teufels Werk
dass ich deine Sachen waschen ließ, weil du nichts anderes da hattest. Sollen sie ruhig wieder mich anschießen«, schloss er grimmig, »auch wenn mich das wie einen kompletten Idioten aussehen lässt.«
Chas hatte ihm die Hölle heiß gemacht, weil er mir erlaubt hatte, mich frisch zu machen, bevor er mich auf die Polizeidienststelle gebracht hatte. Es sei schlimm genug, dass er meine Freilassung drei Stunden lang geheim gehalten habe, noch schlimmer, dass er nicht bedacht habe, was es bedeute, Spuren- und Beweismaterial zu vernichten. Mein Verhalten könne man bis zu einem gewissen Grad entschuldigen, ich sei traumatisiert, aber für Dans gebe es keine Rechtfertigung. Er hätte es besser wissen müssen. Wie denn die Behörden ohne forensische Untermauerung ihrer Ermittlungsergebnisse Verbrecher überführen sollten?
Dan hatte zu mir gestanden, er hatte alle Kritik tapfer eingesteckt und verschwiegen, dass er versucht hatte, mich zurückzuhalten, jetzt aber machte er kein Hehl aus seinem Misstrauen. »Warum musstest du die Sachen überhaupt waschen?«
»Sie waren schmutzig.«
Aber wir wussten beide, dass sie das nicht gewesen waren. Sie hatten nicht einmal schmutzig gerochen, und genau deshalb hatte ich sie gewaschen. Ich hatte mit dem Gedanken gespielt zu sagen, man hätte mich in einen orangefarbenen Overall gesteckt, ähnlich dem, den Adelina auf ihrem Video anhatte, aber ich fürchtete, das würde nur zu weiteren Fragen Anlass geben. Warum waren auf meiner Haut und in meinem Haar keine orangefarbenen Stofffasern festzustellen? Warum mich als Gefangene kleiden, wenn man kein Video gemacht hatte? Es war weniger schlimm, sich beschuldigen zu lassen, dass man Beweismaterial vernichtet hatte, als zugeben zu müssen, dass man nichts angehabt hatte.
Ich fragte mich, ob Dan die Wahrheit erraten hatte, weil er die Sache nicht weiter verfolgte. Stattdessen erklärte er mir, was er sagen wollte, wenn er meine Freilassung vor der versammelten Presse in Bagdad bekannt geben würde. Der ganze Nachdruck lag auf meiner Zusammenarbeit mit der Polizei, auf der Tatsache, dass ich nicht zu viel preisgeben wollte, um ja nicht Adelinas Freilassung zu gefährden, und schließlich auf meiner unbezweifelbaren ›Unerschrockenheit und Professionalität‹. Es war eine klare Anweisung, in London ›auf Sendung‹ zu bleiben, damit man Reuters in Bagdad nicht an den Karren fahren konnte.
Ich schaute immer wieder verstohlen zur Uhr an der gegenüberliegenden Wand und zählte die Sekunden, bis ich endlich mit Anstand zum Flugsteig würde gehen können. Ich hatte kein Gepäck außer einer Stofftasche (von Dan geliehen) mit meinem Ticket, der Bordkarte, dem provisorischen Reisepass (von Reuters bezahlt) und 25 Pfund in Fünfern aus der Kasse des Bagdader Büros.
»Hörst du mir eigentlich zu, Connie?«
Ich nickte. Aber da ich nicht die Absicht hatte, mich der Presse zu stellen, war es gleichgültig, ob ich zuhörte oder nicht. Wenn ich nicht erschien, würde die einzige Informationsquelle Dans Pressekonferenz sein, und ohne Fotos würden die Berichte nur irgendwo als kleiner Kasten erscheinen. Es würde vielleicht darüber spekuliert werden, warum und wo ich untergetaucht war, allerdings würde das nicht viel bringen. Eine Story ohne Substanz und ohne Fotos war ein totgeborenes Kind.
Den Entschluss, mich aus dem Staub zu machen, hatte ich gefasst, als ich von Dans Wohnung aus meine Eltern angerufen hatte, um ihnen mitzuteilen, dass ich in Sicherheit war. Meine Mutter meldete sich auf Suaheli. Sie hatte die Sprache als Kind von ihrer kenianischen Kinderfrau gelernt und das, was sie davon behalten hatte, an mich weitergegeben. Sie begann zu sprechen, ehe ich etwas sagen konnte.
»Jambo. Si tayari kuzungumza na mtu mie.«
Hallo. Ich kann im Moment nicht sprechen.
Wir hatten uns mit diesem Verfahren geholfen, als das Leben auf der Farm gefährlich geworden war. Mein Vater war überzeugt gewesen, dass es nicht nur Lauscher im Haus gab, sondern auch die Telefonleitung angezapft war. In Simbabwe, wo Englisch die Amtssprache ist und die Einheimischen vor allem Shona und Ndebele sprechen, ist Suaheli nicht geläufig. Als ich jetzt meine Mutter hörte, vermutete ich, sie erwarte einen Anruf von meinem Vater und wolle ihn wissen lassen, dass jemand bei ihr war.
Ich antwortete: »Jambo, mamangu. Mambo poa na mimi. Sema polepole.«
Hallo, Mutter. Mir geht es gut. Sei vorsichtig, was du sagst.
Darauf folgte eine kurze Pause. »Bwana asifiwe.
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