Des Todes Liebste Beute
diesem Fall auf die Seite des Freundes geschlagen.
Er hatte sie damals bereits gekannt und konnte sich noch gut an den Tag erinnern. Sie war am Boden zerstört gewesen. Sie hatte ein Plädoyer ausgearbeitet, das sie selbst beinahe schon abscheulich fand, aber der Richter hatte unfassbarerweise entschieden, dass die böse, böse Gesellschaft für die pädophile Neigung des Mannes verantwortlich war. Er hatte Monroe auf Bewährung ziehen lassen und ihm nur psychologische Beratung auferlegt.
Auf Bewährung. Er hatte eine Fünfjährige missbraucht. Er lächelte grimmig, als er den Mann im Sucher verfolgte. Dieses Mal holte er sich den Freund. Nächstes Mal zog er vielleicht den Namen eines Richters aus dem Glas. Denn auch solche befanden sich darin und warteten darauf, dass sie an die Reihe kamen.
Er bewegte den Sucher langsam abwärts, bis er die Knie seiner Zielperson im Visier hatte. Monroe würde bezahlen und nicht mit einem leichten Tod. Doch dann schob sich das Bild seiner blutigen Hände nach der Tötung Contis vor sein geistiges Auge.
Blutige Hände ohne Handschuh.
Was für ein dummer Fehler. Er durfte nicht riskieren, erneut die Kontrolle zu verlieren. Die Polizei wusste bereits, dass das Emblem des Floristen ein Trick gewesen war, und sie hatte eine Kugel in die Finger bekommen. Dass die Kugel zu lädiert gewesen war, um sie zu identifizieren, war nur ein Aufschub. Früher oder später würden sie es herausfinden und zu ihm kommen. Er musste sich beeilen. Es waren noch viele Zettel im Goldfischglas.
Er richtete das Zielfernrohr auf Monroes Stirn und zog den Hahn lautlos durch.
Neun erledigt, noch Millionen offen.
Montag, 23. Februar, 5.00 Uhr
W ach auf.«
Kristen hörte die Fliege summen und schlug mit der Hand danach.
»Kristen. Wach auf.«
Das war keine summende Fliege. Eine tiefe, brummende Stimme. Abe. Sie drehte sich auf den Rücken und schlug die Lider auf. Abe saß auf ihrer Bettkante und sah besorgt aus. Und so unglaublich attraktiv. Sein Hemd stand offen und zeigte ihr ein gutes Stück von seiner Brust. Die sehr muskulös war, wie sie wusste. Sie hatte seine Kraft gespürt, wann immer er sie in den Armen gehalten hatte. Nun fragte sie sich, wie es wohl wäre, ihn anzufassen, mit den Fingern durch das dichte Haar zu streichen. Wäre es weich oder rau? Würde er das mögen? Würde sie spüren können, wenn er stöhnte?
Während sie ihren Gedanken nachhing, strich er ihr das Haar so zärtlich aus dem Gesicht, dass sie am liebsten geseufzt hätte. Er hatte so sanfte Hände. So gute, so zärtliche Hände. Sie räkelte sich unwillkürlich, als sie ein warmes Pulsieren zwischen ihren Beinen spürte. Ein Pulsieren, von dem sie nun wusste, dass es mehr als nur eine frustrierende Ablenkung sein konnte. Sehr viel mehr.
Deshalb stehen alle so auf Orgasmen,
dachte sie. Das Gefühl war schlicht … unbeschreiblich gewesen. Berauschend. Mächtig.
Und ich habe es geschafft. Ich habe es endlich, wirklich geschafft.
Und sie wollte es noch einmal haben.
Wie konnte man nur um so etwas bitten? Und falls sie es tat, würde er nicht zwingend mehr erwarten? Irgendwann würde er … nun, mehr wollen. Und trotz all seiner Beteuerungen würde er enttäuscht sein. Plötzlich wurde ihr kalt.
So weit zu diesem Thema.
Er kam mit dem Kopf ein winziges Stück näher. »Ist alles okay mit dir?«
»Ja, klar.«
Er verengte seine blauen Augen. »So siehst du aber nicht aus. Du solltest heute zu Hause bleiben.«
»Das geht nicht. Ich habe um neun Anhörung.« Sie stemmte sich hoch und stöhnte, als sie den Schmerz in ihrem Rücken spürte. »Ich fühle mich, als hätte mich ein LKW gerammt.«
»So war es ja auch. Ein LKW mit einer Waffe.«
Ihr Magen hob sich, und sie blickte unwillkürlich zum Schlafzimmerfenster. Sie hatte den Angriff beinahe vergessen, dabei hätte sie beim Aufwachen als Erstes daran denken müssen. Tatsächlich jedoch war ihr erster Gedanke Reagan und seine Hände gewesen.
»Jetzt bist du in Sicherheit«, sagte er beruhigend. »Du brauchst keine Angst mehr zu haben.« Aber sie hatte auch gar keine Angst. Kein Mann hatte es je geschafft, ihr ein Gefühl der Sicherheit zu geben. Keiner außer Reagan.
Sie sah ihm direkt in die Augen. »Ich weiß. Danke.«
Der Ausdruck in seinen Augen veränderte sich, wurde von sorgenvoll zu lustvoll, und das warme Pulsieren kehrte in ihren Körper zurück und verstärkte sich, bis es beinahe schmerzte. Sie sah, wie sein Kehlkopf arbeitete. Seine Kiefer sich
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