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Des Teufels Werk

Titel: Des Teufels Werk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minette Walters
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Nakupenda, mtoto wangu.«
Gott sei Dank. Ich liebe dich, mein Kind.
Ihr stockte die Stimme unter dem Ansturm der Gefühle, aber sie fasste sich sofort. »Sema fi kimombo.«
Du kannst Englisch sprechen
.
    Nie war ich in den Wochen nach meiner Freilassung näher daran zusammenzubrechen. Wäre sie bei mir im Zimmer gewesen, ich wäre wieder ihr ›mtoto‹ geworden, hätte mich in ihre Arme geworfen und ihr mein Herz ausgeschüttet. Als ich sie in London wiedersah, war dieser Moment vorbei. Ich schöpfte Atem. »Wer ist bei dir?«
    »Msimulizi.«
Ein Zeitungsreporter.
    »Ach, Mist! Lass ihn bloß nicht merken, dass ich es bin.« Ich hörte das Zittern in meiner Stimme. »Es weiß noch niemand, dass ich frei bin – außer Dan. Ich bin in seiner Wohnung. Ich brauche Zeit, um – Verstehst du?«
    »Ni sawasawa.«
Keine Sorge.
Es klang so beruhigend, dass ich glaube, sie hat der Person, die bei ihr war, zugelächelt. »Nasikia vema.«
Ich verstehe vollkommen.
    »Ich fliege heute Abend, über Amman, und bin dann irgendwann morgen früh in London.« Ich schaute zur Tür, ich hätte gern gewusst, ob Dan lauschte. »Ist das ein einzelner Reporter, der da bei dir ist, oder fallen sie wie die Heuschrecken über euch her?«
    Wieder trat eine Pause ein, während sie sich eine Strategie überlegte. »Ja, da haben Sie Recht, Englisch wäre einfacher. Sie sagen, Sie rufen von Connies Zeitung in Kenya an? Das rührt mich sehr. Wissen Sie, wir bekommen Anrufe aus aller Welt, und während ich hier mit Ihnen spreche, warten draußen auf der Straße Journalisten und Fotografen, die alle über Connies schreckliche Lage berichten. Wir sind sehr dankbar für all die Hilfe und Unterstützung von allen Seiten.«
    Ich war entsetzt. »Machen sie euch das Leben zur Hölle?«
    »Ja.«
    »Wie hält Dad das aus?« Ich verbesserte mich sofort, weil mir klar war, dass sie darauf nicht antworten konnte. »Nein, lass nur, ich kann es mir denken.« Seit den Vorfällen auf der Farm hatte mein Vater mit Leuten, die ihm zu nahe traten, keinen Funken Geduld mehr. Besonders zuwider war es ihm, wenn andere ihn über die Geschehnisse damals ausfragten, als hätten sie das Recht, in der Geschichte seiner Demütigung herumzustochern. »Er könnte sie wohl alle auf den Mond schießen?«
    »Ja. Zufällig ist mein Mann heute gerade beim Hochkommissar von Simbabwe. Die britische Regierung lehnt Gespräche mit Geiselnehmern strikt ab, aber es besteht vielleicht die Möglichkeit, dass Robert Mugabe sich einschaltet, weil Connie die doppelte Staatsangehörigkeit hat. Mein Mann lässt nichts unversucht.«
    »O Gott!« Ich wusste, dass mein Vater sich eher einen Arm abhacken als Mugabe um Hilfe bitten würde. Er hasste diesen diebischen kleinen Diktator mehr als jeden anderen auf der Welt. »Das tut mir wirklich Leid. Das ist ja grässlich!«
    »Haidhuru. Kwa kupenda kwako.«
Es macht nichts. Er tut es aus Liebe zu dir.
Wieder eine Pause. »Vielleicht wäre es besser, wenn Sie mit meinem Mann sprechen? Er kann Ihnen weit mehr sagen als ich. Haben Sie eine Nummer, wo er Sie erreichen kann, wenn er zurück ist? Vielleicht eine Handynummer?«
    »Nein – das Handy ist mir gestohlen worden –, ich weiß nicht, wo ich in den nächsten Stunden sein werde. Könnt ihr warten, bis ich in London angekommen bin?« Ich schaute wieder zur Tür. »Dan organisiert eine Pressekonferenz am Flughafen –« Ich brach ab und hoffte, sie würde verstehen, warum, und nachhaken.
    »Wird das schwierig?«
    »Ja.«
    »Hört einer Ihrer Kollegen das Gespräch mit?«
    »Ich weiß nicht genau. Schon möglich.« Ich hielt inne. »Reuters hält die Nachricht von meiner Freilassung bis zu der Pressekonferenz zurück – das heißt, ihr müsst so tun, als hättet ihr nichts von mir gehört. Das ist sehr wichtig, Mam. Ich will nicht gefilmt werden, wenn ich in die Ankunftshalle komme. Versprichst du mir, dass ihr keinen Ton sagt, solange ihr nicht von mir gehört habt?«
    »Aber natürlich. Das Einzige, was wir uns wünschen, ist die gesunde Rückkehr unserer Tochter.«
    Ich wünschte, ich hätte ihr erklären können, dass ich nicht zu ihnen nach Hause kommen konnte, solange draußen auf der Straße Fotografen herumlungerten, aber ich fürchtete, Dan könnte mich hören, und ich wusste nicht, wie gut sein Suaheli war. Ich konnte nur hoffen, sie würde den Wink verstehen. Also lachte ich etwas zittrig und sagte: »Ich fange langsam an zu verstehen, wie Dad zumute war, als ihr von der Farm weg musstet.

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