Des Teufels Werk
Wusste sie von Dans Gefühlen für sie? Wusste sie, wer er war? Was er geleistet hatte? Was er geschrieben hatte? Wie man ihn außerhalb der engen Grenzen ihrer mütterlichen Familie sah?
»Es wäre sonderbar, wenn sie es nicht täte«, sagte ich. »Neugier liegt in der Natur der Frau – wir hatten schließlich Jahrhunderte lang nichts anderes zu tun, als männliches Verhalten zu analysieren. Sie wird sich natürlich ihre Gedanken über dich machen …« Ich hielt inne. »Und ich hoffe, du wirst ihr ewig ein Geheimnis bleiben, Dan. Dann wird sie immer wieder kommen, weil sie mehr wissen will.«
Er machte eine beiläufige Anspielung auf dieses Gespräch, als er mit mir am Flughafen von Bagdad wartete. »Wie erreiche ich dich? Die einzige Nummer, die ich habe, ist die von deinem Handy – und das ist weg. Mir wird auf einmal klar, wie wenig ich von dir weiß, Conny. Ich brauche die Adresse und Telefonnummer deiner Eltern.«
Ich zwang mich zu lächeln. »Das steht alles auf dem Block in deiner Wohnung«, log ich, »aber du kannst es auch immer in der Personalakte unter ›nächste Angehörige‹ nachschlagen.« Tatsächlich stimmten diese Angaben nicht mehr. Dort stand noch die alte Adresse meiner Eltern in Simbabwe, und ich konnte mir nicht vorstellen, dass Mugabes Kumpel Briefe weiterleiten würden.
Dan nickte. »Okay. Und du bist zufrieden mit dem geplanten Ablauf? Harry Smith holt dich in Heathrow ab und lotst dich durch die Pressekonferenz. Danach wird er darum bitten, dass man dich in Ruhe lässt – aber man wird dich natürlich mit Fragen löchern, ob und wann Adelina Bianca auf freien Fuß gesetzt wird.« Er griff nach meiner Hand. »Schaffst du das alles?«
Ich bemühte mich, nicht zu zeigen, wie unangenehm mir die Berührung war. »Ja.«
»Sie werden dir Fragen über die Dauer deiner Gefangenschaft stellen. Das ist das, was sie interessiert. Warum nur drei Tage? Hat man dir einen Grund für die Freilassung genannt? Wer hat sie ausgehandelt? Wurde Geld bezahlt?« Er drückte beruhigend meine Hand. »Du solltest das vielleicht auf dem Flug durchdenken. Bei den meisten Fragen kannst du dich mit Fug und Recht auf Unkenntnis berufen, aber sie werden wissen wollen, was du den Entführern gesagt hast und ob du glaubst, dass es Einfluss darauf hatte, wie du behandelt wurdest.«
Drei Meter entfernt schlug eine Frau einen kleinen Jungen auf den Hinterkopf. Ich konnte nicht erkennen, was er verbrochen hatte, aber der heftige Schlag schien mir jeder Dummheit, die ein Zweijähriger machen konnte, völlig unangemessen. Es stimmte mich traurig, und ich hatte mit den Tränen zu kämpfen. Doch ich hatte die Fähigkeit zu weinen verloren. Ich entzog Dan meine Hand und verkroch mich in meine geliehene Jacke. Darunter trug ich immer noch den Rock und die Bluse aus Baumwolle, die ich bei meiner Entführung angehabt und gewaschen hatte, bevor Dan mich zur Polizei gefahren hatte. Die Jacke hatte ich von einer Kollegin angenommen, für den Fall, dass es in London kalt sein sollte.
»Heißt das, ich soll mir etwas ausdenken?«
Er schaute weg. »Ich empfehle dir, klare Aussagen zu machen, Connie. Du hast der Polizei gesagt, du konntest nicht reden, weil dein Mund verklebt war – aber im nächsten Satz hast du gesagt, dass du regelmäßig Wasser bekommen hast. Dazu muss aber das Klebeband entfernt worden sein. Warum hast du also da nicht gesprochen?«
»Weil es nichts geändert hätte. Wenn sie mich hätten töten wollen, dann hätten sie mich getötet.«
»Na gut«, sagte er mit plötzlicher Gereiztheit. »Dann empfehle ich dir, dir etwas auszudenken. Du weißt ja, wie es läuft. Es geht immer um Zeilen. Serviere ihnen also die beste Story, die dir einfällt.«
Ich schob die Hände tief in die Jackentaschen. »Sonst was?«
»Sie werden dich mit Adelina vergleichen, Connie, und nach Verletzungen suchen. Sie werden den Arztbefund verlangen – alles in bester Ordnung bis auf einige kleinere Blutergüsse an den Handgelenken und Rötungen um Mund und Augen von dem Klebeband. Und sie werden wissen wollen, wieso du so glimpflich davongekommen bist. Was willst du ihnen sagen?«
Ich fuhr mir mit der Zunge über die Lippen. »Dass ich das nicht weiß.«
»Und wenn sie dich fragen, was du anhattest – was sie ganz bestimmt tun werden –, was antwortest du dann?«
Ich zog mir die Jacke enger um Taille und Hüften. »Das, was ich jetzt auch anhabe.«
»Dann bleib bei der Geschichte, die wir der Polizei erzählt haben –
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