Des Todes Liebste Beute
wo? Also säuberte sie eine Schale für ein Duftpotpourri und füllte sie mit Katzenfutter. Dann wusste sie nicht mehr, was sie tun sollte.
Die gedämpfte Melodie ihres Handys drang an ihr Ohr, und sie suchte in ihrer Tasche, während ihr Puls zu jagen begann. Der letzte Anruf auf ihrem Handy war eine Drohung gewesen, und obwohl die ganze Kirche voller Cops war, würden die Reagans erst außer Gefahr sein, wenn dieser Alptraum vorbei war. »Kristen Mayhew.«
»Miss Mayhew, hier spricht Dr. Porter. Ich arbeite in der Gerichtsmedizin vom Lake County. Man hat mir gesagt, dass Sie nach Leah Broderick suchen.«
Zitternd setzte Kristen sich an ihren Tisch und suchte nach einem Zettel und einem Stift. Im Lake County lag die Hütte der Worths mit dem Schießstand. »Ja, das ist richtig.«
»Nun ja, ich habe ihren Totenschein am 27. Dezember letzten Jahres ausgefüllt. Es war Selbstmord.«
Kristen seufzte. »Das zumindest überrascht mich nicht. Können Sie mir sagen, wer sie identifiziert und sich um die Beerdigung gekümmert hat?«
»Ihr Vater, das weiß ich noch.« Kristen hörte, wie ein Aktenschrank geöffnet wurde. »Ich schau mal nach, wie er hieß.« Das war seltsam, dachte sie. Sie konnte sich gut erinnern, dass Leah nur mit ihrer Mutter zusammengewohnt hatte. Nun, der Versuch war es sicher wert …
»Hieß er vielleicht Robert Barnett? Oder Worth mit Nachnamen?«
»Nein, ich meine nicht. Warten Sie. Ah … hier ist es. Owen Madden.«
Kristens Hand wurde kraftlos, der Stift fiel auf den Tisch. »Nein. Das kann nicht stimmen.«
»Doch, ich kann Ihnen versichern, dass dem so ist.« Er klang pikiert. »Ich erinnere mich auch gut an ihn. Wir haben die Identifizierung über Video gemacht, weil sie so entstellt war. Er stand stoisch wie ein Marine da.«
Einen Moment lang konnte Kristen nichts tun. Ihr Atem kam rasch und stoßweise. Owen. Das war doch nicht möglich.
Mein Gott.
»Ähm, vielen Dank, Dr. Porter. Und bitte entschuldigen Sie, aber das ist für mich ein kleiner Schock.«
Klein?
Sie hatte Mühe, nicht zu hyperventilieren. »Danke noch einmal.«
»Ich habe eine Kopie seines Führerscheins gemacht«, sagte Porter. »Ich kann sie Ihnen faxen, wenn Sie sie brauchen.«
»Ja, bitte.« Sie gab Porter ihre Faxnummer. »Und danke, dass Sie angerufen haben.«
Mit heftig hämmerndem Herzen drückte Kristen das Gespräch weg.
Ich muss nachdenken. Nachdenken.
Owen. Wie konnte das sein?
Aber wieso nicht?
»Ich muss Abe anrufen«, murmelte sie und klappte das Telefon erneut auf.
»Vielleicht später«, sagte eine heisere Stimme hinter ihr, und bevor sie schreien konnte, presste sich eine Hand über ihren Mund. Die andere griff nach dem Handy, und sie spürte einen großen harten Körper an ihrem Rücken. »Jetzt halt einfach den Mund und tu, was ich sage.«
Kristen wehrte sich, aber der Mann war zu stark. Sie dachte an Vincent und Kyle und wusste, dass es nun vorbei war. Wo war McIntyre?
»Hör auf zu zappeln«, zischte er. »Oder es wird dir Leid tun.«
Sie dachte an ihre nagelneue Pistole, die vollkommen nutzlos in ihrer Schublade lag. Sie wand sich und trat nach hinten, und er nahm die Hand von ihrem Mund und schlug sie gegen ihre Schläfe.
Kristen sah Sterne. Dennoch holte sie Luft und schrie, so laut sie konnte. Wundersamerweise wurde die Tür aufgerissen, und Aidan erschien. Einen Sekundenbruchteil stand er schockiert da, dann sprang er vor, packte den Mann und riss ihn zu Boden, und sie war frei. Kristen taumelte zurück, bis sie an die Kante ihres Schreibtischs stieß. Entsetzt sah sie zu, wie die beiden Männer miteinander rangen.
Polizei. Ruf die Polizei.
Das Handy hatte der Mann genommen, also griff sie nach der Festnetzanlage. Das Telefon war tot, und sie nahm stattdessen ihre Pistole. Die zwei rollten sich über den Boden und kämpften um die Oberhand, dann gelang es Aidan, den Eindringling mit einem mächtigen Stoß gegen die Wand zu schleudern. Ohne zu denken, agierte sie. Sie zielte und zog den Hahn durch, wieder und wieder, bis der Mann zu Boden sank. Aidan erhob sich auf alle viere und starrte erst den Mann, dann sie schwer atmend an. Kristen schien zu Stein erstarrt. Ihr Arm war noch immer gehoben, der Lauf der Pistole zeigte auf die Wand, auf deren blauweißer Tapete nun eine Blutspur zu sehen war.
»Mein Gott.« Aidan stand auf, kam zu ihr, nahm ihr sanft die Waffe aus der Hand und zog sie in die Arme. Gemeinsam versuchten sie, wieder zu Atem zu kommen, dann zuckte sein Körper
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